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Festansprache des letzten Kommandeurs des Kampfschwimmerkommandos, Fregattenkapitän a.D. Jürgen Knittel, zum 60. Jahrestag der Aufstellung des Kampfschwimmerkommando-18 der Volksmarine
Liebe Kameraden, liebe Ehefrauen, werte Gäste,
der Vorstand unserer Marinekameradschaft hat mich gebeten, die Festansprache anlässlich unserer Jubiläen zu übernehmen. Dieser Bitte bin ich gern nachgekommen.
Mit der 20. Mitgliederversammlung unserer Marinekameradschaft begehen wir zwei Jubiläen zugleich:
- den 60. Jahrestag der Aufstellung des Kampfschwimmerkommandos
- sowie den 20. Jahrestag der Gründung der Marinekameradschaft Kampfschwimmer Ost e.V.
Ich freue mich ganz besonders, dass zu diesem Anlass unser ehemaliger Chef, der letzte Minister für Nationale Verteidigung und Chef der NVA, Admiral a.D. Theodor Hoffmann, gekommen ist – herzlich willkommen.
Auch ehemalige Kampfgefährten haben uns nicht vergessen – der ehemalige Kommandeur des MHG-18 – herzlich willkommen Kapitän zur See a.D. Günther Leithold.
Seit dem Herbst des vergangenen Jahres hat der Vorstand unserer Marinekameradschaft in zahlreichen Sitzungen die Vorbereitung der Jubiläen übernommen, unterstützt durch die Kameraden Reinhard Henschel, Horst Kerzig, Kalle Müller und meine Wenigkeit. Und wie es sich für einen guten Vorsitzenden ziemt, hatte unser Kamerad Nils Bonin die Zügel dabei fest in der Hand gehalten, alle Aktivitäten zielstrebig organisiert und die Arbeiten auf breite Schultern verteilt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, allen Beteiligten, die an der Vorbereitung unserer Veranstaltung mitgewirkt haben, für die fleißige Arbeit recht herzlich zu danken.
Wir sind fest davon ausgegangen, dass unsere Feierlichkeiten den gleichen Zuspruch erfahren werden, wie es zum 50. Jahrestag der Fall war. Allein die Beteiligung an unserer Jahreshauptversammlung mit ca. 60 Kameraden (sonst sind es im Schnitt 40 TN) zeigt das große Interesse an unseren Jubiläen und wertet deren Bedeutung maßgeblich auf. Ich bin überzeugt, dass im Laufe des Tages eine Vielzahl Kameraden auftauchen werden, die sich nicht angemeldet haben, die keine Vereinsmitglieder sind und die wir im vergangenen Jahrzehnt (sei dem 50. Jahrestag) nicht mehr gesehen haben. Ich werte dies als Ausdruck der Verbundenheit und des Stolzes in unserem Kampfschwimmerkommando gedient zu haben.
Als Oberleutnant Kurt Klingbeil am 27. April 1958 auf dem Dänholm als erster Kommandeur, lediglich ausgestattet mit Sporttauchererfahrung aus Erfurt, mit dem Aufbau der Spezialtauchergruppe begann, waren die Voraussetzungen für eine einsatzbereite und schlagstarke Truppe längst nicht gegeben.
Als Hintergrund für den Aufbau einer Kampfschwimmereinheit dienten wahrscheinlich die Kenntnisse über Einsätze italienischer, deutscher und britischer Kleinkampfverbände, Kampfschwimmer und Kleinst-U-Boote während des 2. Weltkrieges. Dieses Vorhaben wurde maßgeblich vom damaligen Chef des Stabes der Seestreitkräfte, Konteradmiral Heinz Neukirchen, unterstützt. Nach der Umbenennung in Spezialtaucherkommando wird daraus ab 01. Januar das Kampfschwimmerkommando. Mit der nun zwar richtigen Namensfindung wurde ein Hauptproblem nicht gelöst – die Unterstellung. Stellte die Unterstellung unter dem Chef des Bergungs- und Rettungsdienstes nur eine Notlösung dar, so war die Unterstellung ab 01.01.1962 zur Landungsbrigade nichts Besseres. Man wollte zwar ein Kampfschwimmerkommando haben, aber das Hin und Her macht deutlich, dass seinerzeit niemand so recht wusste, wie damit umzugehen sei. Der Stellenplan vom 01.05.1963 löste mit der Direktunterstellung unter den Chef der Volksmarine diese Frage.
