Konferenz zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution
Die Machteroberung 1917 und die Machtfrage heute

Friedemann Munkelt

Konferenzmotto

Unter diesem Thema fand in Leipzig am 04.11.17 eine wissen-schaftliche Konferenz linker Organisationen statt. Zu den Trägern und Unterstützern der Konferenz zählten: Marxistisches Forum Sachsen und Leipzig, der Liebknecht-Kreis Sachsen, die Kommunistische Plattform Sachsen, der Geraer Sozi-alistische Dialog, der Regionalverband Leipzig des RotFuchs-Fördervereins, die Kommuni-stische Partei Leipzig, die Sozialistische Alternative Vorwärts Leipzig, die Regionalgruppe Leipzig unseres Verbandes, SDAJ Leipzig und ISOR Leipzig.

Arnold Schölzel (RotFuchs)

Aus der Geschichte lernen, heißt die Gegenwart zu begreifen und die Zukunft zu gestalten! Diesem Motto fühlten sich die vier Referenten der Konferenz verpflichtet. In Form von Thesen äußerten sich Arnold Schölzel (RotFuchs), Steve Hollasky (Sozialistische Alternative), Ekkehard Lieberam (Marxistisches Forum) und Volker Külow (Die Linke). Unter den vier vorbereiteten Diskussionsrednern befand sich auch das Mitglied unseres Verbandes Heinz Bilan, sein Beitrag ist am Ende eingefügt. Natürlich ist es nicht möglich auf alle Beiträge inhaltlich einzugehen, so wie die Konferenzmaterialien in digitaler Form vorliegen, werden wir sie veröffentlichen.

Die sich anschließende Diskussion war von großer Lebhaftigkeit gekenn-zeichnet, teilweise gab es konträre Auffassungen zu den vorgetragenen Thesen. Ohne eine Gesamtbewertung vorzunehmen, waren für mich folgende Punkte wesentlich:

  • Übereinstimmung bestand in der Anerkennung der epochalen Bedeutung der Oktoberrevolution, damit wurde in der Folge die verhängnisvolle Kette imperialistischer Kriege unterbrochen
  • Der Sozialismus hat eine schwere Niederlage erlitten, die Ursachen sind vielfältiger Natur. In der künftigen gesellschaftlichen Entwicklung werden aber die gesammelten Erfahrungen eine wichtige Rolle spielen
  • Eine der aktuell wichtigsten Frage ist die der Sicherung des Friedens! Das Recht auf Leben ist das wichtigste Menschenrecht. Hier sollten die politisch tätigen Kräfte aktiv zusammenarbeiten.

Hervorzuheben ist die Bandbreite der vertretenen Organisationen, es geht also auch ein Zusammen-wirken bei zum Teil gravierenden unterschiedlichen Auffassungen! Besonders erfreulich, unter den Anwesenden und Teilnehmern der Diskussion viele junge Gesichter. Es war eine Optimismus verbrei-tende Konferenz.

 

Diskussionsbeitrag des Genossen Bilan:

W. I. Lenin – Die Oktoberrevolution 1917 und die Militärfrage

von Heinz Bilan

Heute wurde mehrfach betont: Die Große Sozialistische Oktoberrevolution 1917 in Russland ist ohne die Tätigkeit W. I. Lenins undenkbar.

Warum hasst der Gegner Lenin mit solch intensiver Brutalität?
- Wegen seiner Unbestechlichkeit im Denken und Handeln;
- Wegen seiner Unbeugsamkeit im Klassenkampf;
- Wegen der wissenschaftlichen Tiefe seines theoretischen Werkes.

Natürlich war er kein Heiliger, sondern Mensch wie jeder andere – auch mit Irrungen und Schwächen.

In jeder Revolution geht es vor allem um die Eroberung und Verteidigung der Macht. Die im Oktober 1917 in Russland zur Macht gelangte Arbeiterklasse im Bündnis mit den werktätigen Bauern musste sich von der ersten Stunde an der wütenden Reaktion in und außerhalb Russlands erwehren.

