Ehrung für Richard Sorge

Siegfried Eichner

 

Am 7. November 2021 trafen sich Mitglieder unseres Verbandes, Mitglieder der GRH, Kommunisten und Antifaschisten und Freunde der Sowjetunion um Richard Sorge, den großen Sohn des deutschen Volkes den Kommunisten und glühenden Internationalisten, den legendären Aufklärer und Helden der Sowjetunion zu Ehren.
Mit ihrer schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung an seiner Ehrentafel in der nach ihm benannten Straße in Berlin-Friedrichshain tragen sie jedes Jahr dazu bei, die Erinnerung an ihn wach zu halten und dafür zu sorgen, dass sein Opfer nicht vergessen wird.

Oberst a.D. Bernd Biedermann würdigte mit bewegenden Worten Leben und Leistung von Richard Sorge, dessen Beitrag zum Kampf der Sowjetunion gegen die faschistische Aggression durch die Verleihung des Titels „Held der Sowjetunion“ gewürdigt wurde.
Hier sind seine Ausführungen:

Richard Sorge

Nikolai Ostrowski schrieb in seinem Buch „Wie der Stahl gehärtet wurde“ schon 1936:
„Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist sein Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben und nutzen soll er es so, dass er sterbend sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft, habe ich dem Herrlichsten auf der Welt, der Befreiung der Menschheit gegeben.“

Wir wissen nicht, ob Richard Sorge diese Zeilen von Ostrowski kannte oder nicht. Aber wir wissen, dass er genauso gelebt und gehandelt hat.

Wer war Richard Sorge?
Richard Sorge war ein herausragender Aufklärer - ein Raswedschik!
Die im Westen verwendete Bezeichnung Spion oder Agent trifft auf ihn nicht zu. (Spione und Agenten wirken unter Deckung vor allem dafür, die gesellschaftliche Ordnung eines Staates zu untergraben und zu ändern.)  

Richard war für den sowjetischen Militäraufklärungsdienst GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) tätig und wurde von ihr geführt.

Zur Erinnerung einige Etappen seines Lebenslaufes:

geb.: 14.10.1895 in einem Vorort von Baku, wo sein Vater als deutscher Ingenieur in der Erdölbranche arbeitete. Richards Mutter Nina war eine Russin.

1898 zog die Fam. nach Berlin

Dort besuchte er die Oberrealschule.

1914 Richard war gerade mal 19 Jahre alt, da meldete er sich als Kriegsfreiwilliger.

1916 durch Granatsplitter schwer verletzt (beide Beine gebrochen)
        Zeit seines Lebens körperlich beeinträchtigt. Eisernes Kreuz   

Nach dem Notabitur begann er mit einem Studium (Nationalökonomie und Philosophie) in Berlin

Sein Studium beendete er1919 an der Uni Hamburg und promovierte mit „summa cum laude“ (besser geht nicht)

Bereits 1917 war er Mitglied der USPD geworden und beteiligte sich aktiv als Mitglied des Kieler Arbeiter- und Matrosenrates.

Am 15. Oktober 1919 trat er der KPD bei.
Richard war unermüdlich tätig. Er leitete Zirkel zum Studium der Werke von Marx, Engels und Lenin.

Die Folge: er wurde aus seiner Assistentenstelle entlassen und arbeitete dann mehrere Monate in einem Bergwerk unter Tage.

1921 wechselte er ins nahe gelegene Solingen, wurde Lehrer an der KPD-Parteischule und nahm am 2. Parteitag der KPD in Jena teil.

In den folgenden 3 Jahren war Richard landesweit aktiv.

Im Zuge der Vorbereitung des 9. PT 1924 kam er in Kontakt zu Mitarbeitern des in Moskau tätigen Büros der Kommunistischen Internationale.
Er entschied sich für eine Tätigkeit in diesem Büro und übersiedelte nach Moskau, wo er im Hotel Lux untergebracht wurde.

Er schrieb unter Pseudonym unzählige Artikel für Zeitschriften und unternahm viele Reisen ins Ausland, hauptsächlich nach Skandinavien und in fernöstliche Länder.

1926 wurde er Vorsitzender im Klub Deutsche Kommunisten in Moskau.
Seine Berichte und die klaren Analysen der Lage und seine Gabe, sich schnell mit Menschen anzufreunden, fielen schließlich auch Jan Karlowitsch Bersin auf, der die HVA (GRU) leitete. Er gewann Richard als Mitarbeiter seines Dienstes.

Ein paar Worte in eigener Sache:
1975 absolvierte ich einen Ein-Jahreskurs an der Akademie der HV Aufklärung der Sowjetarmee in Moskau. Dort wurde ich vorbereitet auf einen Einsatz als MA in Japan. Ich war der einzige Hörer mit dieser Bestimmung.
Das wissenschaftliche und menschliche Niveau dieser Akademie war mit Abstand das höchste aller Bildungseinrichtungen, die ich in meinem Leben erfahren habe.
Leider ist es uns nicht gelungen, die Akkreditierung für einen Militärattaché in Japan zu erreichen. Warum wohl?

