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- Thälmann, Ernst
geboren am 16. April 1886 in Hamburg
ermordet am 18. August 1944 im KZ Buchenwald
Ernst Thälmann, von vielen liebevoll „Teddy“ genannt, wurde am 16. April 1886 in Hamburg geboren. Der Vater war Speditionskutscher; die Mutter die Tochter eines Zimmermanns. Ernst war ein begabter Schüler, weshalb auch die Aufnahme in eine Begabtenklasse erfolgte. Sein Wunsch Lehrer zu werden, erfüllte sich aber nicht. Er musste als Schüler und auch nach dem Abschluss der Schule zum Unterhalt der Familie, die inzwischen ein kleines Handels- und Fuhrwerksgeschäft betrieb, beitragen. Bereits als Schüler kam er mit Hafenarbeitern beim Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97 in Kontakt. Er schrieb später, dass dieser Streik sich für immer in sein Herz eingeprägt hat. 1903 wurde er Mitglied der SPD und 1904 trat er dem Verband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter bei, wo er als stellvertretener Branchenleiter des Transportarbeiterverbandes aktiv für Arbeiterrechte kämpfte.
Ab Januar 1915 wurde Thälmann zum Kriegsdienst eingezogen und kam bis zum Ende des Krieges an der Westfront als Kanonier zum Einsatz. Er überlebte zwei Verwundungen. Wenige Tage vor Beginn des Kriegseinsatzes heiratete Ernst am 13. Januar Frau Rosa Koch. Aus dieser Ehe ging Tochter Irma Thälmann hervor.
Nach Kriegsende war Ernst Thälmann am Aufbau des Arbeiter- und Soldatenrates in Hamburg beteiligt, trat der USPD bei und zog 1919 als Abgeordneter in die Hamburger Bürgerschaft ein, wo er bis zur Machtübernahme der Nazis vertreten war. Nach dem Vereinigungsparteitag von USPD und KPD im Dezember 1920 zur Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands (VKPD) blieb er Vorsitzender der Hamburger Ortsgruppe, war Mitglied der Bezirksleitung Waterkant und wurde Vorsitzender der VKPD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft. Am III. Weltkongress der Komintern in Moskau nahm er als Delegierter bei, wo er auch Lenin kennenlernte (Mai/Juni 1921). Nach dem Scheitern des Hamburger Aufstandes 1923 war die Führung der Partei zeitweilig gezwungen, verstärkt aus der Illegalität zu agieren. Ab 1924 war Ernst Thälmann stellvertretender Vorsitzender der Partei sowie Mitglied des Deutschen Reichstages und wurde in das Exekutivkomitee - später in das Präsidium - der Komintern gewählt. 1925 übernahm er den Vorsitz in der KPD und im Roten Frontkämpferbund.
Ende der 20er-Jahre gewinnt die faschistische Bewegung an Boden. Thälmann und die Parteiführung kämpfen um die Gewinnung aller Kräfte zu einer antifaschistischen Einheitsfront. Die Losung der KPD zur Reichspräsidentenwahl 1932, wo Thälmann auch kandidierte, macht dies deutlich: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt Krieg“. Leider kam eine starke antifaschistische Einheitsfront nicht zustande. Der Reichspräsident Hindenburg, ein erklärter Monarchist, ernennt am 31.01.1933 nach Rücktritt des Schleicher-Kabinetts Hitler zum Reichkanzler.
Am 07. Februar 1933 erfolgte im Sporthaus Ziegenhals eine vom ZK einberufene Tagung, auf der Thälmann zum letzten Mal vor leitenden Funktionären der KPD bezüglich der bevorstehenden Reichstagswahl am 05.03.1933 sprach. Am 03. März 1933, drei Tage vor der genannten Reichstagswahl und fünf Tage nach dem Reichstagsbrand erfolgte die nach den damaligen Gesetzen zur Immunität von Abgeordneten rechtwidrige Verhaftung von Ernst Thälmann. Ein nachträglicher Haftbefehl vom 06.03.1933 war genauso rechtwidrig, da er rückdatiert wurde. Die Nazijustiz plante zunächst, Thälmann wegen Hochverrat („Putschabsicht“ der KPD) vor Gericht zu stellen. Vom Polizeipräsidium Alexanderplatz kam er in die Untersuchungshaftanstalt Moabit. 1933 und 1934 wurde er von der Gestapo mehrfach in der Prinz-Albrecht-Straße verhört und dabei gefoltert. Lange blieb ihm Rechtsbeistand verwehrt. Ein jüdischer Anwalt, der sich Thälmann angenommen hatte, wurde ausgeschlossen und selbst in Haft genommen. Weil aber die Beweislast wenig gerichtsfest war, auch gewisse Rücksicht auf das Ausland genommen werden musste und eine dem vorhergegangen Reichstagsbrandprozess vergleichbare Blamage vermieden werden sollte, wurde von einer sogenannten „justizmäßigen Erledigung“ Abstand genommen. Am 01. November 1935 wurde Ernst Thälmann der Gestapo als sogenannter „Schutzhäftling“ übergeben und war somit der faschistischen Willkür vollkommen rechtlos ausgeliefert.
Die Protestbewegung gegen die Inhaftierung Ernst Thälmanns erreichte 1935/36 einen Höhenpunkt. Glückwünsche zu seinem 50. Geburtstag kamen aus der ganzen Welt; darunter von Heinrich Mann, Maxim Gorki, Martin Andersen Nexö und Romain Rolland. Ein Bataillon der Internationalen Brigaden in Spanien benannte sich 1936 nach Ernst Thälmann.
Über das Gerichtsgefängnis Hannover (ab August 1937) kommt Ernst Thälmann am 11.August 1943 in die Justizvollzugsanstalt Bautzen. Am 17. August 1944 brachte die Gestapo Ernst Thälmann in das KZ Buchenwald, wo er nach 12 Jahren Einzelhaft am frühen Morgen des 18. August mit einer Schusswaffe ermordet wurde. Sein Leichnam soll sofort beseitigt worden sein. Mitte September verbreitete das Deutsche Nachrichtenbüro wahrheitswidrig die Meldung, dass „unter anderem die ehemaligen Reichstagsabgeordneten Breitscheid und Thälmann“ bei einem Luftangriff ums Leben gekommen seien. Nachforschungen haben ergeben, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit der Befehl zur Ermordung von Ernst Thälmann direkt von Hitler kam. Ein mutmaßlicher Verantwortlicher und gleichzeitig Täter zur Ermordung von Ernst Thälmann wurde 1988 nach mehrjährigem Verfahren in der Bundesrepublik freigesprochen!
Der Offiziersschule der Landstreitkräfte in Löbau wurde am 01.03.1964 der Ehrenname „Ernst Thälmann" verliehen“.