- Aktuelle Seite:
- Start |
- Großer Vaterländischer Krieg |
- Erinnerung und Gedenken an die Kursker Schlacht vor 75 Jahren
Zusammengestellt aus Materialien des Pressedienstes des Ministeriums für Verteidigung der Russischen Föderation, aus dem Kurzen Historischen Abriss „Der Große Vaterländische Krieg“ Militärverlag der DDR Berlin 1975 und der Memorieren der Marschälle der Sowjetunion
G.K.Schukow und A.M. Wassilewski
von Generalmajor a.D. Sebald Daum
Vor 75 Jahren, vom 05. Juli bis 23. August 1943 fand die nach Ausmaß, den beteiligten Kräften und Mitteln, ihrer Anspannung, Hartnäckigkeit, ihren Verlusten, sowie ihren militärisch-politischen Er-gebnissen größte und strategisch wichtigste Operation des Großen Vaterländischen Krieges (GVK), die Kursker Schlacht statt. Diese Schlacht war der wichtigste Teil der strategischen Planung der Sommer- und Herbstoffensiven der sowjetischen Führung für 1943. Nach ihrer Planung und ihrem Verlauf kann man sie in die „Kursker Strategische Verteidigungsoperation (5. bis 23. Juli)“, die „Orjoler (12.Juli bis 18. August) und die Belgoroder (3. bis 23. August) Strategische Angriffsoperation“ einteilen.
Die Siege der Roten Armee im Winter 1942/43 hatten die politische und militärische Lage des faschistischen Deutschland und seiner Satelliten tief erschüttert und verschlechtert. Trotzdem glaubte die faschistische Führung und das Oberkommando der Wehrmacht (OKV) mit einer neuen Groß-offensive die strategische Initiative wieder an sich zu reißen und die Lage zu ihren Gunsten zu verändern. Hier zu bot sich, nach Meinung des OKV, als günstigste Voraussetzung um ihre Ziele zu erreichen, der in den Kämpfen 1942/43 entstandene, weit nach Westen ragende sowjetische Front Vorsprung der Truppen bei Kursk.
Die geplante Operation, ausgearbeitet vom Ober-kommando des Heeres (OKH), erhielt die Tarn-bezeichnung „Unternehmen Zitadelle“. Der Plan sah vor mit einem „konzentrischer Angriff“ zweier Stoß-gruppierungen die Hauptgruppierung der Roten Armee- die Truppen der Zentral Front und der Woronescher Front innerhalb kürzester Zeit (in 5Tagen) einzukreisen, diese dann zu vernichten und damit günstige Bedingungen zu schaffen um später tief in das Hinterland des Sowjetischen Territoriums vorzudringen, am Ende Leningrad einzunehmen und Moskau zu bedrohen. So sollte die Schmach von Stalingrad getilgt werden.
Insgesamt wurden dazu im Kursker Bogen 50 der besten Divisionen, darunter 17 Panzer- und Mechanisierte Divisionen mit ca. 900.000 Mann, etwa 10.000 Artilleriegeschütze und Granatwerfer, 2.700 Panzer und Sturmgeschütze, darunter die neuen Panzer “Tiger“ und „Panther“ und mehr als 2.000 Flugzeuge mit ebenfalls vielen neuen Flug-zeugen, eingesetzt, um den Erfolg abzusichern.
Im Norden sollte von der Heeresgruppe Mitte unter dem Befehl von General Feldmarschall von Kluge, die 9. Armee unter Generaloberst Model mit 5 Infantrie- und 3 Panzerdivisionen aus dem Raum Orjol und im Süden aus der Heeresgruppe Süd unter dem Oberbefehl von General Feldmarschall von Manstein, die 4. Panzerarmee unter Generaloberst Hoth und die Abteilung Kempf, mit 5 Infantrie-, 8 Panzerdivisionen und einer Mech.-Division aus dem Raum Belgorod diese „konzentrischen Schläge“ in Richtung Kursk durchführen.
Die sowjetische Armeeführung, die die Ziele der Wehrmacht aufklären konnte, entschied ihre ins Auge gefassten Offensivschläge zurück zustellen und im Kursker Bogen zu einer tief gestaffelten Vertei-digung überzugehen.
In den Monaten April bis Juni wurden durch die Truppen der „Zentral Front“ unter dem Oberbefehl von Armeegeneral Rokossowski, die Truppen der „Woronescher Front“, unter dem Oberbefehl von Armeegeneral Watutin und der „Steppen Front“ unter dem Kommando von Generaloberst Konew als Reserve in der Tiefe, unter direkter Anleitung der Vertreter des Oberkommandos, den Marschällen Shukow (linkes Bild), Wassilewski (rechtes Bild) und dem Generaloberst der Artillerie Woronnow, eine tief gestaffelte Verteidigung in 8 Verteidigungslinien mit einer Tiefe von 300 Kilometer aufgebaut.
