Volksmarine - ein Ehrenname

von Kapitän zur See a.D. Gerhard Matthes

 

Liebe Genossen und Freunde,

der auf unserer Internet-Seite veröffentlichte Beitrag von Vizeadmiral a.D. Hendrik Born veranlasst mich, mein Verständnis zur Traditionspflege in der Volksmarine darzulegen.

60. Jahrestag VolksmarineVor 60 Jahren, verlieh der Minister für Nationale Verteidigung der DDR, Generaloberst Heinz Hoffmann, den Seestreitkräften der Nationalen Volksarmee den Ehrennamen „Volksmarine“.
Zur feierlichen Namensverleihung am 04. November 1960, waren die Kampfschiffe und –boote der Seestreitkräfte zu einer Flottenparade im Greifswalder Bodden vor Anker gegangen.


Mit der Verleihung des Namens „Volksmarine“ würdigte die Partei- und Staatsführung der DDR sowohl

  • die Leistungen der Angehörigen der Seepolizei, der Volkspolizei-See sowie der Seestreitkräfte in der Ausbildung, beim Schutz der Seegrenze und der Gewährleistung der Sicherheit der Schifffahrt, als auch
  • die Rolle der Roten Matrosen in der Novemberrevolution.

In seiner Ansprache an die im Greifswalder Bodden versammelte Flotte betonte der Minister:
„Gestern jährte sich zum 42. Mal der Tag, an dem sich von Kiel aus die Flamme der Revolution über ganz Deutschland ausbreitete. Der mutige und entschlossene Aufstand der revolutionären Matrosen gegen die sinnlose Fortführung des imperialistischen Krieges war der Auftakt zur Novemberrevolution, die als erste Revolution der deutschen Arbeiterklasse gegen den deutschen Imperialismus und Militarismus in die Geschichte eingegangen ist.“
Und weiter betonte der Minister:
„Die Flottenparade anlässlich des 42. Jahrestages des Kieler Matrosenaufstan-des beweist, dass die Seestreitkräfte der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik die würdigen Fortsetzer des heldenhaften Kampfes der revolutionären deutschen Matrosen gegen Imperialismus und Krieg, für Frieden und Sozialismus sind.
In Anerkennung Ihrer treuen Pflichterfüllung, die Zeugnis davon ablegt, dass die Angehörigen unserer Seestreitkräfte zu jeder Stunde bereit sind, im Geiste der ruhmreichen revolutionären Traditionen der Roten Matrosen ihr sozialisti-sches Vaterland, die Deutsche Demokratische Republik, gegen jeden Feind zu schützen, haben der Nationale Verteidigungsrat und der Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik auf Vorschlag des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands beschlossen, den Seestreitkräften der Nationalen Volksarmee den ehrenvollen Namen VOLKSMARINE zu verleihen.
Genossen Matrosen, Maate, Offiziere und Admirale! Erweisen Sie sich der großen Ehrung würdig, die Ihnen durch die Auszeichnung mit dem Ehrennamen „Volksmarine“ und die Verleihung der roten Dienstflagge zuteilwurde. Schützen und hüten Sie Ihren Ehrennamen und die Ehre Ihrer Flagge.“
In seiner Rede umriss der Minister klar, auf welchen Traditionen Ausbildung und Erziehung der Angehörigen der Volksmarine fußen werden: Auf den revolutionären Traditionen unseres Volkes und denen der internationalen Arbeiterklasse.

Die Angehörigen der Volksmarine aller Dienstgradgruppen erfüllten diese Verpflichtung mit Leben. Sie waren sich stets der Verantwortung für die Sicherung des Friedens, gemeinsam mit den Waffenbrüdern bewusst, gewährleisteten eine hohe Einsatz- und Gefechtsbereitschaft, kämpften um beste Ausbildungsergebnisse, lösten die Aufgaben im Diensthabenden System und zur Sicherung der Seegrenzen vorbildlich. Die eingegangenen und im Internet veröffentlichten Grußadressen zeigen, welches Ansehen sich die Volksmarine durch ihre hohen Leistungen bei den verbündeten Flotten erwarb.
Die Volksmarine war wie die anderen Teilstreitkräfte der Nationalen Volksarmee im Volke verwurzelt. Auch ihr Verfassungsauftrag stimmte mit den Wünschen der Bevölkerung nach Frieden und Sicherheit überein. Vielfältig waren die Beziehungen der Dienststellen sowie der Schiffe und Boote zu Betrieben, Arbeitskollektiven, Städten und Gemeinden und anderen Institutionen.
Generationen von Matrosen, Unteroffizieren und Offizieren waren stolz in dieser Teilstreitkraft der Nationalen Volksarmee zu dienen, und sie sind es bis heute. Sie beweisen es, indem sie die Traditionen der Volksmarine pflegen, sich gern an die gemeinsame Dienstzeit und die erlebte Soldatenkameradschaft erinnern.
Wie vor 60 Jahren, gehört der Kampf gegen Krieg, Kriegshetze, Waffenexporte und Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Völker zu den Aufgaben, die wir uns im Rahmen der Traditionspflege auferlegt haben.
All das beweist, dass unsere Teilstreitkraft zu Recht den Namen „Volksmarine“ durch die politische und militärische Führung verliehen bekam, und dass wir diesen Namen, solange die Nationale Volksarmee und die Volksmarine Bestand hatten, mit Stolz und Würde tragen durften.

Ich sehe deshalb keinen Grund zu prüfen, ob der Name „Volksmarine“ durch die politische und militärische Führung der DDR zu Recht an die Seestreitkräfte verliehen und von ihnen getragen wurde, wie das von Vizeadmiral Born in seinem Beitrag zum 60. Jahrestag der Namensverleihung VOLKSMARINE an die Seestreitkräfte angestrebt wird. Ich kann auch niemanden ernst nehmen, der den Kieler Matrosenaufstand lediglich als Meuterei von Matrosen bezeichnete. Es scheint mir nicht notwendig, ja nicht opportun, irgendetwas in unserer Geschichte neu schreiben zu wollen.

Liebe Genossen und Freunde, pflegen wir die Traditionen der Volksmarine wie in den vergangenen Jahren weiter, seien wir stolz in dieser Marine gedient zu haben und setzen wir uns auch künftig aktiv für Frieden und Völkerverständigung in Europa und in der Welt ein.

Unsere Webseite verwendet für die optimale Funktion Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.