Oberst a.D. Ralf Rudolph/Dr. Uwe Markus • Berlin, 09. September 2014

Wer hat noch die Übersicht bei den Kämpfen in der Ostukraine?

Solange die ukrainische Armee und die von den Oligarchen ausgehaltenen Freischärlerbataillone sich in der Ostukraine auf dem Vormarsch befanden, war Kiew an einem Waffenstillstand nicht interessiert. Man wollte die sogenannte Anti-Terror-Operation möglichst schnell zuende bringen, um den USA und der Europäischen Union Durchsetzungsfähigkeit demonstrieren zu können. In der Wahl der Gewalt-mittel zeigte sich die Interimsregierung wenig zimperlich: So zogen im Sommer die ukrainischen Truppen immer mehr taktische Raketenkomplexe des Typs Totschka-U und Mehrfachraketenwerfer der Typen Smertsch und Uragan bei Donezk zusammen. Man begann damit, die Großstadt sturmreif schießen – ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Es war erkennbar ein zunehmend entgrenzter konventioneller Krieg gegen einen technisch und zahlenmäßig unterlegenen Gegner. Doch offenbar hatte man diesen Gegner nicht nur unterschätzt, sondern auch nicht begriffen, worin die politischen Ursachen des Konfliktes liegen und dass das rücksichtslose Vorgehen vor allem der Nationalgarde und der Freischärlerkommandos gegen die eigene Bevölkerung die Donezker und Lugansker Rebellen stärken würde. Auch die Blockade der abtrünnigen Regionen und der Widerstand gegen humanitäre Hilfslieferungen aus Russland haben die Sympathien der Menschen für die ukrainische Interimsregierung nicht befördert. Jedenfalls erwiesen sich in der Folgezeit alle Erfolgsmeldungen und Prognosen der Kiewer Strategen als wenig belastbar. Kriege entwickeln eine schwer beherrschbare Eigendynamik, die strategische und operativ-taktische Konzepte schnell entwerten kann. Die Rebelleneinheiten gruppierten sich um, eine durchgehende Front existierte nicht. Immer wieder wurden Regierungstruppen eingekesselt und aufgerieben. Außerdem nutzten die ostukrainischen Kämpfer zunehmend die waffentechnische Hinterlassenschaft der sowjetischen Armee. Die unmittelbar nach dem Ende des Kalten Krieges wegen der Verkleinerung der nunmehr ukrainischen Armee nicht mehr benötigten Waffensysteme hatte man seinerzeit in Depots eingelagert, von denen sich etliche im umkämpften Gebiet befinden. Diese Waffenlager wurden von den Rebellen geöffnet, die Technik entkonserviert und eingesetzt. Nun, nachdem sich das Kräfteverhältnis bei schweren Waffen auszugleichen begann, zeigten sich die Schwächen der ukrainischen Regierungstruppen in vollem Umfang. Die permanenten Siegesmeldungen aus dem ukrainischen Verteidigungsministerium sollten verdecken, mit welchen massiven personellen und logistischen Problemen die zusammengewürfelte Truppe zu kämpfen hatte. Nun rächte sich die Überheblichkeit, mit der man den Bürgerkriegsgegner behandelt hatte.
Am 23. und 24. August 2014 traten schließlich die ostukrainischen Kämpfer zur Gegenoffensive an. Nach Meldungen der Donezker Rebellenregierung wurden am Tag der ukrainischen Unabhängigkeit zwei Gruppierungen der ukrainischen Armee eingekesselt. Eine Gruppierung mit 5.000 Mann, die andere mit 2.000 Mann. Der erste Kessel befand sich im Gebiet von Bulgogatmo, Alexiwsk, Uspenki und Uljanowskoje, der andere wurde in der Nähe von Olenobsko geschlossen. Bei den Eingeschlossenen handelte es sich um die 24. und 30. mechanisierte Brigade und die 95. Luftlandebrigade der ukrainischen Armee. Zur ersten Gruppierung gehörten auch Kämpfer der Freiwilligenbataillone „Aidar“ sowie „Donbass“ und im zweiten Kessel steckten neben Armeeeinheiten Angehörige der Bataillone „Asow“ und „Dnepr“ fest. Außerdem wurden ca. 50 Panzer, 200 gepanzerte Fahrzeuge und Raketenwerfer der Typen „Grad“ und „Uragan“ erbeutet bzw. vernichtet.
