Zum 75. Jahrestag
der Befreiung Deutschlands und Europas vom Hitler Faschismus

von Kapitän zur See Gerhard Matthes

 

Am 8. Mai 1945, vor 75 Jahren, nahm Marschall der Sowjetunion Georgi Konstantinowitsch Shukow in Berlin-Karlshorst an der Spitze einer Abordnung von Vertretern der Alliierten Streitkräfte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht entgegen.

Die Kapitulation unterzeichneten im Auftrage von Großadmiral Dönitz

  • für das Oberkommando der Wehrmacht und das Heer, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel
  • für die Kriegsmarine, Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg
  • für die Luftwaffe, (im Auftrage des Oberbefehlshabers Generalfeldmarschall Robert Ritter von Greim) Generaloberst Hans-Jürgen Stumpf.

Für die Entgegennahme der Kapitulation unterzeichneten:

  • für das Oberkommando der Roten Armee, Marschall der Sowjetunion G.K. Shukow
  • als Vertreter des Oberkommandierenden der Alliierten Expeditionsstreitkräfte,
    - der britische Luftmarschall Arthur W. Tedder
    - als Zeugen, der französische General Lattre de Tasigny und der US-General Carl Spaatz.

Damit war das Ende des 2. Weltkriegs, des blutigsten aller Kriege, besiegelt. Damals war auch für alle, die den Krieg erlebt hatten, unbestritten, dass die Sowjetunion und ihre Rote Armee den Hauptanteil am Sieg über Deutschland und seine Satelliten hat und dafür auch die größten Opfer brachte.

Heute wird sowohl von den USA, als auch von der Europäischen Union, allen voran Deutschland, der Beitrag der Sowjetunion am Sieg im Zweiten Weltkrieg herunter gespielt.
„Wir sind äußerst empört über den Versuch, die Wirkung des entscheidenden Beitrags unseres Landes zu verzerren“, erklärte das russische Außenministerium am Sonntag, den 10.05.2020.
Anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes hatte das Weiße Haus im Onlinedienst Facebook nur die USA und Großbritannien als Sieger über Nazi-Deutschland erwähnt.
Der russische Wissenschaftler Alexey Miller von der Europäischen Universität St. Pertersburg vertritt die Auffassung, dass Europa Russlands Beitrag zum Sieg nicht anerkennt. Er äußert in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung – Russland und der Westen: „ Es gibt ein orchestriertes Bestreben in Europa, Russlands Beitrag zum Sieg zu marginalisieren. Das folgt einer Linie, die von EU-Mitgliedern wie Polen, den baltischen Staaten vorgegeben wird. Das ist keine Ignoranz, das ist bewusste Politik.“ Führende Vertreter der Bundesrepublik Deutschland folgen genau dieser Linie. Bundespräsident Steinmeier vermied es, in seiner Rede zum 8. Mai an der Neuen Wache weder die Sowjetunion und ihre Rote Armee auch nur zu erwähnen noch ihr für die Befreiung unseres Volkes zu danken.

Da heben sich der Ministerpräsident des Landes Brandenburg und der Landrat des Landkreises Märkisch Oderland sehr positiv ab.
Am 31. Januar wurde der Bildung des ersten Brückenkopfes der Roten Armee auf dem Westufer der Oder bei Kienitz vor 75 Jahren gedacht. Zur Gedenkveranstaltung an dem im Jahre 1970 errichteten Panzerdenkmal an der Straße der Befreiung, hatte der Landrat Gernot Schmidt geladen. Es kamen weit über hundert Bürger aus der Gemeinde, dem Landkreis Märkisch Oderland und der weiteren Umgebung.

Als Ehrengäste waren erschienen

  • der Ministerpräsident des Landes Brandenburg – Dr. Dietmar Woidke
  • der Botschafter der Russischen Föderation – S. E. Sergej Netschajew
  • der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums – Matthias Platzek

Gemeinsam erinnerten sie in bewegenden Worten an die Befreiung Brandenburgs vom Nationalsozialismus und dankten den Soldaten der Roten Armee für den heroischen Einsatz und die erbrachten Opfer.
Matthias Platzek wandte sich gegen die sich verbreitende Auffassung, die Landung der Alliierten in der Normandie hätte die entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg gebracht.
Er forderte, bei der historischen Wahrheit zu bleiben und die Leistungen der Sowjetunion und ihrer Roten Armee bei der Zerschlagung des deutschen Faschismus und Militarismus, ohne „wenn“ und „aber“ zu würdigen.
An der Gedenkfeier in Kienitz nahmen Vertreter des Verbandes zur Pflege der Traditionen… sowie der Regionalgruppe Strausberg teil. Sie legten ein Blumengebinde am Panzerdenkmal und am Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs nieder.

