07.03.2023

Die „internationale Isolation“ der Russischen Föderation


Oberst a.D. Friedemann Munkelt


Seit Beginn der Sanktionspolitik der USA und ihrer europäischen Vasallen wird uns medial suggeriert, dass Russland isoliert und verurteilt durch die Weltgemeinschaft sei. Als neuerlicher Beweis wurde jüngst die Abstimmung der UN-Vollversammlung vom Februar angeführt. 141 Staaten stimmten für die Resolution der Verurteilung Russlands, 7 stimmten dagegen und 32 enthielten sich. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an eine Abstimmung zur Aufhebung der us-amerikanischen Sanktionen gegen Kuba, die fast ausnahmslos durch alle Staaten gebilligt wurde, in unseren Medien aber keinerlei Reaktion zur Folge hatten.

Zur vorgenannten Abstimmung erschien bei RIA-Novosti ein Artikel von Pjotr Akopov, den ich wie folgt übersetzt habe:

 

Druck auf die Welt zum Frieden auf amerikanisch –
Lehren der Abstimmung in der UNO


Im Westen wird die am Vorabend des Jahrestages des Beginns der Spezialoperation in der Ukraine angenommene Resolution als Sieg und Zeugnis dessen gewertet, dass „auf der Seite Russlands nur eine Handvoll Stimmen“ (Josef Borrell) gewesen sei und „Russland heute genauso isoliert sei wie vor einem Jahr“ (Annalena Baerbock). Die Billigung der UNO-Resolution zur Unterstützung Kiews durch die überwältigende Mehrheit sei ein wichtiges Signal für den Abzug Russlands vom Territorium der Ukraine, erklärt die deutsche Außenministerin, und die formalen Zahlen sollen ihre Wahrheit unterstützen.

141 Länder stimmten für die Resolution über die Notwendigkeit der schnellstmöglichen Erreichung eines „allumfassenden, gerechten und stabilen“ Friedens in der Ukraine, verbunden mit der Forderung dass Russland „unverzüglich, vollständig und bedingungslos seine Streitkräfte vom Territorium der Ukraine und ihrer international anerkannten Grenzen“ abzieht – bei 7 Gegenstimmen und 32 Enthaltungen. Aber wenn wir die Zusammensetzung der Abstimmenden und der Nichtabstimmenden analysieren, dann zeigt sich, dass sich im Vergleich zum Vorjahr die Situation praktisch nicht verändert hat und sich auf der Seite des Westens der kleinere Teil der Menschheit befindet.

Wie setzt sich die Zahl der 141 Staaten zusammen, die für die Resolution stimmten? Zu ihnen gehören nicht nur das Dutzend der vom Westen absolut abhängigen Länder Ozeaniens, sondern auch die Mehrheit der Länder Lateinamerikas, die nicht die Macht haben gegen die „regelbasierte“ amerikanische Weltordnung aufzutreten. Es gibt Serbien und Ungarn, die dafür gestimmt haben, aber in der Realität bestrebt sind eine ganz andere Politik durchzuführen, die auf den Schutz nationaler Interessen gerichtet ist.

Für die Resolution stimmten die Vertreter Afghanistans und Myanmars, obwohl die Regierungen beider Staaten den Westen nicht unterstützen. Tatsache ist, dass von ihnen diejenigen die dort sitzen kein Mandat der dortigen Regierenden haben: Kabul wird dort vertreten durch die Vortaliban-Regierung, und Nepido – ein Diplomat, der die Militärregierung, die das zivile Kabinett gestürzt hat, nicht anerkennt. Es gibt aber auch solche Staaten wie den Irak, der sich im vergangenen Jahr, als die UNO erstmalig eine Resolution mit der Verurteilung der „russischen Aggression“ annahm, sich enthielt, aber jetzt zustimmte. Die Amerikaner, die nach wie vor einen gewaltigen Einfluss im Irak haben, bearbeiteten gemeinsam mit anderen von ihnen zerstörten Staaten den Irak und jene drückten die richtigen Knöpfe. Was nebenbei bemerkt, den Irak nicht hindert, mit Russland in den verschiedensten Gebieten zusammenzuarbeiten. Das zeigte die zu Beginn des Monats stattgefundene Visite von Sergej Lawrow in Bagdad. Aber der Irak ist beileibe nicht das einzige derartige Land, das die Amerikaner dazu gebracht haben ihre Position zu verändern. Die Abstimmung vor einem Jahr ergab die die gleiche Zahl von 141 ja- Stimmen wie jetzt.