Der ukrainische Rat für Sicherheit und Verteidigung gab am 24.08.2014 bekannt, dass seit der Offensive in der Ostukraine 722 ukrainische Soldaten gefallen und 2.625 verwundet worden sind. Von der UNO wurden bis zu diesem Zeitpunkt 2.086 Tote im Ukrainekonflikt gezählt. Seit Beginn der Kämpfe sollen bis zum 24.08.2014 im Gebiet Donezk 950 und im Gebiet Lugansk 100 Zivilisten durch Kriegseinwirkungen umgekommen sein.
Aus den Städten Donezk und Lugansk sind bisher 70.000 bzw. 150.000 Einwohner geflüchtet. In Russland befinden sich zur Zeit nach Angaben des Roten Kreuzes über 900.000 asylsuchende ukrainische Bürger.
Die Rebellenarmee rückte indes Ende August/Anfang September immer weiter auf die wichtige Hafenstadt Mariupol vor. Bei der Einnahme der 12.000 Einwohner zählenden Stadt Nowoasowsk am Asowschen Meer, 30 km vor Mariupol, waren 75 ukrainische Kämpfer aus dem 9. Bataillon „Winniza“ der Nationalgarde desertiert und nach Mariupol geflüchtet. Nach ihrer Ergreifung durch ukrainisches Militär wurde in ihr Soldbuch „Trus“ (Feigling) geschrieben und ihr umgehender Wiedereinsatz im Kampfgebiet Donezk befohlen. Daraufhin gab es Protestdemonstrationen ihrer Angehörigen z.B. in Städten der Karpatenregion. Dieser Vorfall zeigt einerseits die begrenzte Belastbarkeit der Nationalgarde im Kampfeinsatz, zugleich jedoch die recht geringe Popularität des Bruderkrieges selbst in der Westukraine. Die Diskrepanz zur Kriegsrhetorik der Kiewer Interimsregierung ist augenfällig.
Unmittelbar vor dem Nato-Gipfel verschlechterte sich die militärische Situation für die Kiewer Putschistenregierung weiter: Der Vormarsch der Rebelleneinheiten auf Mariupol wurde fortgesetzt und ukrainische Truppen gerieten in immer neue Einschließungen. Ein ukrainischer Offizier, der den Kessel von Ilowaisky überlebte, berichtete Ende August, das 108 Soldaten des Bataillons „Donbass“ mehrere Tage ohne Verpflegung eingeschlossen waren. Ihre Kommandeure hatten sich abgesetzt. Nachdem die Rebellen einen humanitären Korridor geöffnet hatten, wurden die abrückenden Soldaten auf ukrainischer Seite von Kämpfern der „Rechten Sektors“ sofort mit Panzerabwehrraketen, 30mm-Kanonen und Handfeuerwaffen unter Beschuss genommen. Drei Fahrzeuge gerieten in Brand und 60 Soldaten kamen um. Die Verletzten wurden von den Rebellen geborgen und medizinisch versorgt.
In die Defensive getrieben, war die Kiewer Führung endlich zu direkten Verhandlungen mit den Rebellen über eine Waffenruhe bereit. Alle Illusionen über einen schnellen Sieg in diesem Bürgerkrieg waren zerstoben. Und auch die NATO zeigte wenig Neigung, sich an der Seite Kiews militärisch zu engagieren. Zu offensichtlich war wohl geworden, was von den vollmundigen Erklärungen ukrainischer Politiker über die baldige Niederschlagung der Rebellion zu halten ist.