Ich möchte im Folgenden nicht die gesamte Entwicklung des Kampfschwimmerkommandos darstellen. Das haben wir in unserem Buch ausführlich getan.
Einige Gesichtspunkte, die maßgeblich den Entwicklungsweg des Kampfschwimmerkommandos vorgezeichnet haben, scheinen mir dennoch wichtig, nochmals in Kürze beleuchtet zu werden. Das sind vor allem der Anfang der 60-er und die Mitte der 80-er Jahre, in denen richtungsweisende Veränderungen in Personal, Struktur und Ausrüstung stattgefunden haben. Beleuchten wir zunächst das Jahr 1959. Im Mai dieses Jahres wurde Horst Förster Kommandeur des Kampfschwimmerkommandos und bekleidete diese Dienststellung bis Dezember 1961. Bereits drei Monate nach Übernahme der Funktion legte er der Führung der Seestreitkräfte eine „Denkschrift über die Perspektive und den Werdegang des Spezialtauchkommandos“ vor. Beigefügt war ein Vorschlag für den Stellenplan und Ausrüstungsnachweis.
Die Denkschrift war in ihrer Art bislang einzigartig. Sie umfasste 11 Seiten, in der Horst Förster seine Gedanken zur Struktur, zu den personellen Voraussetzungen und zur Eignung potenzieller Kampfschwimmer, zu möglichen Standorten für die Truppe, zur Ausbildung, zu Ausbildungsmethoden sowie zur Bewaffnung und Ausrüstung von Kampfschwimmern niedergeschrieben hat. Diese Denkschrift, vorgelegt beim vorgesetzten Stab, hat in den nachfolgenden Jahren keiner der amtierenden Kommandeure je zu Gesicht bekommen oder davon gehört. Horst Förster hat aber in den 2 ½ Jahren seiner Kommandeurstätigkeit danach gearbeitet und somit die grundlegende Entwicklungsrichtung des Kampfschwimmerkommandos wesentlich bestimmt.
Ich will damit deutlich machen, dass der Verdienst von Horst Förster darin besteht, dass er bereits Ende der 50-er Jahre all das erkannt und für richtig befunden hat, was für die erfolgreiche Entwicklung des Kampfschwimmerkommandos, bis hin zum Jahre 1990, von Bedeutung und richtungsweisend war. Diesem Umstand angemessen, hat seine „Denkschrift“ auch einen würdigen Platz in unserem Buch erhalten.
Dennoch muss angemerkt werden, dass die in der Denkschrift beschriebenen Vorhaben, zum Beispiel die Aufstockung des Personals auf 107 Planstellen, davon 51 reine Kampfschwimmerplanstellen (27 Offiziere, 24 Unteroffiziere) zunächst ein theoretisches Vorhaben war. Die Praxis sah jedoch anders aus. Die tatsächlichen Möglichkeiten zu Beginn des Jahres 1960 ließen nur die Besetzung von drei Offiziersplanstellen zu. Es musste also dringend Abhilfe geschaffen werden. So kamen Ende 1960 von den Absolventen des Offiziersjahrganges 1956-60 die Unterleutnante Hans Heß, Dieter Kammler, Horst Kerzig, Klaus Lorbeer und Albert Mahlfeld zum Kampfschwimmerkommando, aus der Flotte wurden die Leutnante Rudolf Ludwig und Lothar Zschachlitz sowie die Unterleutnante Gerhard Aschekowski und Manfred Schmidt zuversetzt. Von den Landstreitkräften waren es Helmut Daute. Rudolf Dedic, Hartmut Jensen und Willi Langpap.
Vergleichbare Lücken klafften auch im materiell-technischen Bereich. Hinzu kamen Rückschläge, wie der Brand in der Technischen Stelle im Jahre 1961, der einen großen Teil der Schwimm- und Tauchausrüstung vernichtete.
