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- Zum Gedenken an die Novemberrevolution 1918 in Deutschland
Am 07. November 2013 jährt sich zum 95. Mal der Beginn der Novemberrevolution in Deutschland.
Auch wenn dieses Datum in der heutigen Zeit in Deutschland wenig Anerkennung findet, ist es doch in der Geschichte des revolutionären und demokratischen Deutschlands und seines Volkes von großer historischer Bedeutung.
Deutschland hatte den vom ihm angezettelten 1. Weltkrieg verloren, der unzählige Opfer gekostet hat. Unruhen, politische Massenstreiks seit Frühjahr 1918, die sich bis Oktober über fast ganz Deutschland ausbreiteten, mit Forderungen zur Beendigung des Krieges und zum Abschluss eines Friedensvertrages, versetzten den Kaiser und die Regierenden in Panik. In einer Situation des militärischen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs wird mit der Berufung des Prinzen Max von Baden zum Reichskanzler am 03. Oktober 1918 versucht, der in Deutschland heran gereiften revolutionären Situation entgegenzuwirken, um eine Revolution zu verhindern und die Monarchie zu retten. Dies geschieht hier bereits mit aktiver Unterstützung sozialdemokratischer Politiker, wie Philipp Scheidemann und Bauer, die in die neue Regierung eintreten. All dies und auch die Entlassung General Ludendorffs sowie die Aufgabe des Kampfes an der Westfront, können die Bedingungen für den Beginn einer Revolution nicht mehr abwenden.
Durch Aufrufe der Spartakusgruppe im Oktober zur Beendigung des Krieges und zum Sturz des deutschen Kaisers, durch Demonstrationen, Streiks und Kundgebungen in Berlin, Hamburg, Leipzig und anderen Städten im ganzen Reich, mit Losungen wie. „Nieder mit dem Krieg“, „Nieder mit der Regierung“, „Hoch Liebknecht“ versucht die revolutionäre Arbeiterschaft den Krieg zu beenden und Bedingungen für den Übergang zu einem demokratischen Staat zu schaffen.
Dies konnte nur mit revolutionären Mitteln und Kräften erfolgen. Am 28/29. Oktober wollte die Oberste Marineleitung mit der Kriegsflotte zu einer letzten Schlacht auslaufen. Dieser Geheimplan wurde bekannt, und ein Teil der Mannschaften auf drei Schiffen verweigerte den Befehl, die Anker zu lichten. Es kam zu Meutereien und Sabotage. Da aber Unterseeboote und Torpedoboote ihre Rohre auf die meuternden Schiffe richteten, ergaben sich die Matrosen. Die sogenannten Rädelsführer wurden im Norden Kiels ins Gefängnis gesteckt.
Anfang November versuchen in Kiel Matrosen und Heizer ein erneutes Auslaufen der Flotte zu verhindern und gleichzeitig ihre eingesperrten Kameraden zu befreien. Dies gelingt nicht mit Delegationen, die zu den Offizieren geschickt wurden und auch nicht Aufrufen und Versammlungen. Unter Leitung des Matrosen Karl Artelt und des Hafenarbeiters Lothar Popp (beide USPD) wird für den 03. November zu einer großen Versammlung auf dem Exerzierplatz aufgerufen, dem mehrere tausend Menschen, auch aus der Kieler Arbeiterschaft folgten. Sie verlangen die Beendigung des Krieges, die Freilassung ihrer eingekerkerter Matrosen und eine Verbesserung der Versorgungslage (Frieden und Brot). Da die Forderungen nicht angenommen werden, fordert Artelt die Matrosen auf, mit Gewalt ihre Kameraden zu befreien. Es kommt zum Schusswechsel, wobei es auf beiden Seiten Tote gab. Dieser spontane, bewaffnete Zusammenstoß gilt als Zeichen für den Beginn der Novemberrevolution. In wenigen Tagen erfasste der Aufstand mehrere Teile Deutschlands.
Nachdem am 08. November Rosa Luxemburg und dann am 09. November Leo Jogiches aus den Gefängnissen befreit waren, trafen sich die Vertreter der Spartakusgruppe am 11. November im Hotel Exelsior in Berlin, um den Spartakusbund zu gründen. Mit der Bildung einer Zentrale mit 13 Genossen, an deren Spitze Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Leo Jogiches und Wilhelm Pieck standen, hatte dieser Bund sich eine revolutionäre Führung gewählt. Der Spartakusbund war aber weiter Teil der USPD und noch keine selbstständige Partei.
Zugleich bildeten sich neue bürgerliche Parteien und Organisationen, so die Deutsche Demokratische Partei (DDP), die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die Deutschen Volkspartei (DVP).
Schon ab 10. November plante die Ebert-Regierung die Revolution zu ersticken. Durch Geheimabkommen mit der „Obersten Heeresleitung“ unter General Groener wurden die entsprechenden Absprachen getroffen.