Die brüchige Waffenruhe nutzt die ukrainische Führung offenkundig zu einer Umgruppierung der Kräfte für zukünftige Schläge. So werden bei Mariupol und nördlich der Stadt Donezk Truppen mit schwerer Kampftechnik zusammengezogen. Kiew betrachtet offenbar die ausgehandelte Waffenruhe nur unter operativem Blickwinkel als Chance für eine Neuaufstellung. Das ukrainische Innenministerium verhandelt derweil mit dem Verteidigungsministerium darüber, unter welchen Bedingungen die Freiwilligenbataillone „Donbass“, „Dnepr-1“ und „Asow“ als reguläre Einheiten in die ukrainische Armee aufgenommen werden können. Eine solche Eingliederung der Freischärlertruppen in die Streitkräfte würde die Zuführung schwerer Waffen in diese Einheiten ermöglichen, was ihren Kampfwert steigern soll. Man ist also im Umfeld des Präsidenten und vor allem der Putschistenregierung immer noch der Meinung diesen Bürgerkrieg gewinnen zu können. Dieser Realitätsverlust könnte dramatische Folgen haben, weil eine solche Position natürlich Gegenmaßnahmen der Rebellen geradezu herausfordert.
Es ist zudem fraglich, ob die in den vorangegangenen Kämpfen bereits stark geschwächte ukrainische Armee einen erneuten Waffengang gegen die hochmotivierten und mittlerweile gut ausgerüsteten Rebellentruppen durchstehen kann. Denn die Kampfkraft der Armee hängt nicht nur von der Ausrüstung, der Ausbildung oder der Präsenz der etwa 1000 US-Militärberater und der ebenfalls etwa 1000 amerikanischen Paramilitärs ab. Die Wehrpflichtigenarmee muss in einem Bürgerkrieg gegen die eigenen Landsleute kämpfen. Und sie tut das zudem schlecht geführt und schlecht versorgt.
Wegen der Unfähigkeit der Kiewer Regierung, die eigenen Streitkräfte zu koordinieren, steuert mittlerweile der ukrainische Staat einer Katastrophe entgegen. Dafür, dass sich die ukrainische Armee heute in einem solchen desolaten Zustand befindet, ist allein die Regierung verantwortlich. Außerdem ist das jetzige ukrainische Verteidigungsministerium eine äußerst korrupte Behörde. So erreichte z.B. von den 300.000 Verpflegungspaketen der US-Army fast keines die ukrainische Armee. Alles wurde auf dem Schwarzmarkt verkauft.
Alle aktuellen Anschuldigungen der USA, der EU und der ukrainischen Regierung, dass reguläre russische Truppen in die Ukraine einmarschiert seien, dienen vorrangig dazu, vom miserablen Zustand der ukrainischen Armee und der Führungsschwäche der ukrainischen Regierung abzulenken. Würde man zugeben, dass man sich gegen die quantitativ und immer noch militärtechnisch schwächere Rebellenarmee nicht durchsetzen kann, käme das einem Offenbarungseid der Entscheidungsträger in Kiew gleich. Also muss man auf das Argumentationsmuster zurückgreifen, dass man einer Invasion russischer Truppen ausgesetzt sei. Sicher erhalten die Rebellen aus dem Mutterland personelle Unterstützung – ein Angriff regulärer russischer Truppen mit dem Ziel einer Invasion sähe allerdings erheblich anders aus. Wenn die Moskauer Führung das gewollt hätte, wäre von der Kiewer Armee und ihrer unfähigen politischen Führung bereits nichts mehr übrig.
Der Bürgerkrieg zeigt das politische und militärische Versagen jener Abenteurer, die mit amerikanischer Unterstützung ihr Land in diesen Konflikt getrieben haben. Weder ist Kiew in der Lage, die Truppen effektiv aufzustellen und einzusetzen, noch sie anständig zu versorgen. Die Zeche für die Unfähigkeit ukrainischer Politiker zahlen die Soldaten.