Seinen ersten Auftrag erfüllte Richard Sorge in China. Dort war eine ernste Gefahr für die SU im Entstehen. Die Kuomindang und jap. Einheiten bereiteten sich, unterstützt von der Deutschen Reichswehr, auf einen Krieg vor.

Ende 1929 trat er eine Reise nach Shanghai an (getarnt als bürgerlicher Journalist).
Dort baute er eine Gruppe auf, in der Max Christiansen-Clausen als Funker arbeitete. Zur Gruppe gehörten außerdem Ruth Werner und Ozaki Hotsumi (Journalist).

Die Gruppe beschaffte wichtige Informationen über die Kräfte um Chiang Kai-shek und die deutschen Berater.

Anschließend kehrte Richard nach Deutschland zurück mit dem Auftrag, als deutscher Journalist getarnt nach Japan zu gehen.

Im September 1933 kam Sorge in Yokohama an wo er in den folgenden Jahren ein Netzwerk von Informanten aufbaute das bis in höchste japanische Kreise reichte.
Nach einem Jahr wurde er Mitglied der NSDAP und pflegte intensive Kontakte zu Mitgliedern der deutschen Botschaft, darunter zum Militärattaché Oberst Eugen Ott.

Richard verschaffte sich eine glaubwürdige Legitimation als deutscher Journalist.
1935 traf Max Christiansen-Clausen auf Sorges Bitte in Tokio ein.
Zusammen mit Ozaki Hotsumi, der aus China kam, bildeten sie die Gruppe „Ramsay“.

1936 überschlugen sich die Ereignisse nahezu. In Tokio fand ein Militärputsch statt. Mit den treffsicheren Analysen über die Ursachen und Folgen versetzte Sorge den Militärattaché Ott in die Lage, seine Vorgesetzten in Berlin zu informieren. Ott sorgte dafür, dass Sorge ein Büro in der Botschaft erhielt.

Eine erste Spitzenmeldung konnte Sorge 1936 zum Antikominternpakt nach Moskau geben.

Noch bedeutender war 1939 die Meldung über Einzelheiten des von Japan geplanten Überfalls auf die Mongolei. So gelang es, dass sowjetisch-mongolische Truppen im Sommer den japanischen Angriff am Chalkyn Gol zurückschlagen konnten.
Japan musste einen Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen und schied damit zunächst als potenzieller Gegner aus.

Als Hitlerdeutschland am 1. Sept. 1939 Polen überfiel, wurde Sorge von Eugen Ott, der inzwischen zum Botschafter ernannt worden war, mit der Führung des Kriegstagebuchs beauftragt.

Die dritte Spitzenmeldung bezog sich auf die unmittelbare Vorbereitung des Unternehmens „Barbarossa“ – dem Überfall auf die Sowjetunion. Eine klare Angabe zum Kriegsbeginn erfolgte am 15. Juni mit der Nachricht, dass der Krieg am 22. Juni beginnen wird. Stalin schätzte diese Information jedoch als Feindpropaganda ein, die ihn zu einem Militärschlag gegen Deutschland verleiten sollte und ignorierte sie. Ein verhängnisvoller Irrtum, der dem Land große Verluste brachte.

Eine vierte Spitzenmeldung setzte die Gruppe Ramsay am 14. September 1941 ab. Sie erfolgte unmittelbar nach einer Geheimsitzung des japanischen Thronrates und bezog sich darauf, dass Japan nunmehr die USA und die englischen Kolonien im Pazifik angreifen würde. Damit war die Gefahr für die Sowjetunion im Fernen Osten gebannt. Schukow konnte so die sowjetischen Truppen aus Sibirien abziehen und vor Moskau einsetzen. Die Wehrmacht konnte noch vor Moskau gestoppt werden. Damit war der Blitzkrieg gescheitert.

Seit 1939 bis zu diesem Zeitpunkt hatte Richard Sorge mit seinem Funker Meldungen mit über 65.000 Wörtern in 141 Funksprüchen und zahlreiche Mikrofilme nach Moskau übersandt.

Im Rahmen der Observierung japanischer Kommunisten wurde dann eine Kontaktperson enttarnt. Ozaki wurden am 15. Oktober 1941 und Richard Sorge 3 Tage später verhaftet.

Erst im September 1943 begann unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen Richard Sorge in Tokio.
Am 29. September wurde das Todesurteil gegen ihn und Ozaki Hotsumi verkündet. Ihre Einsprüche wurden abgelehnt.

Erst am 7. November 1944, auf den Tag genau heute vor 77 Jahren, wurden beide gehängt und auf dem Friedhof Zöshigaya begraben.
1949 ließ seine japanische Geliebte Hanako Ishii das Grab öffnen und exhumieren. Das Skelett wurde eingeäschert und die Asche auf dem Friedhof Tama westlich von Tokio beigesetzt.

Auf dem Grabstein aus schwarzem Marmor stehen die Worte:

„Hier liegt ein Held, der sein Leben im Kampf gegen den Krieg und für den Weltfrieden geopfert hat.“

1964 erhielt Richard Sorge postum den Titel „Held der Sowjetunion“. 

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