Zum 75. Jahrestag des Attentats
durch Oberst Graf Schenk von Stauffenberg
am 20. Juli 1944

von Generalmajor a.D. Sebald Daum

Oberst Graf Schenk von Stauffenberg
Oberst Graf Schenk
von Stauffenberg

Am 20. Juli 2019 jährt sich zum 75. mal der Tag des Attentats durch Oberst Claus, Philipp, Maria Graf Schenk von Stauffenberg auf Hitler im Führer­haupt­quartier „Wolfsschanze“ in Rastenburg /Ostpreußen. Mit diesem geplanten Attentat sollte ein Signal für einen Umbruch im Lande gegeben werden mit dem Ziel die faschistische Diktatur zu beseitigen, aber die Machtgrundlagen des deutschen Monopolkapitals und des Militärs über den Krieg hinaus zu erhalten. Mit einer neuen Regierung sollte zuerst der Krieg an allen Fronten beendet und durch Verhandlungen mit allen Alliierten Mächten den deutschen Truppen die Möglichkeit gegeben werden, sich hinter die Staatsgrenze Deutschlands geordnet zurückzuziehen. Dabei sollte das Reich bestehen bleiben und nicht besetzt werden. Insbesondere durch den Einfluss der Sozialdemokraten Julius Leber und Prof. Reichwein strebte auch die Gruppe Stauffenberg eine demokratische Staatsform mit einer „Volksbewegung, mit sozial revolutionärem Charakter an, wo alle Stände, Schichten und Gaue vereinigt sind“ und dem Volk mehr Entscheidungs­mög­lichkeiten eingeräumt werden. Eine neue „Weimarer Republik“ der „Partei­en­herrschaft“ lehnten sie ab. An dem Erreichen dieser Ziele waren neben bestimmenden politischen Kräften des „Kreisauer Kreises“ , unter Führung des ehemaligen Leipziger Oberbürgermeisters und Juristen Carl Friedrich Goerdeler, mit einer etwas anderen Zielstellung, in erster Linie Offiziere des Ersatzheeres, des Wehrersatzamtes und der Wehrmacht an der Ostfront und in Paris unter Leitung von Oberst Graf Schenk von Stauffenberg beteiligt, die auch Kontakte zum antifaschistischen Widerstand hatten.

Die Mehrzahl der Militärs, die sich nun gegen Hitler wandten, hatten zu Beginn Hitler in allen Fragen, auch seiner Kriegsabsichten, vor allem gegen die Sowjetunion, unterstützt.
Erst durch die Niederlagen der Wehrmacht an der Ostfront in Stalingrad und im Kursker Bogen, die Niederlage in Afrika und der Landung der Alliierten auf Sizilien, dem Bombenkrieg in Deutschland, aber auch durch den antifaschistischen Widerstand im Reich, wie durch die Harry-Schulzen-Boysen Gruppe, der Gruppen Anton Saefkow, Franz Jakob, Bernhard Bästlein, der Gruppe „Weiße Rose“ der Ge­schwis­ter Scholl, kam es ab 1943 auch bei einem Teil der Militärs der Wehrmacht zu Zweifel vor allem an einen „Endsieg“ und damit zu einem Umdenken über die Existenz des Deutschen Reiches nach dem Krieg.

Plan WallküreIn der Beseitigung Hitlers sah man den Ausweg aus der entstandenen Lage und man begann Umsturzpläne zu schmieden. Oberst Stauf­fenberg, am 1. Juni 1944 zum Stabschef des Ersatzheeres ernannt, hatte nun die Bedingungen um auf Grundlage des Planes „Walküre“ des Ersatzheeres (linkes Bild) einen Umsturz auch militärisch abzu­si­chern. Eile war geboten, wollte man seine Ziele erreichen. Die Lage an den Fronten verschlechterte sich immer mehr, insbesondere an der Ostfront, wo die Heeresgruppe Mitte faktisch aufhörte zu existieren und die Truppen der Roten Armee fast bis an die ehemalige Reichsgrenze vorgedrungen waren, aber auch durch die Landung der Alliierten in der Normandie und der Eröffnung einer zweiten Front verschlechterte sich die Lage für die Wehrmacht.
Die Verhaftungen von einem Teil der Mitverschwörer, wie Prof. Dr. Adolf Reichwein und dem Sozialdemokraten Julius Leber am 04. und 05. Juli 1944, der kommunistischen Widerstandskämpfer Franz Jakob und Anton Saefkow, mit denen die beiden genannten Kontakt hatten, verlangten schnelles Handeln.
So entschloss sich Oberst Stauffenberg, nach zwei voran gegangenen Fehlversuchen, selbst das Attentat auf Hitler durchzuführen. Die Gelegenheit bot sich bei der Besprechung Hitlers in der „Wolfs­schanze“ am 20. Juli 1944, zu der Stauffenberg zum Vortrag befohlen war.

Plan WallküreDas Attentat, trotz 4 Toter und vieler Verletzter, war nicht erfolgreich. Hitler überlebte leicht verletzt. Die geplanten Maßnahmen des Planes „Walküre“ durch das Wehr­er­­satz­­heer verliefen unorganisiert und scheiterten letztlich eben­so. Der Kommandeur des Wachbataillons Berlin, Major Remer, der die Parteiführung unter Goebbels verhaften sollte, übernahm nach einen Telefongespräch mit Hitler, wo er auf der Stelle zum Oberst befördert wurde, die Aufgabe den Bendlerblock einzunehmen und die Attentäter zu verhaften.Das Ziel, Hitler zu beseitigen um den Krieg zu beenden, war gescheitert und die führenden Köpfe des Umsturzversuchs, Oberst Stauffenberg, General Friedrich Olbert, Oberleutnant von Haeften (Adjutant Stauffenbergs), und Oberst von Quirnheim wurden noch am 20. Juli, um Mitternacht im Hof des Bendlerblocks hingerichtet.

