15.08.2022

Liebe Genossen und Freunde,

was waren das noch für Zeiten, in denen die Bundeswehr ausschließlich innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland agieren musste. Da könnte man erwarten, dass jeder BuWe-angehörige wusste, wo er sich befindet und einigermaßen innerhalb des politischen Kontextes auskannte. Es darf bezweifelt werden, dass die Teilnehmer des Manövers im Indopazifik die Brisanz der aktuellen politischen Entwicklung in der Region begreifen.
Aber den Spruch kennen wir ja:
Die Bundeswehr hat zwar keine Ahnung davon, was sie macht; aber das was sie macht, macht sie mit vollem Einsatz.

Siegfried Eichner

 

Luftwaffen-Manöver im Indopazifik:
Über China und Taiwan wird nicht geredet

Christine Dankbar

Die Übung „Rapid Pacific“ ist das ehrgeizigste Projekt in der Geschichte der Luftwaffe.
Der Ukraine-Krieg und die Taiwan-Krise macht sie brisant.

Ungewöhnliches Manöver, ungewöhnliche Vorstellung. In ein australisches Restaurant im Sony Center am Potsdamer Platz hat die Luftwaffe am Freitag eingeladen, um ihr bisher ambitioniertestes Projekt vorzustellen: Die Übung „Rapid Pacific 2022“, die vor allem in Australien stattfindet.
An der Seite des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, saß der australische Botschafter Philip Green, der die Entsendung der Luftwaffe in den Indopazifik als wichtiges Signal begrüßte.

Am Montag starten sechs Eurofighter vom Stützpunkt in Neuburg, um binnen 24 Stunden Singapur zu erreichen. Sie werden daher von drei Tankflugzeugen A330 flankiert. Außerdem sind vier Transportflugzeuge des Typs A400M im Einsatz. Von Singapur geht es weiter nach Australien, wo im August und September gemeinsame Übungen mit australischen Streitkräften und weiteren Partnern aus der Region geplant sind.

„Was hier passiert, hat Auswirkungen auf die ganze Welt“, sagte Green am Freitag. 17 Partnerländer seien an der dreiwöchigen Operation Pitch Black in Australien beteiligt. Eine Nation, die in unmittelbarer Nähe zu den Manövern liegt, sprach er dabei allerdings nicht an: China. „Rapid Pacific“ wird in Deutschland schon seit zwei Jahren vorbereitet, da waren weder der Ukraine-Krieg noch die derzeitige Krise zwischen Taiwan und China vorherzusehen.

Könnten die Chinesen auf die Militärpräsenz nicht empfindlich reagieren? Sowohl Green als auch Gerhartz wichen dieser Frage tunlichst aus. Das alles habe mit China überhaupt nichts zu tun, sagten beide übereinstimmend. „Wir haben unsere Differenzen, aber jeder von uns hat Interesse an stabilen Beziehungen“, sagte Green. Beim vorliegenden Manöver habe man vor allem das Interesse, das Bündnis mit Deutschland zu festigen. Auch Gerhartz sieht kein Problem, dass sich China provoziert fühlen könnte. Man bewege sich auf internationalen zivilen Luftstraßen, erklärte er. „Wir fliegen zu unseren Partnern und senden keinerlei bedrohliche Signale an China.“

Manöver im Indopazifik: Die Aufgaben im Baltikum werden weitergeführt
Er versuchte außerdem, Vorbehalte zu zerstreuen, dass die Kräfteverlagerung die Verteidigungsbereitschaft in Europa schwächen könnte. „Wir sind uns sicher, dass wir beides leisten können“, sagte er und verwies darauf, dass Deutschland jetzt beim sogenannten Air Policing Baltikum wieder für acht Monate die Führung übernehmen werde. Auch die Sicherheit des deutschen Luftraumes sei weiterhin gewährleistet.

Die größere Sorge ist offenbar, ob Logistik und Material die ehrgeizigen Ziele durchkreuzen. Die Generalprobe ging jedenfalls schon mal schief. Am 22. Juli hatte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht den Stützpunkt in Neuburg besucht und wollte sich von der Einsatzbereitschaft der Eurofighter überzeugen. Die mussten an dem Tag aber am Boden bleiben, weil ein Hersteller von Schleudersitzen Qualitätsprobleme bei dort verbauten Kartuschen angezeigt habe. Die Überprüfungen hätten ergeben, dass alles in Ordnung sei, sagte Gerhartz am Freitag.

Doch auch so ist vieles unwägbar an der Mission, die in einem Gebiet mit ungewohntem Klima stattfindet. Das Wetter, so der Generalleutnant, sei sicherlich „der spannendste Faktor“. So könne es Schwierigkeiten bei der Luftbetankung geben, wenn die Turbulenzen zu stark würden. Gerhartz, der einen Teil der Strecke selbst fliegen will, nahm es jedoch gelassen. „Es wäre die erste Truppenverlegung, die genau so läuft wie geplant.“

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/luftwaffen-manoever-im-indopazifik-ueber-china-und-taiwan-wird-nicht-geredet-li.256074
14.8.2022

Unsere Webseite verwendet für die optimale Funktion Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.