Auch in den nachfolgenden Jahren gab es eine Reihe von Problemen, so bei der Suche nach geeigneten Verfahren und Methoden der Kampfschwimmerausbildung, Ungereimtheiten in der Personalzuführung und darin eingeschlossen der mehrfache Wechsel des Unterstellungs-verhältnisses. Wie auch anders. Niemand verfügte über adäquate Erfahrungen in der Kampfschwimmerei.
All diese Dinge mussten ausprobiert werden, wobei viele negative Erfahrungen dem Unverständnis damaliger Vorgesetzter zuzuschreiben waren.
Und so ist es heute eine nette Anekdote, als ein Offizier, der in Leningrad studierte und die Diplomarbeit über Kleinst-U-Boote geschrieben hatte, mit folgenden Worten zum Kampfschwimmerkommando versetzt wurde: „Sie werden sicher wissen, dass wir nun doch keine U-Boote haben werden. Wir versetzen Sie zum Kampfschwimmerkommando, da sind Sie ja auch unter Wasser.“
Kurios war auch die Unterstellung der Boxstaffel des ASK Rostock als Landungsgruppe. Die medizinische Eignungsuntersuchung ergab – nur einer ist KS-tauglich (Jimi Becker).
In einer Nacht- und Nebelaktion wird im Jahre 1962 in einem Speicher des Stadthafens Rostock die erste französische Tauchausrüstung übernommen.
Gleichfalls 1962 wurde der erste Fallschirmsprunglehrgang gemeinsam mit dem Fallschirmjägerbataillon auf dem Flugplatz Barth absolviert. Schon im darauffolgenden Jahr fand das Fallschirm- springen in eigener Regie statt.
Eine verpatzte Generalprobe Ende April 1962 zur Einweihung des Manöverstützpunktes Darßer Ort, eine fehlende Aufgabenstellung seitens der Landungsbrigade und natürlich auch materielle Probleme stellten die Existenz des Kampfschwimmerkommandos in Frage. Wochen und Monate der Ungewissheit folgten.
Die schon genannten Strukturveränderungen in der Volksmarine vom Mai 1963 führten auch im Kampfschwimmerkommando zu Veränderungen. Die Direktunterstellung unter den Chef der Volksmarine in der täglichen sowie in der Gefechtsorganisation führte dazu, dass die Bedürfnisse des Kommandos zunehmend besser von den Stellvertreterbereichen des Chefs der Volksmarine und den Fachabteilungen im Kommando der Volksmarine wahrgenommen wurden. Forciert wurde das Zusammenwirken mit anderen Einheiten der Volksmarine, der Stab des Kampfschwimmerkommandos übernahm komplett die Ausbildung der Kampfschwimmer – ein merklicher qualitativer Aufschwung auf allen Gebieten war spürbar.
Von besonderer Bedeutung war die Einrichtung der Planstelle „Oberoffizier für Kleinkampfmittel“ im Bereich Operativ des Kommandos der Volksmarine, seinerzeit durch Manfred Schmidt besetzt, mit der der Kommandeur des Kampfschwimmerkommandos einen kompetenten Ansprechpartner im Kommando der Volksmarine hatte. So entstanden 1966 in gemeinsamer Arbeit die „Einsatzgrundsätze für den Gefechtseinsatz von Kampfschwimmern“. Es war das erste wichtige operative Führungsdokument, das bis in die 80-er Jahre Gültigkeit hatte.
Mit dem Stellenplan und Ausrüstungsnachweis vom 01. Dezember 1965 zog endgültig Planmäßigkeit in die Tätigkeit des Kampfschwimmerkommandos ein. Von nun an liefen die Strukturperioden über 5 Jahre. In diesem zeitlichen Rahmen wurden organisatorische und technische Voraussetzungen für die personelle und materielle Auffüllung geschaffen und realisiert.