Das Scheitern des Umsturzes hatte mehrere Gründe:

  • Der wichtigste war sicher das Fehlen der aktiven Einbindung aller antifaschistischen Widerstandskräfte, sowohl in Deutschland als auch der Widerstandskräfte im Ausland, besonders auch des NKFD und deren Teilnahme und Einfluss an dem Umsturz. Die vorgesehene Konzeption, besonders der Goerdlergruppe, erreichte diese Interessengruppen nicht.
  • Der größere Teil des Offizierskorps, besonders die höheren militärischen Führer, waren abwartend, missbilligten das Attentat und beeilten sich nach dem Fehlschlag schnell Hitler und seinem faschistischem Regime ihre Ergebenheit und Treue zu bekunden.
  • Die Machtübernahme nach dem Attentat war unzureichend vorbereitet, vor allem gelang es nicht die Nachrichtenzentralen und den Rundfunk mit eigenen Leuten zu besetzen und schnell und konsequent den Plan „Walküre“ umzusetzen.
  • Auch die Ausführung des Attentats durch Stauffenberg selbst war unzweckmäßig, da er damit im wichtigsten Moment am entscheidenden Ort fehlte.
  • Vernachlässigt wurde auch die notwendige strenge Konspiration und Geheimhaltung, womit die Gestapo leichteres Spiel hatte.

Hitler und sein Regime nutzte diese Tat um mit einem beispiellosen Terror alle Kräfte des Wieder­stan­des zu beseitigen. Es gab über 6.000 Verhaftungen. Der Hauptschlag richtete sich gegen die deutsche antifaschistische Widerstandsbewegung, wo schon im Juli 1944 mehr als 1.000 Widerstandskämpfer verhaftet wurden, und ein großer Teil hingerichtet wurde, unter ihnen Bernhard Bästlein, Franz Jakob, Theodor Neubauer, Magnus Poser, Anton Saefkow, Georg Schumann und am 18.August auch Ernst Thälmann im KZ Buchenwald.
Hingerichtet wurden auch die führenden Persönlichkeiten der Goerdeler – Moltke Gruppe, Vertreter von Gewerkschaften, wie Max Habermann und Jakob Kaiser und über 210 Angehörige der Wehrmacht und des Staatsapparates , unter ihnen drei Generalfeldmarschälle, 19 Generäle und 45 weitere Offiziere.

In Deutschland wurde nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus diese Tat sehr unterschiedlich be­wer­tet. Anfänglich waren die Offiziere um Stauffenberg in den Westzonen und später in der BRD Verräter und eine Schande für „die tapfere Wehrmacht“. Das änderte sich später unter dem Gesichtspunkt der Rettung vor der „Kommunistischen roten Gefahr“, der Rettung vor den Russen.
So wurden dann auch vereinzelt Ehrennamen vergeben.
Heute wird in der BRD die Tat Stauffenbergs als Gegengewicht zu dem antifaschistischen Kampf, besonders des kommunistischen Widerstandes gegen Hitler und der Arbeit des NKFD an den Fronten genutzt um diesen antifaschistischen Widerstandskampf gegen den Faschismus aus allen Schichten des Volkes in den den Hintergrund zu drängen und zu diskreditieren.

In der DDR wurde die Tat zu Beginn nicht sehr popularisiert. Erst ab den 70. er Jahren wurde das Attentat als mutige antifaschistische Tat der Gruppe um Stauffenberg und des Kreisauer Kreises gewürdigt.
Die im Zusammenhang mit dem Attentat hingerichteten antifaschistischen Widerstandskämpfer wurden in der Nationalen Volksarmee durch Verleihen von Ehrennamen an Truppenteile hoch geehrt.
So erhielten die Ehrennamen:
    „Ernst Thälmann“ – die Offiziershochschule der Landstreitkräfte Löbau und ein KSS der VM;
    „Bernhard Bästlein“ – das FRR-5 und ein TSB der VM;
    „Hermann Danz“ – das FRR-4;
    „Otto Engert“ – das FuTB-3;
    „Alfred Frank“ – das AR-3;
    „Franz Jakob“ – die PJA-4;
    „Theoder Neubauer“ – das GR-11;
    „Anton Saefkow“ – das MSR-23 und ein TSB der VM;
    „Willi Sänger“ – das LSR-40;
    „Georg Schumann“ – das NR-3.

In der Traditionspflege unseres „Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR“, die sich grundlegend von der Traditionspflege anderer Streitkräfte unter­scheidet, ehren wir die antifaschistischen Widerstandskämpfer, die an diesem Attentat gegen Fa­schis­mus und Krieg mit beteiligt waren und dafür ihr Leben gaben.
In unserer Traditionspflege ehren wir auch den opferreichen Kampf von patriotisch gesinnten Offizieren und Vertreter des Bürgertums, die im Kampf gegen den Hitlerfaschismus mit ihrem Leben dafür ein­stan­den. Dazu zählen wir Oberst von Stauffenberg , die Generäle Fritz Lindemann, Friedrich Olbricht, Hennig von Tresckow, Helmuth Stieff, Oberst Merz von Quirnheim, Oberleutnant Werner von Haeften, sowie auch die Sozialdemokraten Julius Leber und Prof. Adolf Reichwein. Wir gedenken ihrer Tat für ein anderes, ein demokratisches Deutschland.

 

Anmerkung:
Ausführliche Darlegungen zum Attentat, den Teilnehmer und Opfern, zum Plan „Walküre“, der geplanten Regierung nach dem Attentat, ist hier im Internet des Verbandes im Abschnitt „Traditionen“, Unterabschnitt "Antifaschistischer Widerstand".

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