75. Jahrestag der Befreiung 75. Jahrestag der Befreiung

75. Jahrestag der BefreiungMinisterpräsident Woidke und der Botschafter der Russischen FöderationNetschajew

 

75. Jahrestag der BefreiungStele zur Erinnerung an die Bildung des Brückenkopfes

 

Eine weitere Gedenkfeier fand am 16. April 2020 aus Anlass des 75. Jahrestages des Beginns der drei Tage andauernden Schlacht um die Seelower Höhen statt.
Eigentlich hatte der Landrat eine große Gedenkfeier geplant – mit ökumenischem Gottesdienst, Aufführung der Leningrader Symphonie durch das brandenburgische Staatsorchester und Einladung von Vertretern Russlands.
Das musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben, aber nicht aufgehoben werden, wie der Landrat sagte.
Anstelle der geplanten Maßnahmen fand ein stilles Gedenken statt. Landes- und Komunalpolitiker verneigten sich am Ehrenmal und legten Blumengebinde und Kränze nieder.
Botschafter Netschajew wandte sich an die Anwesenden mit den Worten: „Nochmal vielen Dank allen Brandenburgern für die Pflege und für die Fürsorge für die gefallenen sowjetischen Soldaten.

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, ehrten Angehörige der Regionalgruppe Strausberg gemeinsam mit Vertretern befreundeter Organisationen und der örtlichen Bevölkerung

  • am Flieger-Ehrenmal in Buckow und
  • am Denkmal in Altlandsberg

die auf dem Weg nach Berlin gefallenen Soldaten der Roten Armee.
Trotz der Corona-Beschränkungen waren eine Vielzahl Teilnehmer zu den Gedenkveranstaltungen erschienen, unter ihnen viele Jugendliche.
Mit den Gedenkfeiern wurde an den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion erinnert, der

  • 27 Millionen Tote,
  • unzählige zerstörte Städte, Dörfer und Betriebe sowie
  • verbrannte Erde forderte.

Das darf nicht in Vergessenheit geraten.

Was die Wehrmacht und deutsche Verwaltungsorgane in der Sowjetunion anrichteten, war

  • Völkermord
  • verbrecherische Kriegführung
  • verbrecherische Behandlung der der Bevölkerung und der Kriegsgefangenen (von denen bis zu drei Millionen verhungerten)

Das darf nicht in Vergessenheit geraten.

Die Bundesrepublik hätte allen Grund, diese Tatsachen als Anlass zu nehmen, um gute, besondere Beziehungen zur Russischen Föderation und den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion anzustreben.
Stattdessen gibt es eine Politik der Konfrontation, der Diskriminierung und der Beibehaltung von Sanktionen.
Der Friede ist derzeit aufs äußerste gefährdet.
Nur dank Corona findet das geplante Großmanöver Defender 2020, in dem Deutschland eine Schlüsselrolle zukam, nicht statt.
Nur dank Corona marschiert USA und NATO nicht mit neuen, stärkeren Kräften an den Grenzen Russland auf.
Nur dank Corona gibt es anlässlich des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges keine erneuten militärischen Provokationen an den Grenzen Russlands.

Der Friede braucht heute jede Stimme. Setzen wir uns überall, wo wir wirksam werden können, für ein friedliches Miteinander ein.
Das ist der beste Dank, den wir den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erstatten können.

 

Am Fliegerdenkmal in Buckow

75. Jahrestag der Befreiung

75. Jahrestag der Befreiung

75. Jahrestag der Befreiung
75. Jahrestag der Befreiung

 

 

Am Denkmal Altlandsberg

75. Jahrestag der Befreiung
75. Jahrestag der Befreiung
75. Jahrestag der Befreiung