Eröffnungsvortrag

des Vorsitzenden des Freundeskreises der Tastfunker der Volksmarine anlässlich ihres 12. Treffens am 13. Juni 2014 in Wismar

–Mahnung und Appell an den Bundespräsidenten–

 

Liebe Kameraden, liebe Ehefrauen und Lebensgefährtinnen,

Es ist wieder Freitag, der 13. Juni und schon zum 12. Mal treffen sich Funker-kameraden der Volksmarine mit ihren Ausbildern, um über das zu klönen, was uns im Leben viel gegeben hat und um das Zusammengehörigkeitsgefühl unter uns aufrecht zu erhalten. Der Dienst in unserer Marine, und das bringen die Kameraden immer wieder zum Ausdruck, hat uns zu Persönlichkeiten geformt, welche in allen Lebenslagen ihren Mann stehen konnten. Wir sind stolz auf Euch, Kameraden!

 

Liebe Kameraden!

Ich will heute keine lange Rede halten, aber die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen zwingen einfach dazu, in unserem Rahmen über einige Dinge zu sprechen.

Wir haben im Jahr 2002 entschieden, das unser Freundeskreis keine politische Vereinigung darstellen soll. Dabei bleibt es auch. Wir können aber vor dem, was um uns herum geschieht nicht einfach die Augen verschließen, als ginge es uns nichts an.

Wie ist doch gleich die Antwort auf die Frage: Wo fängt der Fisch zuerst an zu stinken? Das Sprichwort sagt es uns, liebe Kameraden, nämlich am Kopf. Fragen wir uns doch mal, wie viele Köpfe wir in den letzten 20 Jahren in Deutschland erleben durften. Alle waren nicht die Richtigen und mussten gehen. bevor ihre Amtszeit abgelaufen war. Nur zur Klarstellung,  ich spreche heute von unserem amtierenden Bundespräsidenten. Da hat nun einer die Spitze unseres Staates erklommen, wo man nach so langer Zeit hätte  erwarten können, dass nun endlich der Richtige gefunden wurde. Aber die Erwartungen werden sich wohl nicht erfüllen, liebe Kameraden. Man hat sich nun dazu durchgerungen, einem  Pazifisten das Vertrauen zu geben, als Staatsoberhaupt die Geschicke unseres Landes in die Hand zu nehmen. Jeder, der am Frieden interessiert ist, hat geglaubt, dass Deutschland nun etwas für den Frieden und die Abrüstung unternehmen wird. Was ist aus diesem, ich muss es heute so formulieren, Irrglauben geworden?

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!

Von dieser Plattform aus, müssen sie sich schon einmal einige Fragen gefallen lassen.

Sie als einstiger Koautor solcher Parolen wie: „Frieden schaffen ohne Waffen“

oder „Schwerter zu Pflugscharen schmieden“ sollten eigentlich wissen, wovon Sie sprechen und was es heißt, Frieden schaffen zu wollen. Es hat aber den Anschein, als würden Sie als Theologe und Pfarrer diese Parolen heute wie der Teufel das Weihwasser fürchten. Denn aus dem offiziellen Sprachgebrauch sind sie lange verschwunden und keiner unserer Politiker nimmt sie mehr in den Mund. Warum eigentlich nicht? Sollten sie der Meinung sein, dass die Menschen diese Parolen vergessen haben, dann irren Sie sich gewaltig. Die Menschen haben einen feinen Spürsinn entwickelt und können hervorragend Lügen von Wahrheiten unterscheiden.

 

Was heißt eigentlich Pazifismus?

Das ist doch die Vision von einer Gesellschaft ohne Waffen und ohne Gewalt. Richtig? Wenn nun ein Pazifist wie Sie, Herr Bundespräsident, eine solche Gesellschaft nach außen hin proklamiert und sich an die gefährlichsten Waffen klammert, die jemals von Menschen entwickelt worden sind , dann kann man doch das ganze Gerede von einer waffenlosen Gesellschaft nicht ernst nehmen. Eine größere Lüge kann es dann doch wohl nicht geben. Was soll man denn von einem Pazifisten halten, der es offiziell gestattet, dass mit Waffen Milliardengeschäfte gemacht werden und in Konfliktgebieten durch deutsche Waffen Menschen sterben. Ist das etwa pazifistisches Verhalten? Ich glaube wohl nicht. Das hat wohl eher etwas mit Menschenverachtung zu tun. Denn die Waffen sind ja nicht zum Spielen entwickelt worden, sie sollen doch wohl auch eingesetzt werden, um Sachwerte und vor allem Menschen zu vernichten. Ist das noch pazifistisches Gedankengut? Wo sind ihre pazifistischen Grundsätze geblieben, Herr Bundespräsident?