Kiew benutzt das Schreckgespenst einer russischen Invasion erkennbar auch, um Westeuropa stärker in den Konflikt hineinzuziehen. Mit dem Verweis, man kämpfe für europäische Werte, möchte man der EU finanzielle und militärische Unterstützung abpressen. Die EU soll nach dem Willen Kiews und der USA diesen leichtfertig vom Zaun gebrochenen Krieg sowie den Wiederaufbau finanzieren. Es ist ein zunehmend erfolgreicher Versuch, die Entscheidungsgremien der EU zu manipulieren – wie übrigens auch durch das Mediengetöse um den Absturz der malaysischen Verkehrsmaschine. Seltsamer Weise werden solche Horrormeldungen regelmäßig vor hochrangig besetzten EU-Tagungen lanciert. Dieses Muster, die EU und die NATO nach Möglichkeit für die militärische Durchsetzung eigener Machtambitionen einzuspannen, fand sich übrigens auch 2008 im Georgien-Krieg – nur konnte sich der damalige georgische Präsident damit nicht durchsetzen. Die politischen Hasardeure der Kiewer Führung und ihre US-Berater haben dieses Verfahren offenkundig kopiert und verfeinert. Sie sind damit bislang recht erfolgreich.
Hilfreich wäre es in diesem Zusammenhang, wenn westeuropäische Politiker nicht nur mehr Augenmaß und Selbstbewusstsein gegenüber solchen Zumutungen aufbringen würden, sondern wenn man genauer hinsehen würde, wen man in der Ukraine politisch unterstützt. Wie sieht sie also aus – die Streitmacht, die in der Ukraine angeblich für europäische Werte kämpft?
In den regulären ukrainischen Landstreitkräften dienten bisher 60.000 Soldaten. Davon sollen 20.000 am „Anti-Terror-Einsatz“ in der Ostukraine beteiligt sein. Entsprechend einem Gesetz, das am 23 07.2014 von Poroschenko erlassen wurde, sollen 40.000 Reservisten einberufen werden – 20.000 für die Armee und 20.000 für die Nationalgarde. Wogegen es sogar in der Westukraine (z.B. in Lwow) Massenproteste gibt. Die Bewaffnung der Landstreitkräfte ist bis auf wenige Ausnahmen auf dem Stand von Anfang der 90-er Jahre. An der „Anti-Terror-Operation“ in der Ostukraine nehmen nach Informationen der russischen Armeezeitung sechs Mechanisierte Brigaden (die 72. 24. 93. 30. 128. und 51.) drei Luftlandebrigaden (die 79. 25. und 95.) teil. Hinzu kommen die 1. selbstständige Panzerbrigade und das 80. bewegliche Luftregiment. Die Operation in der Ostukraine kostet den Staat 128 Millionen US-Dollar monatlich.
Die Zentralgewalt in der Ukraine ist fast nicht mehr in der Lage die „Freiwilligenbataillone“ zu kontrollieren. Zumal diese immer mehr auf Distanz zur ukrainischen Zentralregierung gehen. Es existiert auch keine einheitliche Front in der Ostukraine, sondern mehrere sich ständig verändernde Kampfabschnitte. Die Freiwilligenbataillone lassen sich von der Armee nicht steuern, sondern gehen dorthin, wo sie ihren Vorteil haben und die Geldgeber es wünschen.
Im April 2014 hatte der ukrainische Innenminister Arsen Awakow eine Anordnung erlassen, welche jedem Bürger die Schaffung von Spezialeinheiten gegen die „prorussischen Separatisten“ erlaubt. Damit erhielten verschiedene faschistische, paramilitärische Gruppierungen die Genehmigung des Staates sich zu bewaffnen und sogar Straffreiheit für ihre Handlungen. Bei der Vielzahl der nun entstandenen Freischärlertruppen noch die Übersicht zu behalten, ist fast unmöglich.

