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- Eine Militärdelegation der NVA in Österreich und der 70. Jahrestag der Gründung der DDR
Erinnerungen von Oberst a.D. Joachim Roth
Am 07. Oktober fand in Neuenhagen bei Berlin die Feier des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der deutschen Demokratischen Republik statt.
Noch unter dem Eindruck der bewegenden Darlegungen der vier Referenten Dr. Mathias Werner, Dr. Hans Modrow, Anja Mewes und Patrik Köbele auf Feier zur Würdigung des ersten deutschen Friedensstaates, gehen meine Gedanken 35. Jahre zurück.
Fast genau nach der damals halben bis heute zurückgelegten Strecke , unmittelbar nach dem 7.Oktober 1984, und der Feier anlässlich des 35. Jahrestag der Gründung der DDR, traf am 15. Oktober eine Militärdelegation der DDR unter Leitung des Ministers für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffman, zu einem offiziellen Besuch der Republik Österreich in Wien ein. Ich hatte die Ehre, dieser Delegation anzugehören.
Bei einem ersten Meinungsaustausch mit dem Bundesminister für Landesverteidigung, Dr. Friedhelm Frischenschlager, charakterisierte Minister Hoffmann damals den Sinn und seine Erwartungen an das Treffen wie folgt: “Wir meinen, und das wurde besonders anlässlich des Nationalfeiertages der DDR, des 35. Jahrestages ihrer Gründung, deutlich, dass in der gegenwärtig zugespitzten internationalen Lage alles getan werden muss, um auf den Kurs der politischen und militärischen Entspannung zurückzufinden, um die gewachsene Kriegsgefahr zu beseitigen und ein nukleares Inferno zu verhindern.“
Minister Dr. Frischenschlager erklärte, dass er nach der Aufnahme von Kontakten zu westlich orientierten Staaten im Interesse eines ausgewogenen Verhältnisses der Beziehungen selbstverständlich an Kontakten zu sozialistischen Staaten interessiert sei.
Unsere Militärdelegation wurde während ihres sechstägigen Aufenthaltes vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Kirchschläger auf der Wiener Hofburg empfangen und es kam im Verlaufe auch zum intensiven Meinungsaustausch mit dem Bundeskanzler Österreichs, Dr. Fred Sinowatz.
Das von den österreichischen Gastgebern vorbereitete Programm für unsere Militärdelegation beinhaltete die Besichtigung militärischer Lehr- und Ausbildungseinrichtungen des Österreichischen Bundesheeres. Beeindruckend war ein Besuch der ältesten Offiziersschule Europas, der Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt, während dem wir die Ausbildungsprogramme und –ziele für die zukünftigen Führungspersönlichkeiten der Organe des Bundesheeres kennen lernten. Beim Zusammentreffen mit Einheiten des Heeres unter anderem auf dem Truppenübungsplatz Aualm bei St. Martin (Bundesland Salzburg), führten uns Gebirgsjäger im Rahmen einer Gefechtsepisode ihren hohen Ausbildungsstand vor.
Während der vielen Begegnungen wurden immer wieder die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten, die unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen angehörten, hervorgehoben und die Notwendigkeit eines verständnisvollen gegenseitigen Umgangs basierend auf gegenseitiger Achtung als Voraussetzung für ein gutnachbarschaftliches Verhältnis unterstrichen. In diesen Rahmen fügte sich auch die Kranzniederlegung durch die Delegation der DDR in der Krypta des Heldendenkmals an der Wiener Hofburg zum ehrenden Gedenken der gefallenen Helden der Nation ein.
Der Sinn und Zweck des Besuchs der Militärdelegation der NVA in der Republik Österreich im Jahre 1984, kurz nach der Feier zum 35. Jahrestag der DDR lässt sich auf das Heute übertragen und in die Aufgaben und Schlussfolgerungen der Eingangs angeführten Feier zum 70. Jahrestag der Gründung der DDR einordnen. Symbolträchtig an diesem Tag, auch Österreich war in Neuenhagen militärisch vertreten!
Wir haben in einem Staat gelebt, der immer und überall für die Erhaltung des Friedens in dieser Welt eingetreten ist und für dieses Ziel alles eingesetzt hat. Unsere DDR war im Jahre 1973 als 133. Mitgliedsstaat der UNO beigetreten und bis dahin von 123 Regierungen diplomatisch anerkannt.
Wir haben in der Armee dieses Staates gedient und waren dem gleichen Ziel verpflichtet. Das ist der wesentliche Punkt in der Traditionspflege unseres Verbandes. Deshalb wurde der vielbeachtete Aufruf „Soldaten für den Frieden“ von Genossen unseres Verbandes initiiert.
Und wenn wir so wollen, können wir aus dem eingangs zitierten Satz des Bundesministers Dr. Frischenschlager die „sozialistischen Staaten“ vorerst streichen und gegebenenfalls durch „alle Staaten Europas einschließlich der russischen Föderation“ ersetzen und hätten damit eine maßgebliche Forderung unserer Epoche zur Erhaltung des Friedens – außer der sicher wichtigen Umweltproblematik, die aber ohne Frieden nicht durchsetzbar ist – umrissen.
Begrüßung durch den Bundesminister für Landesverteidigung Dr. Frischenschlager
Militärisches Begrüßungszeremoniell im Bundesministerium
Kranzniederlegung in der Krypta des Heldendenkmals
Empfang beim Bundespräsidenten Dr. Kirchschläger