Die Kampfstärke der sowjetischen beiden Fronten im Kursker Bogen betrug 1.337.000 Mann, über 20.000 Geschütze und Granatwerfer, über 3.600 Panzer und Selbstfahrlaffetten und ca. 3.100 Flugzeuge.
Dazu kamen die Kräfte der Steppenfront als Reserve mit 580.000 Mann, 8.500 Geschützen und Granatwerfer, über 1.600 Panzer und Selbstfahrlaffetten und ca. 400 Flugzeuge.
Damit hatte das sowjetische Oberkommando eine Kräfteüberlegenheit geschaffen um auch aus der Verteidigung heraus zum Angriff überzugehen.
Die sowjetische Aufklärung hatte den Angriffsbeginn der Wehrmacht, der am 05.Juli um 05.30 Uhr gleichzeitig aus dem Norden in den Richtungen Oriol – Kursk und im Süden Belgorod – Kursk, beginnen sollte, aufgeklärt und man entschloss sich zu einer „Artilleriegegenvorbereitung“. Die durch die Sowjetischen Truppen erstmalig im Krieg angewandte mächtige Artilleriegegenvorbereitung, unterstützt durch Luftschläge auf die Ausgangsstellungen der zum Angriff bereitstehenden Truppen ab 2.30 Uhr des 5. Juni, brachte den bereitstehenden deutschen Truppen zum Angriff einige Verluste bei, verhinderte das Überraschungsmoment des Angriffsbeginns, verzögerte den vorgesehenen Angriffsbeginn um ca. 2 – 3 Stunden und schwächte die Schlagkraft der angreifenden Truppen, was einigen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Handlungen hatte. Die vom Norden angreifende Stoßgruppierung der Heeresgruppe Mitte mit 5 Panzerdivisionen in der 1. Staffel, schafften gerade mal einen Einbruch in die Verteidigung der Zentralfront von 10 – 12 km Tiefe. Auch die im Süden aus Richtung Belgorod angreifenden Truppen erreichten nicht ihre Ziele. Unter gewaltigen Verlusten gelang es den Truppen bis zum 10. Juli nicht mehr als 35 km tief in die sowjetische Verteidigung vorzustoßen.
Durch Heranführen neuer Reserven versuchte die Wehrmacht die Lage zu verbessern. Gleichzeitig führte das sowjetische Oberkommando ihre Reserven in die Schlacht ein. So kam es zu der in der Kriegsgeschichte größten Panzerschlacht bei Prochorowka, einem kleinen Dorf in der Steppe. Die sowjetische 5. Panzer Armee unter dem Befehl von Generalleutnant Rotmistrow und die 5. Gardearmee des Generals Shanow, verstärkt mit 2 Panzerkorps trafen im Raum Prochowka am 12. Juli auf die Elitepanzer-divisionen des II. SS-Panzerkorps der Wehrmacht. Mehr als 1200 Panzer (500 auf deutscher, 700 auf sowjetischer Seite) ließen die Erde erdröhnen. In den 2 Tagen dieser gewaltigen Materialschlacht erlitten beide Seiten gewaltige Verluste, aber die faschistischen Truppen wurden zum Stehen gebracht und waren gezwungen, am 15.Juli zur Verteidigung überzugehen. Das faschistische Oberkommando hatte die Möglichkeiten der sowjetischen Truppen wiederum unterschätzt.
Nach entsprechender Umgruppierung und Verstärkung der Fronten, begannen die geplanten Offensivhandlungen der sowjetischen Truppen, im engen Zusammenwirken mit den im Hinterland operierenden sowjetischen Partisanenverbände, am 12. Juli durch die Westfront und der Brjanskerfront und am 15. Juli durch die Zentralfront mit der Orjoler Strategischen Angriffsoperationen „Kutusow“, gegen die Kräfte der 2. Panzer Armee, der 9. Armee der Heeresgruppe „Mitte“ der Wehrmacht und am 3. August, nachdem vorher der Einbruch des Gegner in die sowjetische Verteidigung beseitigt worden war, durch die Woronescher- und Steppenfront die Strategische Operation „Rumjanzew“ gegen die 4. Panzerarmee und die „Gruppe Kempf“ der Heeresgruppe „Süd“.
Am 17./18. August konnten die Truppen der nördlichen Gruppierung und am 23. August die südliche Gruppierung die von der Wehrmacht vor der Kursker Schacht besetzten Gebiete zurückerobern.
Die von der Einkreisung und Zerschlagung bedrohten faschistischen Truppen mussten sich zurückziehen und nach Verlust ihrer Positionen, an der ganzen Front zur Verteidigung übergehen.
