08.11.2022

Ehrung für Richard Sorge

 

Am 7. November 2022 trafen sich in der Berliner Richard-Sorge-Straße an seinem Gedenk-Relief Mitglieder unseres Verbandes sowie Freunde und Mitkämpfer des GRH e.V., von ISOR, Kommunisten und Antifaschisten, um den Helden der Sowjetunion, Richard Sorge zu gedenken. 

1944 wurde an eben diesem Tag Richard Sorge in Tokio hingerichtet.

Die Henker hatten diesen Tag, den 27. Jahrestag der Oktoberrevolution bewußt ausgewählt, im Glauben, den aufrechten Kommunisten und treuen Freund der Sowjetunion zusätzlich zu demütigen. Ein vergeblicher Versuch.

In seiner Rede würdigte Andreas Reinecke das Leben und die Leistungen dieses legendären Kundschafters der Roten Armee.

 

 

Rede zum Richard Sorge Gedenktag  / 78. Todestag am 07.11.2022  in Berlin

Liebe Genossen und Genossinnen, liebe Freunde und Sympathisanten von Dr. Richard Sorge,

wir haben uns heute hier zusammengefunden um dem Genossen und Kundschafter der Sowjetunion Dr. Richard Sorge  zu gedenken und an sein heldenhaftes Handeln zu erinnern. 
Ich spreche heute hier als Landesvorsitzender der KPD und als Vorstandsmitglied der Berliner Regionalgruppe des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA / GT der DDR.
Meinen Redebeitrag möchte ich mit einem Zitat über Krieg und Frieden vom Genossen Erich Honecker beginnen.

„Für uns kommt es darauf an, den Frieden zu sichern und den Krieg durch hohe Wachsamkeit zu bekämpfen, bevor er ausbricht, jederzeit bereit und fähig zu sein jedem Aggressor eine vernichtende Abfuhr zu erteilen“

Dr. Richard Sorge war ein deutscher Kommunist, Held der Sowjetunion, Kriegsgegner und er wurde berühmt, weil er sein Leben für den Weltfrieden geopfert hat.

Wir befinden uns hier an der Gedenktafel von Dr. Richard Sorge in der Richard-Sorge-Straße in Berlin Friedrichshain. Anlässlich seines 25.Todestages wurde 1969 die Tilsiter Straße in die Richard-Sorge-Straße umbenannt und es wurden verschiedene Gedenktafeln angebracht. Die Gedenktafeln wurden in den späten 90er Jahren gestohlen und deshalb ist es schön und wichtig heute hier zu stehen an einer Gedenktafel die im Jahre 2016 erneuert werden konnte.

Ich möchte heute über Biographisches von Dr. Richard Sorge berichten und spezielle Lebensabschnitte besonders hervorheben und auf Besonderheiten in der DDR und der Sowjetunion im Umgang mit Dr. Richard Sorge verweisen.

Er wurde am 4.10.1895 in Sabuntschi bei Baku, Russland geboren.
Seine Eltern, sein Vater Wilhelm Sorge war ein Erdölingenieur und seine Mutter Nina Sorge war Russin. 1898 zog die Familie nach Berlin und ab 1901 besuchte Richard die Oberrealschule in Berlin Lichterfelde.
Dr. Richards Sorges Großonkel Friedrich Adolf Sorge war ein Weggefährte von Karl Marx und Mitbegründer der Ersten Internationalen Komintern. 

Dr. Richard Sorge war als Freiwilliger im ersten Weltkrieg, er war dreimal verletzt und nur mit Mühe konnten seine Beine gerettet werden. 1916 legte er sein Notabitur während der Zeit der Genesung ab. Im Anschluss daran studierte er Ökonomie / Philosophie und später promovierte er zum Doktor Titel.

1917 wurde er Mitglied der USPD und war aktiv bei den Novemberereignissen dabei.

1918 wurde er Mitglied des Kieler Arbeiter und Matrosenrates. Am 15.10.1919 wurde er KPD Mitglied. Er arbeitete aktiv in verschiedenen Parteileitungen mit und wurde Leiter von Studienzirkeln zum Studium von Marx, Engels und Lenin!

Er arbeitete auch aktiv in der Redaktion der Parteizeitung „Bergische Arbeiterstimme“ der KPD mit, verfasste dazu Leitartikel und wurde 1921 Lehrer der Parteischule der KPD. Er wurde zu Parteitagen der KPD delegiert und er war Kurier seiner Partei.

Als Ernst Thälmann, der Vorsitzende der KPD in die Illegalität gehen musste war Dr. Richard Sorge der persönliche Kurier. Er sicherte Parteigelder und Mitgliederlisten vor dem Zugriff der Polizei.

Auf Grund des anhaltenden Parteiverbotes der KPD musste der 9. Parteitag im April 1924 in der Illegalität abgehalten werden. Dr. Richard Sorge war in diesen Tagen für die Betreuung und Sicherheit der  Vertreter des Exekutivkomitees der Komintern verantwortlich.

Danach kam er mit den Mitarbeitern des in Moskau etablierten Komintern  in den Kontakt.