In den 70-er und 80-er Jahren entwickelte sich das Kampfschwimmerkommando zu einem kampfstarken Strukturelement der Volksmarine. Wir hatten sehr gut ausgebildetes und motiviertes Personal mit hoher Moral. In der Volksmarine hatte das Kampfschwimmerkommando einen hervorragenden Ruf, wurde geachtet wie gleichermaßen gefürchtet, wenn die Kampfschwimmer im Rahmen von Überprüfungen eingesetzt wurden.
Diese Entwicklung fand die verdiente Würdigung mit der Verleihung der Truppenfahne an das Kampfschwimmerkommando auf Befehl des Ministers für Nationale Verteidigung, übergeben am 02. Oktober 1987 durch Admiral Ehm.
In der zweiten Hälfte der 80-er Jahre trat die die „Struktur 90“ in Kraft. Damit vollzog sich ein weiterer bedeutsamer Entwicklungsschritt für das Kampfschwimmerkommando. Mit der Bildung einer Einsatzstaffel Minentaucher konnten nunmehr die Aufgabenbereiche von Kampfschwimmern und Minentauchern strikt getrennt werden. Diese Umstrukturierung erfolgte auf der Grundlage der neu erarbeiteten Dienstvorschrift „Gefechtseinsatz der Kampfschwimmer und Minentaucher“. Damit wurde dem langjährigen Bemühen der Kommandeure des Kampfschwimmerkommandos auf der Suche nach effizienteren Ausbildungsmöglichkeiten Rechnung getragen.
Mit dem neuen Stellenplan und Ausrüstungsnachweis verbesserte sich auch die Ausrüstung quantitativ und qualitativ. Die Minentaucher erhielten Tauchereinsatzfahrzeuge, die Nachrichtenausrüstung wurde verbessert, der Bereich Technik und Ausrüstung bekam ein Werkstatt-Koffer-Fahrzeug, der Stab einen modernen mobilen Führungspunkt und die Kampfschwimmer wurden mit der AKS-74 NK, Kal. 5,45 mm, ausgestattet. Darüber hinaus wurde mit den damals sogenannten „Valutamitteln“ in moderne Tauchtechnik und -ausstattung investiert (Einmann-TDK von Dräger kostete 127,0 TDM).
Dieser Zustand soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass wir über die Jahre viel improvisieren mussten. Denn all das was wir für die Ausbildung und die Einsätze benötigten, war schon sehr speziell. Man konnte vieles nicht kaufen, weil es derartiges einfach nicht gab. Ich denke nur an den Landungsgassensatz zur Markierung von Landegassen an der Küste, den Unterwasserschlitten oder Unterwasserortungsgeräte für die Minensuche. Aber auch an ganz einfachen Dingen fehlte es noch in den 70-er Jahren, wie Füßlinge Größe 45 (selbst geklebt) oder Kampfmützen (selbst genäht und Admiral Ehm vorgestellt).
Und so erlebte die Neuererarbeit einen ungeahnten Aufschwung.
In den Jahren seiner Existenz hat das Kampfschwimmerkommando an einer Vielzahl von Höhepunkten im politischen und militärischen Leben der DDR teilgenommen. Beispielhaft genannt seien:
- Gefechtsvorführungen von Einsatzgruppen im Juli 1971 und im Juli 1984 vor der Partei- und Staatsführung der DDR;
- Vorführungen vor ausländischen Militärdelegationen;
- die erfolgreiche Suche des TS-Bootes 844 1968 und die Suche einer Schiff-Schiff-Rakete P-15 im Seegebiet der Kadett-Rinne;
- die mehrfache Auszeichnung als „Bester Truppenteil“ durch den Minister für Nationale Verteidigung;
- die erfolgreiche Erprobung des Hubschraubers Mi-8 zum Absetzen von Einsatzgruppen mit und ohne Fallschirm im Januar 1977;
- die Teilnahme an den Flottenparaden der Volksmarine zum 20., 30. und 40 Jahrestag der DDR;
- die Teilnahme an den Manövern „Waffenbrüderschaft 70 und 80“;
- die Teilnahme an einer Vielzahl von Kommandostabsübungen der Volksmarine.
Zum Abschluss des Ausbildungsjahres 1988/89 wird das Kampfschwimmerkommando zum letzten Male in seiner Geschichte als „Bester Truppenteil“ ausgezeichnet.