Nun noch einige vertiefende Gedanken. In jedem Staat, so auch in unserer Bundesrepublik, ist es legitim und nur natürlich, wenn sich ein Staatsoberhaupt Gedanken um die Menschen macht, die ihren Staat in Krisensituationen schützen sollen und wollen. Dazu ist es doch zwingend notwendig, die Gedanken und Ideen der jeweiligen Regierung den Führungskräften der Streitkräfte eines Landes nahe zu bringen. Der einfachste und kürzeste Weg, dieses Ziel zu erreichen ist doch der, eine Rede vor den Führungskräften der Streitkräfte zu halten, um die Ideen und Gedanken  der Staatsführung zu diesem Thema an die richtige Stelle zu bringen. Was ist da wohl besser geeignet als eine Veranstaltung vor den Hörern einer reprädentativen  Bildungseinrichtung der Bundeswehr zu nutzen. Auch das gehört zu den Pflichten eines Staatsoberhauptes. Nun hätte sich die einmalige Möglichkeit ergeben, dass ein überzeugter Pazifist wie Sie, Herr Bundespräsident, sein pazifistisches Gedankengut diesem ausgesuchten Personenkreis nahebringt. Das wäre ein wirklicher Beitrag für Frieden und Abrüstung geworden. Aber in Wirklichkeit war der Tenor ihrer Rede vor der Führungsakademie der Bundeswehr in München geprägt von den Gedanken eines verstärkten Einsatzes der Bundeswehr im Ausland. Der schlimmste Gedanke jedoch war der, dass wir uns alle – sinngemäß – daran gewöhnen sollten, dass Zinksärge von den Einsätzen zurückkommen werden. Herr Bundespräsident, bei aller Hochachtung vor Ihrem Amt, aber kriegstreiberischer und menschenverachtender geht es nun nimmer.                                                                                                     

Auch von ihrer Seite, Herr Bundespräsident, wurde der DDR vorgeworfen, eine aggressive Armee unterhalten und ausgebildet zu haben. Aber, Herr Bundespräsident, nur mal zur Erinnerung, kein Soldat der NVA ist je in einem Zinksarg von einem Auslandseinsatz zurückgekommen. Kein Soldat der NVA wurde jemals in einen Krieg geschickt. Wenn es Todesfälle in der NVA gegeben hat, dann waren das „Betriebsunfälle“ mit Todesfolge. Hier schließt sich wieder der Kreis und wir können ganz leicht erkennen, warum diese pseudopazifistischen Parolen wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Schwerter zu Pflugscharen machen“ heute nicht mehr in das offizielle Gedankengut der Bundesrepublik passen und deshalb auch aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind. 

   

Kameraden!

Wenn sich heute führende Mitglieder unserer Regierung, wie zum Beispiel ein Herr Gabriel, damit brüsten, dass es fast 70 Jahre nach dem 2.Weltkrieg auf deutschen Boden keinen Krieg gegeben hat, so ist das zwar eine Tatsache, aber auf  keinem Fall das Verdienst der Bundesrepublik Deutschland.  Denn hat jemand die Särge gezählt, in denen junge deutsche Menschen von ihrem Auslandseinsatz zurückgekommen sind? Ich sage es ganz deutlich: wenn deutsche Soldaten mit deutschen Waffen in Einsätze geschickt werden, wo der Gebrauch der Waffen tatsächlich stattfindet, dann ist doch offensichtlich, dass sich Deutschland im Krieg befindet. Und deutsche Pazifisten geben ihren Segen dazu. Wenn das Frieden schaffende Politik sein soll, dann weiß ich nicht, wie man Kriegstreiberei noch besser umschreiben könnte.

