3. Oktober 2017
Tagesausflug nach Dömitz
Lange geplant, einmal aus technischen Gründen verschoben – heute verwirklicht. 32 Mitglieder der Pionierkameradschaft trafen sich am frühen Morgen zum Tagesausflug in die Festungsstadt Dömitz an der Elbe. Ein moderner Reisebus von Burkardt-Reisen aus Schönhausen brachte uns sicher ans Ziel. Auf dem Programm standen die Besichtigung der Festung und eine Schiffstour auf der Elbe.
Pünktlich um 10.00 Uhr trafen wir an der Brücke, die den Zugang zur Festung ermöglicht, ein. Im Innenhof der Festung wurden wir bereits erwartet und nach Erledigung aller Formalitäten begann die überaus interessante Führung durch die Festungsanlage mit ihren zahlreichen Katakomden und fünf Bastionen.
Der mecklenburgische Herzog Johann Albrecht I. ließ die größte Festung Mecklenburgs in den Jahren 1559 bis 1565 erbauen, um die Südwestgrenze Mecklenburgs und die Elbübergänge zu sichern. Die Gesamtanlage wurde von dem Italiener Francesco a Bornau geplant. Sie entstand in nur sechs Jahren, wozu Johann Albrecht I. in der Nähe eigens eine Ziegelei errichten ließ und sogar Maurer aus Italien beschäftigte, um den Arbeitskräftemangel im Umland auszugleichen. Die Zitadelle zeigt einen fünfecki-gen Grundriss mit 5 Bastionen. Die Bastionen tragen (beginnend am Eingangstor und weiter im Uhrzei-gersinn) die Namen Kavalier, Held, Drache, Greif und Burg. Alle Bastionen besitzen Kasematten. Die Kurtinen zwischen den Bastionen sind bis zu 9 Meter hoch. Die gesamte Festungsmauer hat eine Dicke von drei Metern.
Im Dreißigjährigen Krieg dienten Ort und Festung als Stützpunkt für wechselnde Parteien, unter anderem auch für Tilly und Wallenstein. Dabei wurde 1635 der gesamte Ort im Rahmen der Schlacht bei Dömitz niedergebrannt. Die Stadt war spätestens seit Mitte des 17. Jahrhunderts von einer Wallanlage mit davor liegendem Wassergraben befestigt. Seit 1705 wurde die Festung auch als Irrenhaus und Gefängnis benutzt. Im Jahr 1719 verlegte Herzog Karl Leopold seinen Regierungssitz nach Dömitz, bevor er 1723 Dömitz verlassen musste. 1755 wurden das Zucht- und Irrenhaus weiter ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Bastion Greif erheblich umgebaut. Ihre Kasematten erhielten in den beiden Flanken je drei Geschützstände und der Eingang wurde für die direkte Einfahrt von Fuhrwerken hergerichtet. 1809 fanden in Dömitz Kämpfe im Rahmen der Befrei-ungskriege gegen Napoleon statt. Dabei wurden die Festung und die Stadt von holländischen und französischen Truppen beschossen und eingenommen. Nach der Schlacht bei Magdeburg im Mai 1809 überquerte Ferdinand von Schill mit seinem Husarenregiment die Elbe bei Dömitz, verblieb mehrere Tage in der Festung bevor ihn sein Weg über Damgarten nach Stralsund führte. 1830 wurde das Irrenhaus nach Schwerin verlegt. Der Schriftsteller Fritz Reuter, der in niederdeutscher Sprache schrieb, verbrachte auf der Festung von 1838 bis 1840 den letzten Teil seiner Festungshaft. Er wurde am 25. August 1840 entlassen.