Als die Kampfschwimmer am 05. Oktober 1989 nach Abschluss der Generalprobe zum 40. Jahrestag der DDR am Kabutzenhof in Rostock in den nachfolgenden Nächten bis zum 07. Oktober die Sicherung der Gästetribüne zu übernehmen haben, war dies eine gleichsam neue wie ungewöhnliche Aufgabe, die Unsicherheit auslöste. Denn die politischen Veränderungen im Land waren bereits spürbar. Die Vorführungen am 07. Oktober liefen wie geplant und seitens des Kampfschwimmerkommandos in der gewohnten Qualität ab.
Als 4 Wochen später die Grenze geöffnet wurde, herrschte bei vielen Armeeangehörigen, vor allem bei den Berufssoldaten, Unverständnis.
Die Gefechtsausbildung wurde eingeschränkt. Das Zusammentreffen mit Vertretern des Neuen Forum im Zusammenhang mit der Sicherung des IMES-Objektes in Kavelstorf, ließ die Unsicherheiten weiter wachsen. Der Sinn der weiteren militärischen Tätigkeit wurde mehr und mehr in Frage gestellt.
Nach meinem Besuch beim Kommandeur der Kampfschwimmer in Eckernförde war eins klar - zwei Kampfschwimmereinheiten wird es in einem vereinten Deutschland nicht geben!
Auf der Suche nach einem neuen Aufgabengebiet haben wir 1990 mit der Erarbeitung einer Einsatzdokumentation zur Terrorabwehr begonnen. Entsprechende Ausbildungselemente wurden in Zusammenarbeit mit der Diensteinheit 9 der Deutschen Volkspolizei trainiert.
Aber die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten. Im September begannen die Vorbereitungen zur Übernahme der NVA am 03. Oktober 1990 in die Bundeswehr. Nach etwa 12 Monaten der Ungewissheit – 3 Jahre nach der Verleihung der Truppenfahne, wurde diese während eines feierlichen Zeremoniells am 02. Oktober 1990 nach einem letzten Vorbeimarsch an der angetretenen Truppe eingerollt und verpackt. Nach 32 Jahren, 5 Monaten und 7 Tagen hörte das Kampfschwimmerkommando der Volksmarine auf zu existieren. Das war für viele der unangenehmste Augenblick im persönlichen militärischen Leben. Im Dezember reichte die überwiegende Mehrheit der Berufssoldaten ihre Entlassung ein.
Gerade die Berufssoldaten waren in ihrer Biografie eng mit dem Kampfschwimmerkommando verbunden. Die Geschichte des KSK war ihr Leben. Es war auch ihr ganzer Stolz. Sie gehörten zu einer Gemeinschaft, die einzigartig in der NVA war. Wir haben Treue, Freundschaft, Zusammenarbeit und Kameradschaft gelebt.
Alle hatten Entbehrungen auf sich genommen. Sie taten es in der Überzeugung, damit etwas Gutes für ihre Heimat zu leisten. Ihr Schweiß, ihr Mühsal, ihre Gesundheit waren der Preis dafür, dass Frieden blieb.
Ich selbst habe etwa die Hälfte der Zeit, die das KSK existierte, hier gearbeitet und gelebt. Es erfüllt mich noch heute mit großem Stolz, dazu gehört zu haben. Diese Haltung habe ich seit 1990 immer, überall und gegenüber jedermann offensiv vertreten.
Kurios war allerdings der Inhalt meiner Entlassungsurkunde, die mir per Fernschreiben im Dezember 1990 überreicht wurde: „Mit dem Dank und der Anerkennung für Ihren Einsatz beim Aufbau gesamt-deutscher Streitkräfte im Bundeswehrkommando Ost“.
Dazu muss man wissen: Im März 1990 hatte die NVA 135.000 Mann. Am 02. Oktober waren es noch 90.000. Übernommen wurden 18.000 Soldaten (ca. 22.000 wurden auf eigenen Wunsch entlassen). Im April 1994 dienten noch 8513 Soldaten in der Bundeswehr. Ende 2005 verblieben davon 3674.