Bataillon „Asow“: Stützpunkt ist die Küste um das Asowsche Meer (Gebiet Donezk und Saporosche). Organisiert wurde es vom Abgeordneten des Ukrainischen Parlamentes, Oleg Ljaschko. Finanziert wird es durch den Gouverneur des Gebietes Dneprpetrowsk, den Oligarchen Kolomojsky . Es umfasst 300 Mann und wurde im Mai 2014 in Mariupol gegründet. Dazu gehört auch ein Sonderkommando des ukrainischen Innenministeriums. Der Stützpunkt ist in Ursuf, 150 km südwestlich von Donezk, direkt am Strand des Asowschen Meeres, in einer ehemaligen Residenz Viktor Janukowitschs. Die Kämpfer werden wegen ihrer schwarzen Uniformen auch als „Schwarzmänner“ bezeichnet. Dem Bataillon kommt zur Zeit bei der Einkesselung von Donezk eine Schlüsselrolle zu. Die ukrainische Armee delegiert z. B. den Häuserkampf in den Vororten von Donezk lieber an das Bataillon „Asow“, um eigene Verluste zu minimieren.
Symbole des Bataillons sind die „Wolfsangel“, welche auch von Einheiten der faschistischen Waffen-SS, z.B. der Panzerdivision „Das Reich“, benutzt wurde und das „Sonnenrad“ (bei der SS war es schwarz). Letzteres war eines der von SS- und Gestapo-Chef Heinrich Himmler favorisierten Symbole, das sich z.B. im Fußbodenmosaik auf der Wewelsburg bei Paderborn findet. Die Wewelsburg war als ideologisches Zentrum der SS vorgesehen. Außerdem wird vom Bataillon „Asow“ ein Banner mit der Aufschrift „Das schwarze Korps“ geführt. So hieß auch die Zeitung der SS.
Kommandeur des Bataillons ist Andrei Beletzky, der auch die Neo-Nazi-Gruppe „Sozialnationale Versammlung“ (SNA) und deren paramilitärischen Flügel „Die Patrioten der Ukraine“ führt. Er fordert den Erwerb von Atomwaffen und die Einführung eines „Rassenächtungsgesetzes“ zur rassischen Reinigung der ukrainischen Nation. Beletzky ist 30 Jahre alt und saß wegen Extremismus bis Februar 2014 in Charkow in Haft. Er wurde im Zuge einer Amnestie im Februar 2014 als politischer Gefangener freigelassen.