Zwischenmauern an der Bastion Drache
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Kanonen in einer Kasematte |
Kurtine und Bastion Drache |
Nach diesem interessanten geschichtlichen Exkurs ging es um 11.45 Uhr mit dem Bus nach Unbesandten zum Mittagessen in das rustikale Restaurant „Alter Hof am Elbdeich“
Von der Chefin des Hauses wurden wir freundlich in Empfang genommen und herzlich begrüßt. Das vorbestellte Essen war sehr üppig und hat allen sehr gut geschmeckt. Das Haus und vor allem die Küche sind es wert, weiter empfohlen zu werden.
Mit dem Bus ging es wieder zurück nach Dömitz. Dort wartete im Hafen bereits die MS „Elise“ auf uns. Der zweite Höhepunkt des Tages stand an – eine zweistündige Schiffstour auf der Elbe („Heut‘ geht es an Bord“)
Die Fahrt führte zunächst nach „Unterstrom“, vorbei an der „Dorfrepublik Rüterberg“. Das zwischen Dömitz und Hitzacker (Elbe) an der Elbe liegende Dorf befindet sich im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Mecklenburg-Vorpommern, auf und um den Rüterberg. Der Ort grenzt an zwei Seiten an das Bundesland Niedersachsen. Zu Zeiten der deutschen Teilung war er aufgrund der Vorschriften der DDR-Grenzsicherung 22 Jahre lang von Sperranlagen umgeben. Zur Bundesrepublik Deutschland war er durch ein Zaunsystem entlang der Elbe getrennt. Als Protest gegen die durch die Isolierung bestehende Situation riefen die Bewohner am 8. November 1989 die Dorfrepublik Rüterberg aus. Als Vater der an das Vorbild der schweizerischen Urkantone angelehnten Idee einer Dorfrepublik gilt der Schneidermeister Hans Rasenberger.
Rasenberger hatte am 24. Oktober 1989 eine Einwohnerversammlung beantragt. Die Versammlung wurde für den 8. November genehmigt. Neben 90 Einwohnern waren im Gemeindehaus Vertreter vom Rat des Kreises Ludwigslust, ein höherer Offizier der Grenztruppen und der Leiter des Volkspolizeikreis-amtes zugegen. Die Bewohner beschlossen einstimmig die Einrichtung der Dorfrepublik. Bereits einen Tag später fiel die Berliner Mauer und Rüterberg war seit dem 10. November 1989 frei zugänglich. Am 14. Juli 1991 erhielt die Gemeinde Rüterberg vom Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern das Recht, die Bezeichnung „Dorfrepublik 1961–1989“ (ab 2001 „Dorfrepublik 1967–1989“) als Zusatz auf allen Ortsschildern zu führen. Die Regelung galt bis zum 21. Oktober 2002 – seitdem heißt das Dorf wieder Rüterberg.
Bei Kaffee & Kuchen, diversen anderen Getränken und interessanten Informationen des Kapitäns vergingen die zwei Stunden auf dem Wasser wie im Fluge. Pünktlich um 16.00 Uhr machte die „Elise“ im Dömitzer Hafen wieder fest. Bis zur Abfahrt in Richtung Havelberg verblieben noch 30 Minuten, die die meisten Teilnehmer zu einer Stippvisite in das Panorama-Café führte.
Um 16.30 Uhr hatten alle Kameradinnen und Kameraden ihre Plätze im Bus eingenommen und die Fahrt zurück nach Havelberg konnte starten. In Ferbitz im „Landgasthof Bauer“ war für uns das Abendesse vorbereitet. Jeder hatte schon lange vor Reise-beginn aus der Speisekarte sein Essen ausgewählt und so hatten in kurzer Zeit alle einen Teller vor sich zu stehen – üppig gefüllt mit sehr gut schmeckenden Speisen.
Pünktlich um 20.15 Uhr erreichten wir etwas müde und abgespannt unseren Heimatort Havelberg. Ein interessanter und unterhaltsamer Tag ging zu Ende. Wieder eine rundum gelungene Veranstaltung – so die einhellige Meinung der Teilnehmer. Mit einem kräftigen „Ponton kant um“ wurde dem Organisator gedankt.