(Zahlen aus der Broschüre „Was wurde tatsächlich aus der NVA“ – herausgegeben 2016 vom „Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee der Grenztruppen der DDR“).
Nur in Ausnahmefällen erhielten verbliebene Offiziere ein selbständiges Kommando. Also, welche gesamtdeutschen Streitkräfte sollten das werden???
Der Kommentar in unserem Buch lautet dazu etwas sarkastisch: „Selten so gelacht“.
Uns so wurden viele von uns ab dem 01. Januar 1991 zunächst Kunden beim Arbeitsamt.
Heute ist festzustellen, dass fast alle von uns ihren Platz, mehr oder minder gut, in der Gesellschaft gefunden haben. Die Wege, die dabei beschritten wurden, waren sehr unterschiedlich.
Es war anfänglich schwierig, sich unter den neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen zu orientieren und zu arrangieren. Erschwerend kam hinzu, dass die ehemaligen Soldaten der NVA von allen Seiten, insbesondere von den Bürgern des eigenen Landes, diskreditiert wurden. Aber die Devise lautete: „Nicht unterkriegen lassen!“ Wir waren es gewohnt mit Schwierigkeiten fertig zu werden. So ist es nicht verwunderlich, dass bis heute einige von uns Führungspositionen in Unternehmen und Einrichtungen bekleiden. Andere haben sich erfolgreich in der Selbständigkeit etabliert. Wieder andere verbringen bereits ihr wohl verdientes Rentner-Leben.
Es gab auch Offiziere des Kampfschwimmerkommandos, die die am 03.10. 1990 gewechselte Uniform nicht mehr ausgezogen haben (Manfred Usczeck, Manfred Richter). Ich selbst, und ich betone, dass dies ausschließlich eine persönliche Wertung ist, halte das für höchst fragwürdig. Nicht nur deshalb, weil sich für mich die Frage nach Ehre und Gewissen stellt. Sondern auch, weil in diesem Zusammenhang das, was uns seinerzeit verbunden hat und bis heute in Persona unserer Marine- Kameradschaft erhalten blieb, nämlich menschliche Nähe, Zusammenarbeit und Kameradschaft, durch fragwürdige Interviews seitens Manfred Usczeck, in unterschiedlichen bundesdeutschen Printmedien, in Frage gestellt wurde.
Ich habe lange überlegt, ob es wert ist, dieses Thema aufzugreifen oder nicht. Aber die Art und Weise seiner Selbstdarstellung und der Umstand, dass wir mal beste Freunde und unsere Familien eng miteinander verbunden waren und ganz besonders, dass er „Einer von uns“ war, der uns auf derart perfide Weise den Rücken kehrte, haben mich dazu veranlasst.
Schließlich ist jeder für dein Leben selbst verantwortlich. Dennoch kann man zu dessen Gestaltungsweise eine Meinung haben. Und meine ist: Wer so etwas tut, ist für mich kein Kamerad mehr!
Was ist geblieben? Geblieben sind die Erinnerungen an eine Zeit, die zu Ende ging, wie es keiner von uns erwartet. hatte. Erinnerungen an eine Zeit, in der die Armee zum Ende eher als „Feind“ statt als Armee des Volkes angesehen wurde. Erinnerungen an eine Zeit, in der Weltbilder zusammenbrachen und das eigene Schicksal völlig ungewiss war.
Die Gründung unserer Marinekameradschaft im Jahre 1997 war ein Akt gegen das Vergessen, so wie es auch die Bestimmung unseres Buches sein sollte.
Initiiert von einigen Kameraden, wie unter anderem von Wolfgang Balzer, Günter Heller, Horst Kerzig, Hans-Joachim Liefeld, Rainer Rumpf Günter Trappiel, Eckhardt Zschiesche, Rudolf Ludwig, Reinhard Henschel, Dieter Müller, Olaf Friedrich, Frank Diestel, Karl-Heinz Müller.
In der Jubiläumsaugabe unseres „Kampfschwimmer“ ist die Gründungshistorie und was im Weiteren daraus folgte, ausführlich beschrieben. Es ist erfreulich, dass wir uns in unserer „Marinekameradschaft Kampfschwimmer Ost e.V.“ zusammengefunden haben und alte Kontakte und Freundschaften weiter pflegen.
