08.09.2024

Besuch der Westerplatte in Gdansk

Es gab wohl nur wenige Zeitabschnitte nach Ende des 2. Weltkrieges, in denen die Kriegsgefahr in Europa höher war als derzeitig.
Für Mitglieder der Regionalgruppe Berlin war das Anlass für eine Reise nach Gdansk, um am Ehrenmal auf der Westerplatte den ersten Opfern des 2. Weltkrieges zu gedenken.

Verabredet hatten wir uns zu diesem Gedenken mit unserer Partnerorganisation der „Erben der Kämpfer des 2. Weltkrieges“, die von Bartek Doborzyński vertreten wurde, der gemeinsam mit uns zur Stehle emporstieg und Blumengebinde niederlegte. 

Verständlicherweise erregte unsere kleine Gruppe mit der Fahne des Verbandes am Ehrenmal Aufmerksamkeit und war häufig genutztes Fotomotiv.

Sichtbar war, dass der gesamte Gedenkstättenkomplex gepflegt und erhalten wird. Natürlich konnten wir nicht feststellen, ob an dieser Erinnerungsstätte, wie zum Beispiel an Gedenkstätten des faschistischen Terrors in Deutschland, eine Umdeutung der geschichtlichen Inhalte und Ausrichtung stattgefunden hat.

Das Gedenken an den diesjährigen 85. Jahrestag des faschistisch-deutschen Überfalls auf Polen, der seinen demonstrativen Beginn mit dem Beschuss der militärischen Einrichtung auf der Westerplatte durch den Schulkreuzer Schleswig-Holstein hatte, fand seinen Niederschlag in einer offiziellen Veranstaltung mit einem militärischem Zeremoniell, an der sowohl der Präsident als auch der Ministerpräsident Polens teilnahmen und die um 4.45 Uhr, dem Beginn des Beschusses, begann.
Ja, wichtig ist, dass das offizielle Polen an diesen Tag erinnert, an dem die schrecklichste Katastrophe des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nahm.
Bei diesem Gedenken sind wir an der Seite Polens, denn wir als Angehörige der Nationalen Volksarmee, der Grenztruppen und der anderen bewaffneten Organe der DDR stehen in antifaschistischer Tradition und sind Vertreter der einzigen deutschen Armee, die nicht einen Tag Krieg geführt hat, deren Angehörige nie in feindlicher Absicht fremden Boden betraten und deren höchste Pflicht der Friedensdienst war.
Dem gegenüber sehe ich es als sehr bedenklich an, wenn der polnische Ministerpräsident, der sich in seiner Zeit in Brüssel bereits als antirussischer Einpeitscher hervor getan hat, an dieser historischen Stätte erklärt, dass heute die Kriegsgefahr in Europa von Russland ausginge. Und dass der auch an dieser Gedenkstätte in riesigen Buchstaben sichtbare Aufruf „Nie wieder Krieg“ heute für Polen nicht mehr bindend sei.
Mit dieser Haltung wendet sich der heutige Ministerpräsident Polens von jenen Positionen ab, die der Wiederbegründer des polnischen Staates Marschall Piłsudski, insbesondere in seinen letzten Lebensjahren vertreten hat und die er für Polen verpflichtend machen wollte.

Im Gespräch mit unserem Freund Bartek stellten wir fest, dass in vielen Fragen die polnische Gesellschaft genauso gespalten ist, wie die deutsche.
Ein Teil der Bevölkerung ist bereit, den USA so tief wie möglich unterzuordnen (es gibt im Deutschen dafür auch eine Redensart über eine Kriechbewegung und einen A-Wort). Aber eben nur ein Teil. Es wächst auch in der polnischen Bevölkerung der Unwillen über die fortgesetzte militärische Unterstützung der Ukraine.
Es wächst auch der Unwillen über die Unterstützung und die Anwesenheit der „ukrainischen Kriegsflüchtlinge“ in Polen.
Hierin unterscheiden sich Deutschland und Polen wohl nicht. Einig waren wir, d.h. unsere kleine Gruppe und unser polnischer Freund uns darin, dass der Krieg in der Ukraine schnellstmöglich beendet werden muss. Dies kann nur durch Verhandlungen erreicht werden.

Für uns als Mitglieder des Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR ergibt sich deshalb die Aufgabe, gemeinsam mit allen geeigneten politischen Kräften für Frieden und Beendigung aller kriegerischen Konflikte auf der Welt einzutreten.

Siegfried Eichner
Regionalgruppe Berlin

   Nie wieder Krieg!

 

 

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