Bataillone „Donbass“ und „Dnepr2“: Der Stützpunkt befindet sich im Dorf Karalowka (30 km von Donezk). Kommandeur ist der stets maskiert auftretende Semijon Semjotschenko, Die 800 Mann starke Truppe wird ebenfalls vom Oligarchen Kolomojsky finanziert und wurde im April 2014 in Dneprpetrowsk zum Kampf gegen die Rebellen in der Ostukraine gegründet. Sie ist formell den Innenministerium unterstellt, aber nicht in die Nationalgarde integriert. Aus einem Teil des Bataillons entstand das 24. Bataillon der Territorialverteidigung „Donbass“, das jetzt dem Generalstab der ukrainischen Armee untersteht. Der operative Teil des Bataillons wurde in die Nationalgarde integriert.
Das Symbol der Truppe ist ein auf dem Kopf stehender Adler. Viele Kämpfer haben Tätowierungen im Form eines Hackenkreuzes. Am 29. Juni 2014 demonstrierten Angehörige des Bataillons „Donbass“ in Kiew gegen eine Verlängerung des Waffenstillstandes vom 21. Juni und forderten Poroschenko auf, das Kriegsrecht in der Ukraine einzuführen. Und am 3. Juni umstellten sie deshalb das Parlament.

Bataillon „Donezk“: Es ist das Bataillon des „Rechten Sektors“. Der „Rechte Sektor“ entstand zuerst als loses Bündnis von rechtsradikalen und faschistischen Organisationen und Parteien im Februar und März 2014 in Kiew auf dem Maidan. Sie bezeichnen sich auch als „Stepan-Bandera-Organisation“ und ihr Zeichen ist der „Trisub“ (Dreizack). Am 22. März wurde auf der Grundlage der Partei der „Ukrainischen Nationalversammlung“ (UNA) die Partei „Rechter Sektor“ gegründet. Der Partei schlossen sich auch die radikalen nationalfaschistischen Kämpfer der UNA-UNSO an. Vom Chef des „Rechten Sektors“, Dmiltri Jarosch, wurde sofort das Bataillon „Donezk“ gegründet, welches aus den radikalsten bewaffneten Nationalisten besteht. In der Ortschaft Rogan befindet sich die Ausbildungsbasis des „Rechten Sektors“. Der Stab des Bataillons wurde von Kiew nach Dneprpetrowsk verlegt - wegen der finanziellen Unterstützung der Truppe durch den Oligarchen Kolomaisky. Der Einsatz des Bataillons erfolgt – von der ukrainischen Armee unkontrolliert – an vielen Abschnitten der Ostukraine. Die Einheit besteht aus ca. 2.300 Mann.
Der „Rechte Sektor“ hatte bereits am 20.08.2014 der ukrainischen Regierung klargemacht, wer im Land das Sagen hat – was für die Zukunft nichts Gutes ahnen lässt: Das ukrainische Innenministerium hatte in Kiew Kämpfer des Bataillons des „Rechten Sektors“ festnehmen lassen, weil sie (gegen das Gesetz) auf dem Maidan ihre Waffen trugen und deren Abgabe verweigerten. Die in der Ostukraine kämpfenden Kameraden stellten daraufhin ein Ultimatum, innerhalb von 48 Stunden ihre Kämpfer freizulassen und den Vizeinnenminister der Ukraine abzusetzen, den sie für die Tötung ihres Regionalchefs Saschko Biliy am 23. 03. 2014 verantwortlich machen. Sonst würden sie die Waffen umdrehen und auf Kiew marschieren. Und der ukrainische Innenminister lenkte ein. Die Kameraden wurden freigelassen und sein Vize verabschiedet. Und weil es so gut gelaufen ist, haben am 28. August 2014 in der Stadt Cherson Kämpfer des „Rechten Sektors“ demonstriert und Gasgranaten geworfen. Ihr Protest sollte die Freilassung des Faschisten Gonscharowsky erzwingen, der am 2. Mai 2014 beim Massaker von Odessa mehrere Menschen nachweislich im brennenden Haus der Gewerkschaften erschlagen hat. Diese Episoden verdeutlicht, dass diese Truppe wohl auch nach einem Ende des Bürgerkrieges durch die Zentralgewalt kaum zu kontrollieren sein wird.

