Ruhmlose Jahrestage

von

Admiral a.D. Theodor Hoffmann,

Vorsitzender. des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und

Grenztruppen der DDR e.V.

und

Generalleutnant a.D. Manfred Volland

Mitglied des Vorstandes ISOR e.V.

03.12.2013

 

Die Völker der Welt werden 2014 der Millionen Toten gedenken, die in den beiden Weltkriegen des vorigen Jahrhunderts zu beklagen sind.

Der 1. Weltkrieg hatte vor 100 Jahren 1914 und der 2. Weltkrieg vor 75 Jahren 1939 begonnen. Gedenken heißt vor allem erinnern, Ursachen zu suchen, Lehren zu ziehen und Konsequenzen für das Weiterleben der Völker abzuleiten.

Am 2.12.1914 lehnte Karl Liebknecht die Kriegskredite im Reichstag mit folgender Begründung ab:

„ Dieser Krieg, den keines der beteiligten Völker selbst gewollt hat, ist nicht für die Wohlfahrt des deutschen oder eines anderen Volkes entbrannt. Es handelt sich um einen imperialistischen Krieg, einen Krieg um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarktes, um die politische Beherrschung wichtiger Siedlungsgebiete für das Industrie- und Bankkapital. Es handelt sich vom Gesichtspunkt des Wettrüstens um einen von der deutschen und österreichischen Kriegspartei gemeinsam im Dunkel des Halbabsolutismus und der Geheimdiplomatie hervorgerufenen Präventivkrieg.“

Dieser barbarische, über 4 Jahre dauernde Krieg hat den europäischen Völkern mehr als 15 Millionen Tote, unsagbares Elend und Leid gebracht und endete mit einer verheerenden Niederlage des deutschen Imperialismus.

Liebknechts eindeutige Charakterisierung des 1.Weltkrieges hat sich mit dem

2.Weltkrieg bis zur Gegenwart, dem Überfall auf Jugoslawien, mit dem Krieg gegen Afghanistan und bei allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr bestätigt. Diese Beurteilung hat bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren und gehört zur Analysenforschung über Krieg und Frieden genauso wie Lenins Imperialismusanalyse. Er wies nach, dass der Expansionsdrang imperialistischer Mächte die wesentliche Ursache des 1.Weltkrieges war.

Nationale und internationale Monopole stehen im erbitternden Konkurrenzkampf um Absatzmärkte, der Gewinnung von Rohstoffen zur Erreichung von Maximalprofit Längst ist die Rüstungsproduktion und deren Export zum lukrativsten Geschäft des Industrie- und Bankkapitals geworden. Völkerrechtliche Normen, elementare Menschenrechte werden außer Kraft gesetzt, wenn es um Macht und Profit geht.

Aggressiv in seiner Wesensart, begann der deutsche Imperialismus unter Missachtung des Versailler Vertrages und zur faschistischen Diktatur ausgewachsen, im Jahre 1939 den 2.Weltkrieg.

Die maßlose Gier des deutschen Imperialismus nach weltweiter Macht, mit deutscher Großmannsucht und arischer Verblödung gepaart, stürzte die Welt in einen Krieg, den diese bisher nicht kannte. An seinem Ende waren mehr als 60 Millionen Tote zu beklagen.

Millionen wurden aus ihren Heimatländern vertrieben wie Sklaven in den Konzentrationslagern misshandelt und ermordet. Darunter sechs Millionen Juden , Sinti und Roma. Auch unzählige deutsche Kommunisten und Sozialdemokraten, Christen, Antifaschisten und Kriegsgegner fielen dem Rassenwahn zum Opfer. Die größten Opfer brachte die Sowjetunion. Mehr als 26 Millionen Sowjetbürger haben ihr Leben gelassen, 1700 Städte, 70 000 Dörfer und mehr als sechs Millionen Gebäude wurden zerstört.

Mit der vernichtenden, Niederlage des deutschen Imperialismus 1945 war die Zeit gekommen, dass auch in Deutschland die Frage Krieg und Frieden einer eindeutigen Zäsur bedurfte. Wir hatten die Pflicht, uns ohne Wenn und Aber als die Hauptschuldigen an der Menschheitskatastrophe des Jahrhunderts zu bekennen.

Das Feuer des Krieges war noch nicht verloschen, da haben die machtgierigen Vertreter des Großkapitals eine Revision der Ergebnisse des 2.Weltkrieges ins Visier genommen. Im Bunde mit dem USA- Imperialismus glaubten die deutschen Raubritter, die Zeit für eine Revanche sei gekommen. Der Kalte Krieg wurde angeheizt, die Wiederaufrüstung vorangetrieben und mit der NATO entstand ein gefährliches Bedrohungspotential.