Unser Buch, das 2008 erschien ist, so glaube ich, das beste Denkmal, was wir dem Kampfschwimmerkommando setzen konnten. In irgendeiner Form wird sich jeder darin wiederfinden. Die unerwartet vielen positiven Resonanzen, auch von westdeutschen Marinehistorikern, hat unser Ansehen sowie die Bedeutung des Kampfschwimmerkommandos und das, was und wie wir es taten, nochmals bekräftigt.
Ich persönlich möchte meine Dienstzeit im Kampfschwimmerkommando nicht missen. Es erfüllt mich mit Stolz, dieser Elitetruppe angehört zu haben, die unter den gegebenen Umständen höchst professionelle Arbeit geleistet und sich in der Volksmarine und darüber hinaus ein hohes Ansehen erarbeitet hat. Wir waren keine besseren, aber besondere Marinesoldaten. Wir haben uns freiwillig den Aufgaben gestellt und sie mit mehr als nur 100 Prozent Einsatz und Leidenschaft zu lösen versucht.
In unserem Buch haben wir das so beschrieben: „Wir waren eine Schar Entschlossener, mehrerer Generationen von Kampfschwimmern, deren militärisches Können, Einsatz- und Leistungs-bereitschaft, Opferbereitschaft, Kameradschaft und Zuverlässigkeit über dem stand, was in den Streitkräften gemeinhin üblich war.
Alle, die in den 32 Jahren seiner Existenz dem Kampfschwimmerkommando angehörten, können stolz darauf sein.
Es gibt keinen Grund, diese Zeit zu verschweigen oder sich gar ihrer zu schämen. Wir können selbstbewusst auf das verweisen, was wir taten.“
Und so möchte ich mich den Worten von Admiral a.D. Theodor Hoffmann anschließen, der in seinem Buch „Kommando Ostsee“ schrieb: „Ich schäme mich nicht meines militärischen Werdeganges wegen. Ich wurde Soldat in der festen Überzeugung einer guten und gerechten Sache zu dienen“.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein vergnügliches und geselliges Jubiläum!
Euch allen, Euren Familien und Freunden, beste Gesundheit, Freude, Glück und Zufriedenheit für die kommenden Jahre.
Grußworte von Admiral a.D. Theodor Hoffmann, Sprecher des Ältestenrates des Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR
Werte ehemalige Angehörige des Kampfschwimmerkommandos, sehr verehrte Gäste,
ich überbringe Ihnen die herzlichsten Grüße und Glückwünsche der Mitglieder des Verbandes zur Pflege der Traditionen und der Grenztruppen der DDR zum 60. Jahrestag der Aufstellung des Kampfschwimmerkommandos-18 und meine persönliche Gratulation als ehemaliger Chef der Volksmarine.
38 Jahre währte die Geschichte des Kampfschwimmerkommandos. Diese Geschichte wurde von drei ehemaligen Kommandeuren eindrucksvoll aufgeschrieben und ich möchte davon nichts wiederholen. Das Kampfschwimmerkommando war die zahlenmäßig kleinste Einheit der Volksmarine, die dem Chef unmittelbar unterstellt war. Was will dieses Klein schon besagen? Wie lautet doch das Sprichwort? „Klein, aber oho“. Und das Kampfschwimmerkommando war oho.
Für viele geheimnisumwittert war das Kampfschwimmerkommando eine Elitetruppe. Die Angehörigen zeichneten sich durch eine hohe Einsatzbereitschaft, einen soliden Ausbildungsstand, körperliche Fitness, Mut, Verantwortungsbewusstsein und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl aus.
Das Kampfschwimmerkommando nahm an vielen gemeinsamen und nationalen Übungen, an Überprüfungen der Gefechtsbereitschaft, Paraden und Vorführungen teil und ihre Handlungen waren stets ein Höhepunkt.
