64 Jahre Nationale Volksarmee 
„Meer geht einfach immer“

von Paul Franke

Über das Wochenende 28.02 - 01.03. 2020 trafen sich fasst 70 Mitglieder und Freunde der korporativen Gruppe unseres Verbandes „IG Soldaten für den Frieden – Deutsche Gruppe“ zu einem gemeinsamen Wochenende in Stralsund auf dem Gelände der ehemaligen Offiziershochschule der Volksmarine „Karl Liebknecht“. Gäste aus Polen, der Tschechei, Vietnam und Italien waren angereist.
Das Hotel „Rügenblick“ mit dem Restaurant „Sundblick“ hatte sich bestens auf unser Kommen eingestellt, und sehr engagiert versucht, den Wünschen der Teilnehmer für die 3 Tage nachzukommen.

Nach dem Beziehen der „Kajüten“ trafen sich am Freitagnachmittag viele Teilnehmer mit eigens dafür mitgebrachtem Kuchen zum gemeinsamen Kaffee in einem der Organisationszimmer. Dort wurde neben Kaffee, Kuchen und Sekt nochmals die Marschroute für den Abend und die kommenden Tage ausgegeben.
Gegen 19:00 Uhr begann dann das offizielle Treffen im „Sundblick“ mit „Backen und Banken“ und einem anschließenden Vortrag vom letzten Chef der Volksmarine Vizeadmiral a.D. Hendrik Born. Dabei berichtete er von seiner Zeit vom Offiziersschüler zum Admiral. Den Höhen und Tiefen des Dienstes und der Studien in der Sowjetunion. Nicht vergessen wurde auch die Zeit nach 1990 bis heute.
Zum krönenden Abschluss überreichte Vizeadmiral Born der Interessengemeinschaft noch eine eigene „Truppenfahne“ mit der Aufschrift „Soldaten für den Frieden“. Ich selber durfte diese Fahne im Fahnenkommando dann übernehmen; was eine Ehre für mich war.
Die Worte des Vizeadmirals bei der Übergabe werde ich so schnell nicht vergessen:
„Hiermit übergebe ich Ihnen die Truppenfahne, wie eben verlesen. Ich bin stolz dies persönlich machen zu dürfen. Seid stolz und haltet die Fahne in Ehren, so wie wir das unser Soldatenleben lang getan haben, getreu den Traditionen der Nationalen Volksarmee der DDR. Ich gratuliere Euch!“
So hatte der interessante Abend einen gebührenden Abschluss gefunden. Beim privaten Gespräch im Organisationszimmer äußerte VA Bord noch seine Feststellung, dass er in den 30 Jahren seit dem Ende der NVA an keiner Veranstaltung teilgenommen hätte, an der so viele ehemalige Mannschafts- und Offiziersdienstgrade ihre eigene Uniform und dann noch engagierte Reenactoren mit derart Freude getragen hätten. Er sei stolz gewesen, an einem solchen Abend dabei sein zu dürfen.

Nach einer kurzen Nacht zum Samstag und einem stärkenden Frühstück begann für einen Großteil der Teilnehmer eine anfangs regnerisch-stürmische Rügenrundfahrt per Bus. Auch der Busfahrer hatte sich auf diese Tour eingestellt und erklärte uns ab Überfahren der Ziegelgrabenbrücke eindrucksvoll die Historie der Insel Rügen, von schwedischen Besatzern und preußischen Eroberern.
Unser erster Halt fand in Prora statt. Dort besichtigten wir das im Aufbau befindliche neue „NVA-Museum“. Wir konnten in der Ausstellungshalle bereits vor der offiziellen Eröffnung des Museums die Technik bewundern. Bei manchem wurden die Augen feucht; aber bis zur Eröffnung ist hier noch viel zu tun, damit das Ganze nicht als Abzocke wirkt.
Nach einem Besuch der KDF-Gebäude und des Gedenksteins der OHS „Otto Winzer“ ging es dann zum Mittagessen nach Putgarten weiter, wo das schlechte Wetter leider immer noch anhielt.
Sonnige Lichtblicke kamen erst auf der Weiterfahrt nach Dranske und dem Besuch des Marinehistorischen- und Heimatmuseums Dranske/Bug. Fregattenkapitän a.D. Bormann erzählte einladend etwas zur maritimen und flugtechnischen Geschichte von Dranske bzw. vom Bug und führte uns dann durch das Museum dort. Da von der ehemaligen Flottille eh nichts mehr zu sehen ist, konnten wir uns einen Besuch dort auch sparen.
Mit dem Übersetzen der Fähre traten wir dann unsere Heimfahrt nach Stralsund an.

Zum Abend des 29.02. hatten die Organisatoren des Wochenendes zu einem Empfang im Gesellschaftsraum der Fachhochschule Stralsund und der Berufsförderwerk Stralsund GmbH geladen, und die Gäste fanden einen feierlich eingedeckten Saal mit Buffet vor. War es anfangs sogar geplant gewesen, den Abend gemeinsam mit der Stralsunder Regionalgruppe zu begehen, so teilte diese dann durch den Leiter der Regionalgruppe kurz vorher mit: „Ach, lasst du Jungen und die Alten mal jeweils unter sich feiern!“ Schade eigentlich, ich persönlich hätte mich gefreut mit ein paar alten Teerjacken zu reden. Insgesamt wurde es ein schöner runder Abend mit vielen Gesprächen und wir wurden während der Veranstaltungsrede sowohl über das in 2019 erreichte, dass für die nächsten 400 Tage geplante und die Geschichte der OHS der VM informiert. Während der Ansprachen der Gäste wurde auch ein Schreiben des Vorsitzenden unseres Verbandes vorgelesen.
Am frühen Morgen ging ein mit vielen Eindrücken ausgeschmückter Tag zu Ende, aber da war ja noch die Vorfreude auf den Sonntag, und das was er bringen sollte.
Die Versprechen wurden eingehalten.

Sowohl zum Sektempfang zum 64. Jahrestag als auch zur danach beginnenden dreistündigen Vortrags- und Diskussionsrunde war der Genosse Egon Krenz erschienen und stellte sich nach seinem Vortrag auch allen unseren Fragen. Sowohl für die älteren Teilnehmer, die die Zeit der DDR und der NVA bis zum Ende miterlebt hatten, als auch für uns „Nachwendekinder“ waren viele Informationen und Äußerungen nicht nur neu, sondern einfach anders. Ich persönlich empfand es auch als sehr selbstkritisch, als der Genosse Krenz sagte: „ja, wir haben viele Fehler damals gemacht, und der größte war wohl, dass den jüngeren Generationen immer weniger Vertrauen geschenkt wurde.“

Als einer der jüngsten Teilnehmer an diesem Wochenende möchte ich sagen, dass das, was die Org-Gruppe an diesem Wochenende für uns als Gesamtarrangement an diesem geschichtlich passenden Ort zusammengestellt hatte, wirklich ausfüllend und erlebnisreich war. Dort waren Gleichgesinnte, die aus ähnlichen historischen und berufsmäßigen Zusammenhängen gemeinsam mit Sympathisanten teilnahmen, und freundschaftlich ein Wochenende verbrachten.
Bei der Verabschiedung war vielfach zu hören: „Na dann auf ein Neues und zum 65. sehen wir uns alle spätestens wieder.“ Für mich selber sage ich: „Ja, wenn ich wieder eingeladen werde, komme ich sehr gerne.“

 

28.02.2020 Blick in die Runde
28.02.2020 Blick in die Runde
 
Vizeadmiral a.D. Hendrik Born bei seiner Rede Vizeadmiral a.D. Hendrik Born bei seiner Rede
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