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16.06.2023
Ukraine: Spanische Militärs veröffentlichen Appell gegen Waffenlieferungen und für sofortige Friedensverhandlungen
Von Carmela Negrete
Es ist ein Appell, der bisher zu Unrecht von den Medien ignoriert wurde. Die spanische Tageszeitung Público hat am Sonnabend eine Petition von Dutzenden Reservisten und pensionierten Soldaten veröffentlicht, die eine Einstellung der Waffenlieferungen an die Ukraine fordern: »Wir, eine Gruppe von Angehörigen der spanischen Armee im Ruhestand und Reservisten, haben uns dazu entschlossen, unsere Stimme zu erheben angesichts der schwerwiegenden Situation, die durch den Krieg in der Ukraine hervorgerufen wurde und zu einer Eskalation von Tod und Zerstörung führt. Zusammen mit anderen Soldaten anderer Nationen fordern wir unsere Regierungen auf, diesen Wahnsinn zu stoppen«, schreiben sie.
Sie verurteilen die »Invasion der Russischen Föderation in der Ukraine« genauso wie die »aggressive Rolle der NATO, des bewaffneten Arms der USA«, und fordern die Regierungen der EU-Länder auf, »ihre Kriegstreiberei sofort zu beenden und sich effektiv für Friedensverhandlungen einzusetzen, anstatt den Krieg mit immer mehr Waffenlieferungen anzuheizen«. Eine weitere Eskalation führe zu einer »unkontrollierbaren Situation, in der das Leben auf dem Planeten riskiert wird«. Die NATO »mit ihren permanenten und ungebremsten Einschüchterungen und Provokationen führt ganz Europa in die eigene Vernichtung«, warnen die Unterzeichner.
Sie rufen alle Reservisten dazu auf, diese Situation anzuprangern. »Vielleicht werden unsere Söhne und Enkel eingezogen«, stellen sie fest. »Wir müssen Druck auf unsere Regierungen ausüben, um diese Entwicklung sofort zu stoppen, die uns zur gegenseitigen Zerstörung führt.« Denn das Risiko eines Atomkriegs steige jeden Tag, schließlich werde »keine nukleare Macht eine erniedrigende Niederlage akzeptieren«. Die Unterzeichner sehen klar das Risiko: »Die Anzahl an zivilen Opfern und die Zerstörung, die Europa dann träfe, könnten nie gesehene Ausmaße erreichen. Die Folgen könnten irreversibel sein.« Deshalb gibt es nur eine richtige Entscheidung: den sofortigen Kriegsstopp. »Eine Feuerpause ist notwendig und dringend.«
Unter den Erstunterzeichnern befinden sich mehrere Offiziere höheren Ranges, darunter José Julio Rodríguez Fernández, ehemaliger Chef des Nationalen Sicherheitsrats von 2008 bis 2011 und Vorsitzender von Podemos in Madrid von 2017 bis 2019. Später arbeitete er im Kabinett der Koalitionsregierung von PSOE und Unidas Podemos als Staatssekretär des Vizepräsidenten Pablo Iglesias, bis dieser zurücktrat. Auch der ehemalige Leutnant Luis Gonzalo Segura, der aus der Armee entlassen wurde, nachdem er Korruption in der Truppe angeprangert hatte, und der heute als freier Autor arbeitet, befindet sich unter den Erstunterzeichnern. Sein letztes Buch trägt den Titel »Die ukrainische Falle. Die westliche Erzählung auf dem Prüfstand« und wurde im linken Verlag Akal veröffentlicht. Zudem hat Floren Dimas den Brief unterschrieben. Der im Ruhestand befindliche Offizier der Luftwaffe ist Mitglied des Verbunds demokratischer Soldaten (Anemoi) und engagiert sich aktiv in der Bürgervereinigung Miliz und Republik (ACMYR). Dimas ist Autor für verschiedene spanische Medien und wurde auch zum Delegierten der Vereinigung »Archiv Krieg und Exil« (AGE) gewählt, die die Erinnerung an den antifaschistischen Kampf und Widerstand in Spanien wachhält.
Link zum Originalartikel:
junge welt, Die Tageszeitung, Ausgabe vom 14.06.2023, Seite 1 / Titel
jp