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Anlage 6

Die „Kampfgruppe Müller“ der 4. faschistischen Armee

Dies ist eines der wenigen Beispiele, wo ein „Durchhaltegeneral“ den Mut hatte, seinen Truppen den Befehl zur Aufgabe der Kampfhandlungen zu geben und in die Gefangenschaft zu gehen.

Zur Geschichte der „Kampfgruppe Müller“.

Generalleutnant Vincenz Müller hatte am 04. Juni das Kommando (m.d.F.b.) über das XXII Armeekorps (AK) innerhalb der 4. Armee  (A) übernommen. Die 4. Armee unter dem Befehl von General von Tippelskirch, die zu Beginn der Operation „Bagration“ zwischen der 3.PA und der 9. A im Raum Orscha/ Mogilow eingesetzt war, ging auf Befehl zurück, um nicht eingekesselt zu werden.
Am 28. Juni erhielt Generalleutnant Müller den Befehl mit seinem XXII. AK weiter in Richtung Minsk zurück zugehen.
KarteEnde Juni war die 4. Armee faktisch zerschlagen, ihre Truppen planlos auf dem Rückzug und von der Einkesselung bedroht. In dieser Situation befahl General von Tippelskirch dem General Müller am 01. Juli auf der Basis des XXII. AK und aus den Resten der zurückweichenden Truppen der 4. A, wie  dem XXXIX. AK, der SS-Division „Feldherrenhalle“ , der 286. Sicherungsdivision, der 31. Infanteriedivision und anderen versprengten Truppen die „Kampfgruppe Müller“ zu bilden und weiter zurück „.....   in Richtung 50 bis 60 km südlich Minsk zu gehen“. Es waren mehr als 100 000 Mann. Die „Kampfgruppe Müller“ zog sich kämpfend zurück und geriet in die Einkreisung durch die Truppen der 2. Belorussischen Front. Die Lage der „Kampfgruppe Müller“ verschlechterte sich ständig, wurde  immer hoffnungsloser. Der Nachschub blieb aus und die geplante Luftversorgung des Kessels nicht möglich. Die Nachrichtenverbindungen zur 4. Armee und zur HGr. Mitte waren unterbrochen. Ein Durchbruch nach Westen unmöglich. In dieser Situation unterbreitete General Müller seinem Stab den Vorschlag „Schluss zu machen“, weiteres Sterben zu verhindern und sich den russischen Truppen zu ergeben. Dies lehnte man in seinem Stab von den Offizieren kategorisch ab. Nun handelte General Müller auf eigenen Entschluss. Am Morgen des 08. Juli begab sich General Müller zu Pferde in Begleitung eines Offiziers und eines Hornisten in Richtung der sowjetischen Stellungen und  gab sich gefangen. Er wurde einem Obersten zugeführt, dem er erklärte, einen Befehl an seine Truppen geben zu wollen, um die Kampfhandlungen einzustellen, er aber dafür keine Mittel habe. Ihm wurde  die Möglichkeit gegeben, dies zu tun.
Einem deutschen Gefangenen diktierte er seinen Befehl in die Schreibmaschine mit dem Schlußsatz:

„.... Schluss mit dem aussichtslosen Blutvergießen!  Ich befehle daher, dass ab sofort der Kampf eingestellt wird.“

Unterschrift Müller,
Generalleutnant und stellv. Führer des XII.AK

Der Befehl wurde mit Kleinflugzeugen über den Stellungen der eingekesselten Truppen abgeworfen. Ein großer Teil stellte daraufhin die Kampfhandlungen ein. Einigen Schätzungen zu Folge rettete so General Müller mehr als 50.000 deutschen Soldaten das Leben.
General Müller ging in Gefangenschaft, trat dort dem NKFD und dem Bund deutscher Offiziere bei.

Nach dem Krieg ging Vincenz Müller in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und trat 1948 in die Volkspolizei ein. Er wurde im Rang eines Chefinspekteurs, Chef der Hauptverwaltung Grenzpolizei / Bereitschaften.  Ende Januar 1949 trat aus dem Dienst der VP wieder aus. Da er bereits im Dezember 1948 auch in die neu gegründete NDPD eingetreten war, wurde er im Februar 1949 politischer Geschäftsführer der Partei. Hier setzte er sich sehr arrangiert für die Wiedervereinigung Deutschland ein.
Mit der Gründung der DDR wurde Müller Stellvertretender Vorsitzender der LDPD und Fraktionsvorsitzender der Partei in der Volkskammer.

Am 23. September 1952,  mit dem Beginn des Aufbaus der Kasernierten Volkspolizei (KVP) wurde Vincenz  Müller, auch auf Anraten der Sowjetarmee,  als Chef der Hauptverwaltung Organisation der KVP im Ministerium des Innern eingesetzt. Mit der Einführung militärischer Dienstgrade in der KVP erhielt er im Oktober 1952 den  Dienstgrad Generalleutnant. Mit der Bildung der KVP 1953 wurde er 1. Stell-vertreter und Chef des Stabes der KVP und mit der Gründung der NVA am 01. März 1956 dann Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes der NVA.
Diese Funktion übte er bis zu seiner Pensionierung am 28. Februar 1958 aus.
Danach arbeitete er noch bis zu seinem Tode (Suizid) in seiner Partei.

 

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