1924 entschied sich Dr. Richard Sorge für eine Tätigkeit im Auftrag des Komintern Büros in Moskau und er übersiedelte nach Moskau, wo er 1925 Mitglied der KPdSU wurde.

1929 wurde er von Jan Karlowitsch Bersin, Leiter des Nachrichtendienstes der Roten Armee GRU für dessen Dienst verpflichtet. 

Dr. Richard Sorge hatte sich verschiedene wichtige Informationen angeeignet die von wichtiger und historischer Bedeutung waren.

Sein erster Einsatz führte ihn nach China wo er über Hintergründe und Ziele der chinesischen Regierung recherchierte.

Von besonderer Bedeutung war seine Meldung des Überfalls Japans auf die Mongolei mit der Stoßrichtung Sowjetunion. Hier konnte die Mongolei mit der Sowjetunion die Japaner zurückschlagen.

Japan musste die Niederlage einräumen und einen Waffenstillstandsvertrag mit der Sowjetunion unterzeichnen. Damit war Japan als Bündnispartner der Achse Berlin-Rom-Tokyo eliminiert wurden.

Die wohl bedeutendste Meldung die von Dr. Richard Sorge als Kundschafter der Sowjetunion am 15. Juni 1941 abgesetzt wurde, ist die Meldung des geplanten Überfalls Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion mit Beginn des 22.Juni 1941 unter dem Namen „Unternehmen Barbarossa“.

Die wichtigste Meldung von Richard Sorge war der Inhalt der Geheimsitzung des japanischen kaiserlichen Thronrates, der festlegte, dass das Strategieziel der japanischen Truppen auf der USA und auf englische Kolonien im Pazifik liegt.

Damit konnte Marschall Schukow am 14. September 1941 Truppen aus Sibirien abziehen und diese 25 km vor Moskau einsetzten, was gleichzeitig die Wende im zweiten Weltkrieg bedeutete. Die Rote Armee der Sowjetunion konnte die faschistischen deutschen Truppen bis nach Berlin zerschlagen, was gleichzeitig der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg über den Hitlerfaschismus war. 

Seit  1939 hatte Richard Sorge mit seinem Funker Max Clausen Meldungen mit über 65.000 Wörtern in 141 Funksprüchen sowie zahlreichen Mikrofilmen per Kurier nach Moskau gesendet.

Durch eine gezielte Überwachung von japanischen Exilkommunisten durch die japanische Geheimpolizei „Tokko“ ist man auf Richard Sorge und sein Umfeld aufmerksam geworden. In der Literatur wird das so beschrieben, das man ein Chiffre Buch im Hause von Richard Sorge gefunden hat, mit dem die abgesetzten Informationen entschlüsselt werden konnten.

Am 15.Oktober 1941 wurde das Mitglied der Gruppe Richard Sorge, Ozaki verhaftet.

Es folgte die Verhaftung von Richard Sorge am 18. Oktober 1941.

Im September 1943 begann unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen Dr. Richard Sorge vor dem Tokioter Distriktgericht.

Am 29. September 1943 wurde das Todesurteil gegen ihn und den Mitangeklagten Ozaki Hotsumi verkündet. Im Januar 1944 lehnte der oberste Gerichtshof die Einsprüche gegen dieses Urteil endgültig ab.

Am 7. November 1944, fast genau vor 78. Jahren zur selben Uhrzeit (10:20 Uhr) wurde die Hinrichtung von Richard Sorge und Ozaki Hotsumi im Tokioter Sugamo-Gefängnis durchgeführt.

In der Sowjetunion bekam Richard Sorge 1964 postum den Titel „Held der Sowjetunion“ verliehen.

Auf Dr. Richard Sorges Grabstein auf dem Friedhof Tama in Fuchu westlich von Tokyo steht sein Ehrentitel „Held der Sowjetunion“.

In Baku in der Nähe des Dorfes Sabunchu, wo Richard Sorge geboren wurde, gibt es seit 1981 einen Park und ein Denkmal was nach ihm benannt wurde.

In der Stadt Chimki, zirka 25 km von Moskau entfernt, gibt es das Denkmal „Jeschi“, was aus riesigen Panzersperren gefertigt wurde und auf den Stop der faschistischen Truppen im zweiten Weltkrieg hinweist. Das ist auch der Verdienst von Dr. Richard Sorge.

In der DDR wurde beim Ministerium für Staatssicherheit die Richard-Sorge-Medaille als höchste Auszeichnung verliehen.

Auch in Karl-Marx-Stadt befand sich eine Richard Sorge Gedenktafel, die gestohlen wurde und am 8. Mai 2019, am Tag der Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee der Sowjetunion, neu eingeweiht werden konnte.

In der DDR wurde 1967 dem Aufklärungsbataillon-1 in Lehnin, welches zur 1. MSD der NVA gehörte, der Ehrenname Dr. Richard Sorge verliehen.

Auch ich gehörte bis 1990 der 1.MSD an.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Andreas Reinicke, Hptm. a.D. 

 
   
   
   

siehe auch dazu folgenden Artikel:
https://www.unsere-zeit.de/erinnerung-an-dr-richard-sorge-4774207/#more-4774207