Das Kampfschwimmerkommando hatte bei den verbündeten Flotten, in der Nationalen Volksarmee, in der Volksmarine und auch bei der Bevölkerung ein hohes Ansehen. Manchmal war es auch gefürchtet. Bei Überprüfungen innerhalb der Volksmarine stellten sie oft den Gegner dar und lösten die Aufgaben unbemerkt vom Angegriffenen. Auch die Übertragung von Sonderaufgaben war keine Ausnahme. So übertrug der langjährige Verteidigungsminister der DDR Armeegeneral Hoffmann die Ausbildung seiner Söhne im Kampfsport und den Personenschutz während einer Südostasienreise den Kampfschwimmern.
Mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes wurde das Kampfschwimmerkommando aufgelöst. Bestand hat die Geschichte des Kampfschwimmerkommandos als Teil deutscher Militärgeschichte, haben die Traditionen und es gibt noch die ehemaligen Angehörigen der Einheit. Sie treffen sich regelmäßig, pflegen Soldatenkameradschaft, erinnern sich an den gemeinsamen Dienst, der ihnen viel abverlangte und ein Dienst für den Frieden war.
Heute sind auch die ehemaligen Kampfschwimmer in die Jahre gekommen. Auch die letzten Einberufenen erreichen bald das 50. Lebensjahr. Was soll man ihnen und ihren Familienangehörigen wünschen? Vor allem Gesundheit, viele schöne und interessante Erlebnisse und noch viele Treffen unter Kameraden.
Dazu wünsche ich Ihnen nach Art der Seeleute achterlichen Wind und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!
Statement von Oberstleutnant a.D. Gerhard Leutert, einst Leiter des Fallschirmdienstes in den Landstreitkräften
(verlesen von Horst Kerzig)
Liebe Mitglieder der „Marinekameradschaft Kampfschwimmer Ost e.V.,
ich danke euch ganz herzlich für die Einladung zum 60. Gründungstag des KSK-18 der Volksmarine und bedaure zutiefst, dass ich aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste und nicht mit meiner Frau an eurer Feier teilnehmen kann.
Die Glückwünsche des Fallschirmjäger-Traditionsverbandes Ost e.V. wird euch Kamerad Hans Liesegang überbringen, ein ehemaliger Kampfschwimmer eures stolzen Kommandos, nun Mitglied unseres Verbandes, der die Kameradschaft Rügen führt und eine ausgezeichnete Arbeit in unserem Verband leistet.
Drei Kommandeure eures einmaligen Kommandos haben mit dem Buch „Die Kampfschwimmer der Volksmarine“ euch ein bleibendes Denkmal gesetzt und eure hervorragenden Leistungen, die ihr zur Erhaltung des Weltfriedens mit erbracht habt, in überzeugender Weise geschildert, damit die 32-jährige Existenz des KSK-18 der Volksmarine der Nachwelt erhalten bleibt.
Die Kampfschwimmer hatten das anspruchsvollste Fallschirmsprungprogramm in der NVA zu absolvieren und haben das unter Anleitung erfahrener Offiziere und Fallschirmwarte/Ausbilder des KSK mit besten Ergebnissen umgesetzt. Dabei möchte ich ganz besonders an die Offiziere Albert Mahlfeld, Gerhard Aschekowski, Gerhard Hofmann und Peter Menzel sowie an die Fähnriche Lange und Friedrich erinnern, die leider außer den Kameraden Lange und Mahlfeld nicht mehr unter uns weilen. Ich erinnere an die Pionierarbeit beim Fallschirmspringen mit vollständiger Taucherausrüstung oder der ersten Gruppensprünge mit Gefechtsausrüstung aus dem Hubschrauber Mi-8. Hier war das KSK Vorreiter und eure Erfahrungen wurden in Dienstvorschriften und Anleitungen aufgenommen und waren für alle fallschirmspringenden Einheiten der NVA bindend. Leider habe ich diese Leistungen in meinem Buch „Fallschirmjäger der NVA – 30 Jahre Fallschirmdienst“ zu wenig gewürdigt.
Abschließend möchte ich euch ganz herzlich zu eurem heutigen Jubiläum gratulieren, euch eine gute Feier und allen Kameraden und euren Familien alles Gute wünschen.