Meinung zum Ukrainekonflikt

 

Als Berufssoldat habe ich mich 17 Jahre dafür eingesetzt, den Frieden zu erhalten. Von 1982-1986 war ich Hörer an der Militärpolitischen Akademie W.I. Lenin in Moskau. Diese Jahre haben mich sehr geprägt und mit diesem Land verbunden. Als ich vom Krieg gegen die Ukraine hörte, konnte ich es kaum glauben. Unverständlich, wie kommt Putin dazu, die Ukraine, ein Brudervolk Russlands, vor allem aus Sicht des gemeinsam erfahrenen Leids des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, zu überfallen?
Ein Krieg, in dem Opfer auf beiden Seiten unvermeidlich sind, muss schnellstes beendet werden. Ich halte es nicht für eine Lösung, Russland zu ächten und keinerlei diplomatische Lösungen zu praktizieren, wie es gegenwärtig geschieht. Russland wird dermaßen an die Wand gedrückt, dass kaum noch eine Chance besteht, ihm einen Ausweg zu ermöglichen. Lange habe ich versucht, mir persönlich eine Orientierung zu verschaffen. In den gegenwärtig vorherrschenden kriegshysterisch orientierten Medien war es mir nicht vergönnt, ein reales Bild der Geschehnisse zu erhalten. Ich konnte nicht einmal die Rede Putins vom 21.02.2022 im Originalwortlaut, geschweige denn in Russisch in die Hand bekommen. Erst als ich die "Junge Welt" durchforstete, fand ich eine zweiteilige Dokumentation zur Rede, die mich weiter brachte. 

Wieder einmal wurde in üblicher Manier gekürzt und ausgelassen, so dass der Inhalt völlig verfälscht wurde. Wenn ich auch den Ausführungen Putins nicht komplett zustimmen konnte, ergab sich doch eine nachvollziehbare Erklärung, die mich veranlasste, abweichend vom bei uns gezeichneten Bild, das Studium von Hintergründen zu betreiben und jede Nachricht westlicher Medien genau zu prüfen. Die Berichterstattung in unseren Medien ist dermaßen von Kriegshysterie und Hetze gegen Russland geprägt, begünstigt durch fehlende Informationen, dass viele kaum noch den Mut haben, nachzudenken, geschweige denn etwas dagegen zu sagen.
Die gesamte Gesellschaft scheint gleichgeschaltet und der Zensur durch die Gemeinschaft zu unterliegen. Wer sich heute nicht gelb-blau positioniert, wird schief angesehen oder unterliegt sogar dem Berufsverbot (z.B. Dirigenten, die sich nicht "positionieren", werden eben entlassen). Wo bleibt unsere viel beschworene Meinungsfreiheit?
Ein "Markstein" war für mich auch das Buch von Zbigniew Brzezinski „Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft". Wer die Welt von heute verstehen will, muss dieses Buch, erschienen 1997, gelesen haben. Das Szenario, das wir heute erleben, ist dort vorweg genommen und zeigt, dass die USA diesen Krieg führen, über eine Fernschaltung, wie sie es schon immer gern gemacht haben, ohne selbst wirksam zu werden. Sie lassen die Ukraine und im weiteren Europa den Kopf für ihre Interessen der globalen Führerschaft hinhalten.
Im Prinzip ist dies ein Krieg, der schon lange läuft; spätestens seit 2014, als die Ukraine einen inneren Krieg unter Regie der USA gegen Donbass und Lugansk begann, der bis heute andauert und mindestens 6000 zivile Opfer und zehntausende Soldatenleben forderte sowie unermessliches Leid für die Zivilbevölkerung brachte. Im Westen wurde dieser Krieg totgeschwiegen. Man stelle sich vor, dass irgendwo auf dieser Welt Zehntausende Amerikaner, Zivilisten oder Soldaten, ihr Leben lassen müssten, was würde die USA wohl tun?
Meiner Meinung nach gibt es nur einen Ausweg, diesen Krieg zu beenden, bevor er zum Flächenbrand ausartet. Beide Seiten, damit meine ich nicht nur Russland und die Ukraine, sondern auch die „westliche" Welt müssen sofort an den Verhandlungstisch. Dabei müssen die legitimen Interessen beider Seiten betrachtet werden. Russland muss per Vertrag glaubhaft zugesichert werden, die NATO- Erweiterung Richtung Osten zu stoppen und zu garantieren, dass die Ukraine weder jemals NATO-Mitglied werden noch Atomwaffen einsetzen kann. Die Ukraine muss ein neutraler Puffer zwischen Nato und Russland bleiben.
Weiterhin muss Russland als Atommacht eine Möglichkeit erhalten aus den Sanktionen in die Normalität herauszukommen, als vollwertiger Staat in Europa und weltweit anerkannt zu werden.

Wolfgang Calvelage
Oberstleutnant a.D.

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