Dann hat wohl eher  unser Dienst an der Nahtstelle zwischen NATO und Warschauer Vertrag dazu beigetragen, den Frieden im Ostseeraum zu sichern. Da müssen sich Leute, die sich heute mit 70 Jahren Frieden in Deutschland brüsten, gar nicht so ins Zeug legen, denn deren Verdienst ist es nicht, wenn in Deutschland die Waffen schweigen. Wir müssen es immer wieder betonen, und das mit allem  Nachdruck, Deutschland befindet sich wieder im Krieg. Wie hieß es doch in der Nationalhymne der DDR “ Damit keine Mutter mehr ihren Sohn beweint“.  An solche Zielsetzungen sollten sich unsere Möchtegern–Krieger ab und an wieder erinnern. So lange es Kräfte gab, die sich immer für diese Zielsetzung stark gemacht haben, gab es in Deutschland keine Mutter, die um ihren Sohn weinen musste. Wie viele Tränen sind nun schon wieder von Müttern, Ehefrauen und Kindern vergossen worden,  seit Deutschland seine Soldaten in Auslandseinsätze schickt? Wer kann sie zählen?

Was ist da nun geblieben von der Parole „Frieden schaffen ohne Waffen“?

Das ganze Gerede ist doch geplatzt wie eine zu groß geratene Seifenblase.

 

Liebe Kameraden!

Der Frieden, das höchste Gut der Menschheit, lag und liegt uns am Herzen. Dafür haben wir und unsere Kameraden auch Waffen in den Händen gehalten und hätten sie anwenden können, wenn es notwendig gewesen wäre. Das sollten sich die Leute wieder mal ins Gedächtnis rufen, die sich mit fast 70 Jahren Frieden in Deutschland brüsten. Ein Staatsoberhaupt,  das als Christ und Pazifist die derzeitige kriegstreiber-ische Politik unseres Staates gut heißt, hat schon gar kein Recht, sich die lange Friedensperiode in Deutschland auf die Fahne zu schreiben.

Unter ihrer Führung, Herr Bundespräsident, weinen wieder deutsche Mütter um ihre Söhne. Sie sind sogar dafür, dieses Treiben noch auszuweiten. Gibt Ihnen das nicht zu denken oder lässt sie das kalt?

Kehren sie um, Herr Bundespräsident, und besinnen sie sich wieder auf ihre christ-lichen und pazifistischen Grundsätze. Denn wie steht es in der Bibel: “Du sollst nicht töten“! Ist dieses Gebot zurzeit außer Kraft gesetzt? Oder wie soll man den verstärkten Einsatz deutscher Soldaten im Ausland verstehen? Herr Bundespräsident, der Fragen sind genügend aufgeworfen. Nun sollten sie beantwortet werden.

Liebe Kameraden!

Die Funker der Volksmarine haben es immer verstanden, ihre Meinungen und Probleme dort anzubringen, wo sie hingehören. Auch von diesem Forum aus werden wir ein Sprachrohr finden, um unsere Gedanken dort abzuliefern, wo wir der Meinung sind, dass sie die beste Wirkung erzielen.     

Herr Bundespräsident, seien sie gewiss, dass die Angehörigen der Volksmarine, aber auch der anderen Teilstreitkräfte der NVA,  sie immer wieder daran erinnern werden, das Sie  als deutsches Staatsoberhaupt dafür Sorge zu tragen haben, „dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint“.

Das sind Sie,  Herr Bundespräsident,  unserem Volk schuldig.

 

Liebe Kameraden!

Das Thema ist so vielschichtig, dass wir noch stundenlang darüber debattieren könnten. Ich hoffe, ein paar Denkanstöße für unseren traditionellen Klönsnack gegeben zu haben. Ich wünsche uns allen für unser Treffen viel Spaß und gute Unterhaltung. In hoffe, dass wir uns  noch oft treffen und unser Bierchen trinken können.

Wer der Meinung ist, dass es sinnvoll ist, unseren Herrn Bundespräsidenten zu unserem nächsten Treffen, einzuladen, der möge uns das wissen lassen. Ob er unsere Einladung annehmen würde, ist sehr fraglich. Wir werden sehen.

Da wir gerade bei den Wünschen sind, es sind Vorschläge gefragt,  wie wir unser nächstes Treffen gestalten wollen. Vorschläge und Ideen übermittelt bitte den Kameraden Pieruschka, Schröder, Quapinski oder Bickel.

Wir wünsche nun allen viel Spaß und Freude bei unserem Klönsnack.

 

Die Leitung des Freundeskreises der Tastfunker der Volksmarine

 

Wismar, 13. Juni 2014   

 

 

 

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