Am 5. August konnten die total zerstörten Städte Orjol und Belgorod und am 23. August die Stadt Charkow befreit werden. Damit ging die Schlacht um Kursk mit einem gewaltigen Sieg für die sowjetischen Truppen zu Ende, zu deren Ehren erstmals im GVK in Moskau für die Befreiung der Städte Orjol und Belgorod Ehrensalute geschossen wurden.
Die Kursker Schlacht bedeutete das Ende des „Blitzkrieges“ des faschistischen Deutschlands gegen die Sowjetunion und der endgültige Übergang der Strategischen Initiative auf Seite der Sowjetunion und ihrer Roten Armee. Nach dieser Schlacht war die Wehrmacht zu keinen strategischen oder operativen Offensiven mehr im Stande.
Die Verluste auf beiden Seiten waren sehr hoch. Auf sowjetischer Seite waren es mehr als 860.000 Tote und Verwundete, auf deutscher Seite mehr als 500.000. Über 30 Divisionen der Wehrmacht wurden zerschlagen.
International hatte der Ausgang dieser Schlacht auch Einfluss auf die weitere politische und militärische Entwicklung in vielen Länder. In den Jahren 1942 und 1943 nahmen weitere neun Staaten Diplomatische Beziehungen mit der Sowjetunion auf. Sie schuf günstigere Bedingungen für die Handlungen der Alliierten in Italien. Die Verbündeten Amerika und England begannen über eine zweite Front nachzudenken. Der faschistische Block begann zu zerfallen. Italien schied bald darauf aus der Achse Berlin aus, Japan und die Türkei entsagten endgültig ihre Truppen gegen die Sowjetunion einzusetzen. In vielen von den Faschisten besetzten Ländern wuchs der Widerstand gegen die Okkupanten.
In dem Vielvölkerstaat der Sowjetunion wuchs in der Bevölkerung und vor allem in den Reihen der Soldaten die Zuversicht des Sieges über die faschistischen Okkupanten.
Der Sieg über die faschistischen Truppen in der Kursker Schlacht wurden hoch gewürdigt. Mehr als 100.000 Soldaten und Offiziere erhielten Orden und Medaille, davon 231 den Titel „Held der Sowjetunion“. 132 Truppenteile und Verbände erhielten den Ehrentitel „Garde“ und über 20 den Ehrennamen „Orjolsker“, „Belgerodsker“ „Charkower“ (Regiment oder Division).
Im Jahre 1983 wurde im Kursker Bogen ein Memorieal für die Gefallenen des Großen Vaterländischen Krieges und am 09. Mai 2000 ein Gedenkkomplex „Kursker Duga“ eingeweiht. Am 27. April 2007 wurde auf Grundlage eines Erlasses des Präsidenten der Russischen Föderation von 2006, den Städten Kursk, Orjol und Belgorod als erste Städte der Ehrenname „Stadt des Militärischen Ruhms“ verliehen und dazu in den Städten Kursk und Orjol 2010 und in Belgorod 2013 „Stehlen des militärischen Ruhms“ errichtet.
(Bild links)
Jährlich werden zu Ehren des Sieges am 23. August in diesen Städten würdige Gedenkver-anstaltungen durchgeführt.
Anlässlich des 75. Jahrestages der Kursker Schlacht wird in diesem Jahr eine Reihe größerer Veranstaltungen zum Gedenken und zur Erinnerung an diese historische Schlacht geben. Wissenschaftliche Konferenzen, Vorträge, Ausstellungen und größere Feierlichkeiten werden den Kampfgeist, den Mut, die Heldentaten würdigen und wach halten und zur patriotischen Erziehung zur Verteidigung des Vaterlandes beitragen. Das ist gerade heute wieder aktueller den je, denn wieder werden Russlands Grenzen bedroht.
Es wäre an der Zeit, eingedenk der Erfahrungen und Lehren gerade auch der Kursker Schlacht, dass man in der NATO und in der EU die Drohgebärden gegen Russland, die Hetze und Verleumdungen aufgibt und aufhört von einer „Position der Stärke“, wie es gerade auch die Bundeskanzlerin Frau Merkel in ihrer Regierungserklärung vom 28. Juni 2018 darlegte, mit Russland Gespräche und Verhandlungen führen zu wollen. Wirtschaftlicher Austausch, Handel, Tourismus, freundschaftliche Begegnungen der Menschen im Sinne des Friedens und des friedlichen Zusammenlebens wären der bessere Weg.
Die Russen wollen keinen Krieg und brauchen ihn ebenso wenig wie das deutsche Volk. Helfen wir dabei aktiv mit, im Sinne des Aufrufs „Soldaten für den Frieden“ die Kriegsgefahr zu bannen.