So kam es bereits am 06. Dezember zum ersten konterrevolutionären Putsch in Berlin, organisiert vom sozialdemokratischen Stadtkommandanten Otto Wels, dem Kriegsministerium, dem Außenministerium und dem Generalkommando des Gardeschützenkorps in Berlin. Irregeführte Truppenverbände rufen vor der Reichskanzlei Ebert zum Reichspräsidenten aus, umstellen das Gebäude des Vollzugsrates, besetzen Druckerei und die Redaktion der „Roten Fahne“ und schießen in eine Demonstration des Roten Soldatenbundes. Auch wenn diese Aktion abgewehrt werden konnte, beginnen in anderen Orten ähnliche Aktionen. In vielen Orten wehren sich die Arbeiter mit weiteren großen Streiks , so in Oberschlesien, im Rheinland und in Westfalen gegen die Willkür der Obrigkeit und fordern die Sozialisierung der Produktion.
Vom 16. – 21. Dezember findet in Berlin der 1. Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte statt. Er überträgt die gesetzgebende und vollziehende Gewalt auf den Rat der Volksbeauftragten.Gleichzeitig bestimmt er, dass am 19. Januar 1919 Wahlen zur Nationalversammlung stattfinden sollen. Damit werden die Rätemacht abgeschafft und die Voraussetzung für einen bürgerlichen Staat geschaffen.
Am 24. Dezember setzt die Regierung konterrevolutionäre Truppen gegen die Volksmarinedivision im Schloss und im Marstall ein. Die Volksmarinedivision wehrte diese Angriffe unter Verlusten ab. Die Regierung konnte nicht verhindern, dass die Beerdigung dieser gefallenen Marinesoldaten unter großer Beteiligung der Bevöl-kerung stattfand, bei der an den offenen Gräbern Karl Liebknecht, Vertreter der Volksmarinedivision und Ver-treter vieler Abordnungen sprachen und die Ebert-Regierung als Schuldige an diesem Blutbad anprangerten. Am 04. Januar 1919 wird dann der Berliner Polizeipräsident Eichhorn ( USPD) von der sozialdemokratischen Regierung abgesetzt. Hier marschierte bereits die Konterrevolution.
Der Spartakusbund drängte nun auf die Gründung einer revolutionären Partei. Dies erfolgte mit der Gründung der KPD am 01. Januar 1919, die nach dem Beispiel der Bolschewiki in Russland für eine andere, eine sozialistische Republik eintrat und gegen Imperialismus, Militarismus und Krieg kämpfte.
Der neuen Parteizentrale gehörten Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Leo Jogiches, Wilhelm Pieck und weitere 8 Genossen an. Diese Gründung der KPD und weitere Kämpfe der Arbeiter und Soldaten im Januar 1919, der Generalstreik von mehr als 500 000 Arbeitern in Berlin, die bewaffneten Kämpfe in München, Stuttgart, Dresden und anderen Städten, die Bergarbeiterstreiks im Ruhrgebiet und in Oberschlesien, die Ausrufung der Bremer Räterepublik am 10. Januar und weiterer bewaffneter Widerstand gegen die Regierungstruppen veranlassten die sozialdemokratische Regierung zum Einsatz konterrevolutionärer Truppen. Unter dem Befehl Noskes stehende Freikorps wüteten im ganzen Land.
So wurden dann am 15. Januar 1919 Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch Angehörige der Berliner Garde-Schützen-Division verhaftet, im Edenhotel verhört und auf grausame Art ermordet. Auch Leo Jogiches wurde zwei Monaten später verhaftet und ermordet. Den Mördern geschah nichts. Unter dem Schutz der Noske-Truppen fanden dann am 19.Januar 1919 die Wahlen zur Nationalversammlung statt. Die SPD erhielt 37,9 %, die Zentrum-Partei 19,7 %, die DNVP 10,3 % und die USPD 3,6 % der Stimmen. Unter Führung der SPD wird nun eine neue bürgerliche Regierung gebildet. Mit der Wahl Friedrich Eberts zum Reichspräsidenten am 11. Februar 1919 durch die Nationalversammlung in Weimar ist die Macht der Bourgeoisie in Form der Weimarer Republik abgesichert.
Damit war die Novemberrevolution in Deutschland faktisch beendet.
Dennoch gab es gesellschaftliche Fortschritte. Wichtige Ergebnisse waren:
Das aber bedeutete nicht, dass der Kampf der Arbeiter auch beendet gewesen wäre. Die revolutionären Kämpfe dauerten an und es folgte die Phase der revolutionärer Nachkriegskrise. Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland war ein Beispiel heroischen Kampfes der Arbeiter und Soldaten gegen Krieg und kapitalistische Herrschaft, zur Befreiung von Unterdrückung und Ausbeutung, auch wenn letztlich das große Ziel nicht erreicht wurde.
Die Erinnerung an den Beginn dieser Revolution am 09. November 1918 ist aus der Geschichte nicht zu verdrängen. In der DDR und ihrer Armee wurden diese Traditionen hochgehalten. Ihre Gefallenen und Helden wurden durch die Verleihung ihrer Namen an Truppenteile und Einrichtungen gewürdigt. Dies wurde auch durch die Einweihung einer „Gedenkstätte der Helden der Novemberrevolution und der Marstallkämpfe“ auf dem Friedhof der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain am 25. Januar 1961 sichtbar, auf der der Stellvertretende Verteidigungsminister, Vizeadmiral Waldemar Verner, die Eröffnungsrede hielt.
Der „Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR“ steht zu dieser Tradition und pflegt sie weiter, trotz aller Widerstände und Verleumdungen.
Sebald Daum
Generalmajor a.D.