Bataillon „Ukraine“:Der Stützpunkt befindet sich in Mariupol. Organisiert und finanziert wird es vom Parlamentsabgeordneten Oleg Ljaschko. Die Einheit umfasst nur 100 Mann.

Bataillon „Dnepr-1“:Der Stützpunkt der 300-Mann-Truppe liegt in Peski (Gebiet Donezk), Kommandeur ist Juri Berjösa und finanziert wird es vom Oligarchen Kolomojsky.

Bataillon „Aidar“:In Jubileiny (Gebiet Lugansk) befindet sich die Basis. Teile der Einheit wurden nach Odessa abkommandiert, um eventuelle Unruhen zum Nationalfeiertag zu verhindern. Kommandeur ist Igor Radtschenko, das Geld für die 150 Mann kommt von Kolomojsky. Er kontrolliert mittlerweile neben seinem Gebiet Dneprpetrowsk auch die Gebiete Saparosche, teilweise Charkow und Odessa, sowie Nikolajew und Cherson.

Bataillon „Kiew-1“:Finanziert vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, liegt die 150-Mann-Einheit in Slawjansk und wird von Jewgeni Deidei kommandiert.

Bataillon „Metinvest“:Der Oligarch Rinat Achmetow finanziert dieses Bataillon, das Stützpunkte in Mariupol, Makajewka, Jenakijewo, Awdejewka und in Donezk hat. Es ist die 2.000 Mann starke Privatpolizei Achmetows, die als Werksschutz für die Unversehrtheit seiner Unternehmen sorgen soll. Vier von Achmetows Betrieben im Donbass wurden bereits durch Geschosse und Bomben der ukrainischen Armee zerstört und stellten komplett die Arbeit ein.

Bataillon „Schachtjorsk“:Kommandeur Roman Onischtschenko führt die Einheit, die aus im Kriegsgebiet versprengten Soldaten der Gebiete Donezk und Lugansk besteht.

Ukrainische Nationalgarde:Sie wurde am 12. März 2014 neu gegründet und untersteht dem ukrainischen Innenministerium. Kommandeur ist General Stwepan Poltorak. Zu der Truppe gehören vier Bataillone. Das zweite Bataillon ist z. Z. an der „Anti-Terror-Operation“ in der Ostukraine beteiligt. Das 3. Bataillon befindet sich in der Ausbildung. Das 4. Bataillon wurde aus Kämpfern des „Rechten Sektors“ und des Bataillons „Donbass“ gebildet. Der Chef der „Rechten Sektors“, Dmitri Jarosch, wirbt z. Z. auf dem Maidan um neue Kämpfer für dieses Bataillon. Der Nationalgarde gehören derzeit ca.12.000 Mann an.

Sonderbataillon „Schtorm“:Dabei handelt es sich um ein spezielles Einsatzkommando der ukrainischen Polizei zur „Säuberung“ der wiedereroberten Städte und Dörfer in der Ostukraine von angeblich prorussischen Separatisten. Das ukrainische Innenministerium hat zur Zeit 30 Sonderkommandos in der Ukraine im Einsatz.

Die Sondereinheiten „Vega“ und „Omega“, die an der Niederschlagung der Proteste in der Ostukraine teilnahmen, hatten zuvor neue Uniformen aus Deutschland bekommen.
Auch für das Freiwilligenbataillon „Lwow“ der Polizei werden derzeit Kämpfer auf dem Maidan geworben.
Zur Aufklärung und Festnahme von Deserteuren und angeblichen russischen Agenten hat die ukrainische Armee am 29. August 2014 nun noch eine Spezialeinheit gegründet. Sie hat die Aufgaben wie die Feldpolizei, die „Kettenhunde“ in der deutschen Wehrmacht, aber auch wie die russische Sondereinheit „Smertsch“.

Der nationale Sicherheitsrat der Ukraine hat am 22.08.2014 das Bandera-Kreuz zum Symbol aller Militärformationen der Ukraine erklärt. Im 2. Weltkrieg war das eine Auszeichnung ukrainischer Faschisten und Angehöriger der SS-Division „Galizien“.

Damit sind die Traditionslinien durch die Putschregierung definiert. Während der Westen die russischen Warnungen vor dem Vormarsch faschistischer Kräfte in der Ukraine als Propaganda abtut, bauen die Neonazis ihre Strukturen aus und nutzen den Bürgerkrieg dazu, sich für eine offene Machtübernahme zu rüsten. Und wer da im Westen glaubt, dass diese Extremisten nach einem Ende des Krieges in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken werden, redet sich die Lage schön. Ihre derzeitige Unentbehrlichkeit als Bürgerkriegstruppe werden die Freischärler in politische Macht ummünzen wollen. Und das sind nun die Hätschelkinder des Westens, dem es angeblich nur um die Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten geht. Welchen Wert können solche Behauptungen haben, wenn man sich zur Durchsetzung politischer Ziele solcher Verbündeter bedient?

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