Die 40 jährige Existenz der DDR, und die zu ihren äußeren Schutz geschaffenen Bewaffneten Organe, allen voran die NVA, hat die Lehren der Vergangenheit ernst genommen. Frieden war die Lebensmaxime unseres Staates.

Nicht einen Tag hat die DDR Krieg geführt und kein Soldat der NVA war für kriegerische Aktionen im Ausland eingesetzt. In diesem Sinne haben wir die Lehren von Karl Liebknecht und Lenin beherzigt. Es erfüllt uns heute noch mit Stolz, dass wir als Mitglieder von ISOR und dem Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und GT der DDR e.V. zu jenen zählen, die die längste Friedensperiode im vergangenen Jahrhundert mit gesichert haben. Das ist für uns im Jahre 2014, dem 65. Gründungsjahr der DDR, ein Anlass, diese Tatsache selbstbewusst zu würdigen.

Diese Friedenspolitik der DDR beruhte auf unserer Verfassung, in der im § 8 festgelegt war, „dass die DDR niemals einen Eroberungskrieg unternehmen oder ihre Streitkräfte gegen die Freiheit eines anderen Volkes einsetzen“ wird.

Die Charta von Paris vom 21.11.1990 mit 32 europäischen Ländern, sowie den USA und Kanada orientierte auf die Schaffung einer neuen friedlichen Ordnung für Europa, nach Beendigung des Ost - West Konfliktes.

Dazu war das internationale Kapital aber nicht bereit. Nach Auflösung des Warschauer Vertrages 1991 wäre es logisch gewesen, dass sich auch die NATO aufgelöst hätte. Man erfand aber neue Bedrohungslegenden zur Verschleierung der ökonomischen und politischen Expansionsziele. So begann ein neues Zeitalter von Kriegen und bewaffneten Konflikten. Aktuell gibt es weltweit 34 bewaffnete Konflikte. Sie werden heute unter den Legenden “Terrorismusbekämpfung“, „asymmetrischer Krieg“, „ethnische Auseinandersetzung“, „Sicherung des ökonomischen Wachstums“, „Kriege um Freiheit und Menschenrechte“ geführt.

Nach Eingliederung der DDR in die BRD wurden die Kriegsbeteiligung Deutschlands und der Auslandseinsatz der Bundeswehr zum Alltagsgeschäft deutscher Politik.

Das Eiserne Kreuz, unter dem die Wehrmacht im 1. und 2.Weltkrieg grausamen Völkermord beging, wurde erneut zum Symbol kriegerischer Handlungen mit deutscher Beteiligung. Zum Jahresende 2013 waren noch immer mehr als 5200 Soldaten der Bundeswehr im Auslandseinsatz, so u.a. in Afghanistan, im Kosovo, am Horn von Afrika, im Libanon, Sudan Mali und in der Türkei.

Leider hat sich in der deutschen Geschichte die Sozialdemokratie stets als Steigbügelhalter und Befürworter der Kriegsherren erwiesen. Das ist auch heute so mit der uneingeschränkten Zustimmung zu den Kriegseinsätzen der Bundeswehr und zu Fragen des Rüstungsexportes.

Es ist wohl illusionär anzunehmen, dass die Sozialdemokratie ihre seit fast 100 Jahren praktizierte zustimmende Haltung zu den Fragen des Krieges ändert. Diese Haltung aber kann und darf keine Forderung für die Koalitionsfähigkeit der “LINKEN“ sein.

Die Rolle der Partei DIE LINKE. als einzige Antikriegspartei im Deutschen Bundestag, muss erhalten werden.

Bis heute lehnt sie alle Kriegseinsätze ab, ist gegen Waffenexporte und tritt für die friedliche Lösung anstehender Konflikte, für die Einhaltung des Völkerrechts durch alle Länder und ihrer Regierungen ein. Von ihr kann man behaupten, dass sie bisher die Lehren aus der verhängnisvollen deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts gezogen hat. Wir erwarten von ihr auch zukünftig eine solche prinzipielle Haltung. Sie darf nicht dulden, dass diese Antikriegshaltung, durch wen auch immer, in Frage gestellt wird. Sie steht in der Pflicht, alle Antikriegskräfte um sich zu scharen und sich an die Spitze notwendiger Aktionen zu stellen.

Wir von ISOR und vom Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und GT der DDR stehen diesbezüglich an ihrer Seite und werden sie nach unseren Möglichkeiten dabei unterstützen, in der Hoffnung, dass wir auch von ihr die erforderliche Unterstützung bei der Umsetzung unserer von der Vertreterkonferenz gegebenen Orientierung erhalten.

Die Gedenktage 2014 müssen vor allem Anlass sein, eine Lehre zu beherzigen:

Der Krieg ist kein Gesetz der Natur und der Frieden kein Geschenk.

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