Aber wer fand die Kraft, sich dem Druck des Westens nicht unterzuordnen? Das waren nicht nur jene, die dagegen stimmten (7 Länder), sondern auch jene, die sich enthielten (32) oder an der Abstimmung nicht teilnahmen (13). Das heißt, nach Berechnung Russlands, 51 Stimmen – eine nicht gerade kleine Zahl. Es haben sich nicht nur China und Indien enthalten, sondern auch solche großen Staaten wie Pakistan, Iran, Südafrika, Vietnam, Algerien, Äthiopien, Bangladesh (die Bevölkerung nur der aufgezählten Länder beträgt mehr als vier Milliarden, bedeutet die Hälfte der Weltbevölkerung). Nicht abgestimmt haben oder enthielten sich sieben Länder des postsowjetischen Raumes, Weißrussland stimmte dagegen. Dagegen stimmten auch erstmalig Mali und Nikaragua, in Ergänzung zu Syrien Nordkorea und Eritrea, die genauso wie vor einem Jahr abstimmten.

Das bedeutet, von einer Isolation Russlands kann nicht die Rede sein, aber es gibt die kluge Arbeit des Westens mit den Eliten vieler Länder bei der Vorbereitung von Abstimmungen in der UNO. Der Westen, (in erster Linie natürlich die USA und Großbritannien) erpresst, droht und überredet – und für viele ist es einfacher in der UNO zuzustimmen als die ohnehin schwierigen Beziehungen ihrer Länder mit den Staaten zu verschärfen. Aber kann man denn solche Staaten wie die Türkei, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Brasilien, Mexiko (aber alle unterstützten die Resolution) als Verbündete der Angelsachsen und Befürworter einer Niederlage Russlands nennen? Natürlich nicht – das ist sichtbar in ihren Handlungen und in ihren Beziehungen zu unserem Land im letzten Jahr.

Der reale Kreis der Anhänger des Westens ist begrenzt auf ein halbes Hundert – es sind jene, die die Sanktionen gegen Russland eingeführt haben und mit den Waffenlieferungen in die Ukraine beschäftigen. Dabei sind das im Wesentlichen Länder: die USA und Europa (die zur NATO zählen – 30 Staaten), die angelsächsischen Länder Australien und Neuseeland, die von den USA abhängigen Staaten Japan und Südkorea plus das mit England verbundene Singapur. Dabei wollte nicht mal Südkorea den russischen Markt und die Beziehungen zu Moskau verlieren – im Grunde genommen wurde es gezwungen im Verbund zu bleiben. Wenn man also die Kräfteverteilung in der Welt real beurteilen will, dann bilden 50 Länder den Kern der antirussischen Koalition. Ja, ihre gemeinsame Macht ist sehr groß, aber trotzdem ist die westliche „goldene Milliarde“ gewohnt, sich und ihre Interessen als gemeinweltliche auszugeben. Und sie sind nicht bereit anzuerkennen, das die Zeiten wo das möglich war unumkehrbar vorbei sind. Unter anderem weil Russland Front gemacht hat gegen eine Politik der Konservierung „einer Ordnung, die auf Regeln basiert“, also auf dem Projekt der atlantischen Globalisierung.

Die Abstimmung in der UNO ist für den Westen ein wichtiges Element des Informationskrieges mit Russland, nicht mehr und nicht weniger. Der reale Zerfall der Kräfte des Westens ist gut sichtbar, obwohl man sich angewöhnt hat von hohen Tribünen aus über die „Geschlossenheit der ganzen Welt gegen Russland“ zu sprechen. Aber die Nachrichten aus der Realität erreichen auch das atlantische Weltbild – so zum Beispiel teilte Reuters mit, das „Indien die Erörterung zusätzlicher Sanktionen gegen Moskau behindert und die anderen Mitglieder der Gruppe G-20 aufruft, das Wort Krieg in der Formulierung der Abschlusserklärung über den Konflikt zu vermeiden“. Die Rede geht über die Vorbereitung zum Treffen der „Großen Zwanzig“ im Dezember in Delhi, bei welchem der Westen aufs Neue das nächste Spektakel der Verurteilung Russlands veranstalten wollte. Aber die nichtwestliche Welt wollte nicht nur nicht mitspielen und beobachten – sondern blockierte die Versuche der Angelsachsen das Gewünschte für das Wirkliche auszugeben.

Russland verfolgt mit allen Möglichkeiten sein „Recht stark zu sein“, das im Widerstand gegen den Westen, aber nicht gegen die gesamte Welt. Einen Teil der Welt kann man noch zwingen so zu stimmen, wie es die Atlantiker brauchen, den man mit Sanktionen erschrecken kann, den man aber niemals davon überzeugen kann, dass die „regelbasierte Welt“ die Zukunft ist. Niemand möchte nach fremden Regeln leben, die denen nützen, die ihre schwindene Hegemonie erhalten möchten.

 

Soweit die Übersetzung des Artikels, wenn man die Reisen des Bundeskanzlers nach Südafrika, Argentinien, Brasilien und kürzlich nach Indien betrachtet, so ist der Begriff „Abfuhr“ noch sehr milde ausgedrückt. Ein deutliches Zeichen, dass die Entwicklung in Richtung einer multipolaren Weltordnung geht!

 

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