Es gehört zu den großen Leistungen der Bolschewiki und Lenins persönlich darauf eine Antwort gefun-den zu haben. W. I. Lenin war ein ausgezeichneter Kenner der Militärfrage. Er stützte sich dabei vor allem auf die Vorleistungen auf diesem Gebiet von Marx und Engels. Viele Probleme, besonders des siegreichen Sozialismus, entwickelte er neu. Gleichzeitig leistete er einen großen Anteil an der direkten praktischen Führung der Roten Garden und später der Roten Armee. Er bejahte die große Leistung der Roten Garden in Vorbereitung und während der Oktoberrevolution. Gleichzeitig musste er – als es galt, reguläre Streitkräfte zur Verteidigung der jungen Sowjetmacht zu schaffen – gegen viele Überbleibsel aus der Zeit der Roten Garden ankämpfen. Das waren u. v. a. das Partisanentum, die mangelnde Disziplin, die Wählbarkeit der Kommandeure, die Machtfülle der Soldatenräte. Einiges davon war zu Beginn der Revolution nicht anders denkbar. Und nicht alles in diesem Prozess war von Anfang an klar wie sozialistische Streitkräfte aussehen mussten. Auf dem VIII. Parteitag sagte er darüber: „Wir gingen tastend voran“ – z. B. in Fragen der Einzelleitung.

Lenin beantwortete wesentliche Fragen über den Charakter sozialistischer Streitkräfte, die Prinzipien ihres Aufbaues, zur Rolle regulärer Streitkräfte, ihrer Erziehung und Ausbildung, ihrer Bewaffnung. Als wichtigstes Prinzip sozialistischer Streitkräfte benannte er ihre Führung durch die Partei der Arbeiter-klasse, die später das Unterpfand des Sieges der Roten Armee im Großen Vaterländischen Krieg war. Die sogenannten „Reformer“ in der NVA der DDR 1989/90 „vergaßen“ das, als sie die Politorgane und die Parteiorganisationen der SED abgeschafft haben – sehr zur Freude der Machthaber in der BRD und ihres verlängerten Armes „Minister“ R. Eppelmann.

In vielen Schriften hinterließ uns W. I. Lenin ein umfangreiches wissenschaftlich-militärisches Erbe. Zu nennen sind da – Was sind die Volksfreunde; Was tun; Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück; Der Fall von Port Arthur; Die Truppen und die Revolution; Staat und Revolution – um nur einige zu nennen. Am Schluss sollen aus seiner Arbeit „Das Militärprogramm der proletarischen Revolution“ nur einige Zitate genannt werden:

  • Zum Krieg: „Sozialisten, um nicht aufzuhören Sozialisten zu sein, können nicht gegen jeden Krieg sein“ und „In der Klassengesellschaft bestehen natürliche Widersprüche, die zu einem Bürgerkrieg führen können“.
  • Analog – nach einem siegreichen Sozialismus in einem Land schlussfolgert er: „Erst nachdem wir die Bourgeoisie in der ganzen Welt, und nicht nur in einem Land niedergeworfen und expropriiert haben, werden die Kriege unmöglich werden“.
  • Und er setzt fort: „Eine unterdrückte Klasse, die nicht danach strebt, die Waffenkenntnis zu gewinnen, in Waffen geübt zu werden, Waffen zu besitzen, eine solche Klasse ist nur wert unterdrückt, misshandelt und als Sklave behandelt zu werden“.
  • Zum Schluss: „Nur nachdem das Proletariat die Bourgeoisie entwaffnet hat, kann es, ohne an seiner weltgeschichtlichen Aufgabe Verrat zu üben, die Waffen zum alten Eisen werfen, was es auch sicher dann – aber nicht früher – tun wird“.

Wie so Vieles, haben wir 1989/90 auch dieses Vermächtnis W. I. Lenins, was wir zuvor oft zitiert, wiederholt haben – nicht beachtet. Auch deshalb mussten wir eine große Niederlage einstecken.

Wir – und die nach uns kommen, dürfen die Lehren der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution und W. I. Lenins niemals vergessen. Sie sind auch eng verbunden mit dem Vermächtnis von Marx und Engels. Es lohnt sich, sie heute immer wieder zur Hand zu nehmen.

Und weil manche in Der Linken (Rosa-Luxemburg-Stiftung) gern einen großen Widerspruch zwischen Lenin und R. Luxemburg konstruieren – ein Zitat von ihr: „Daher ist es politische Pflicht, gegen diesen (den deutschen – H. Bilan) Militarismus und seine Alliierten (heute NATO – H. B.) zu kämpfen bis aufs Messer“. Und wenn man uns deswegen anfeindet redet sie uns zu: „Aber was tut’s: Je schärfer die Brise, umso lustiger flattert die erste Fahne“. (R. Luxemburg, Gesammelte Werke, Bd. 7/2, S. 837/8)

Möglichen Kritikern sei es gesagt: Selbstverständlich müssen die Gedanken von Marx, Engels und Lenin schöpferisch weiterentwickelt bzw. auf unsere Zeit angewendet werden.

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