15.05.2024

9. Mai 2024 – 79. Jahrestag der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus -
ein mehr als denkwürdiger Tag

 

Liebe Genossen und Freunde,

ein kurzer Blick nach dem Aufstehen auf das Thermometer und aus dem Fenster verhieß einen schönen, dem würdigen Anlass entsprechend, einen sonnigen Tag, insbesondere für unsere russischen Freunde einen richtigen Tag zum Feiern. 
Im Unterschied zum perfekten Wetter standen politische Signale auf Sturm.
Am Vorabend des Tages der Befreiung sprach ein Morgenmoderator eines Berliner Radiosenders vom bevorstehenden „Tag der Kapitulation“.
War das einfach dummes Gequatsche, wie es heute im Radio alltäglich ist, oder war das ein beabsichtigter Rückfall in Zeiten vor dem Juli 1987.
Beim damaligen Staatsbesuch in der Sowjetunion sprach Bundespräsident Richard von Weizäcker als erster bundesdeutscher Politiker bewusst davon, dass der 8. Mai 1945 auch für das deutsche Volk der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus sei.
Es blieb aber nicht nur bei der Entgleisung durch diesen Radiomoderator.
Der Berliner Polizeipräsident verbot mit einer Allgemeinverfügung im Umfeld der Sowjetischen Gedenkstätten in Berlin das Zeigen und Tragen von jeglichen Symbolen mit Bezug auf den Sieg der Sowjetunion und der Roten Armee, von Symbolen und Zeichen mit Bezug auf die Russische Föderation, das Abspielen und Singen von Marsch- und Soldatenliedern und vieles mehr
(https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/2024/pressemitteilung.1443764.php).
Ungeachtet oder gerade deswegen entschieden wir uns, die Fahne unseres Verbandes zur Kranzniederlegung an das Ehrenmal Berlin-Treptow mitzuführen.
Erwartet hatten wir entsprechendes Agieren der Berliner Polizei irgendwie schon, dessen Umfang aber dann doch nicht.
Der gängige Parkplatz in der Nähe des Zugangs zum Denkmalskomplex war für Einsatzfahrzeuge der Polizei gesperrt. Dort, wo sonst etwa 100 PKW ihren Platz gefunden hätten, standen 5 Einsatzfahrzeuge. Trotzdem war der gesamte Platz abgesperrt.
Also noch einmal um den ganzen Komplex herumgefahren und deutlich weiter entfernt geparkt. Unsere Vorhut hatte uns schon von stattfindenden Leibesvisitationen am Zugang zum Komplex telefonisch informiert.

Natürlich erweckte das Futteral unserer Fahne die Neugier der Kontrollierenden.
Was ist denn da drin?
Na unsere Verbandsfahne!
Um welchen Verband geht es dabei?
Wir sind vom Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR!
Und wie sieht die Fahne aus?
Na halt Schwarz-Rot-Gold!
Darf ich mal sehen?
Natürlich (also Reißverschluss aufgezogen, wodurch die Farben der Fahne sichtbar wurden)!
O.K., bitte passieren.
Wir waren gerade mal 50 m hinter der Kontrollstelle, da kam uns der Beamte hinterhergerannt.
Die Fahne hat doch ein Emblem!?
Ja, natürlich!
Ist da Hammer und Sichel drin?
Nein, unser Emblem besteht aus Hammer, Zirkel und Ährenkranz!
Na dann ist ja alles in Ordnung.
Die Kontrollwut trieb aber auch deutliches Unwesen.
Einige unserer Mitglieder trugen ihr „kleines“ sowjetisches Militärakademieabzeichen.
Weil sich da Hammer und Sichel in der Mitte des Rhombus befindet, verlangten die Beamten, dass die Abzeichen abgelegt werden.
Nun gut, im Inneren des Komplexes wurden die Abzeichen wieder angelegt.
Übrigens, schon als wir den Komplex verließen, stand eine lange Schlage Wartender an der Einlaßkontrolle. Im Tagesverlauf soll die Wartezeit dann bis zu 2,5 Stunden betragen haben, bevor die Menschen den Eingang passieren konnten.
Ein deutliches Zeichen, das keines Kommentares bedarf.
Im Verlaufe unseres Handelns bei der Kranzniederlegung erklärten wir mehrfach gegenüber polizeilichen Einsatzkräften, die in diesem Jahr auch innerhalb des Komplexes verteilt waren, dass die erlassene Allgemeinverfügung, die entwürdigenden Zugangskontrollen und das gesamte Agieren der Polizei auf den Territorium des Ehrenmals in Berlin-Treptow, der ja auch ein Soldatenfriedhof ist, darauf abzielten, an diesem 8. und 9. Mai 2024 russische Menschen und damit die einstige Siegermacht zu demütigen, in dem man ihnen an diesen beiden Tagen an den Gräbern ihrer Väter und Großväter verbot, Insignien des Sieges über den Hitlerfaschismus zu tragen.
In meinen Augen ein weiterer Versuch des aktuellen politischen Establishment in Deutschland, nachträglich den 2. Weltkrieg zu gewinnen oder zumindest eine der Siegermächte für ihren Sieg zu bestrafen.

Nun, kurz nach uns traf auch die Delegation der Russischen Botschaft am Komplex des Ehrenmals ein. Als Botschafter Netschajew unsere Gruppe bemerkte, kam er auf uns zu und begrüßte uns herzlich und danke uns für unsere Teilnahme an der Kranzniederlegung, was er als Zeichen der Freundschaft und der Solidarität betrachtete.
Mit vergleichbaren Worten richtete er sich später beim Empfang in der Botschaft noch einmal an die anwesenden „deutschen Freunde“.

Am Ehrenmal zogen wir mit unserer Fahne natürlich vielfältige Aufmerksamkeit auf uns. Fotografen baten uns mehrfach um die Entfaltung des Fahnentuches. Viele Besucher baten uns darum, sich mit der Fahne fotografieren zu lassen. Pressefotografen saßen auf der untersten Stufe der Treppe zur Krypta und hatten bestes „Schussfeld“ bei unserer Verbeugung vor den Blumenkränzen und dem anschließenden Aufstieg hoch zur Krypta.
Oben in der Krypta angekommen, entfalteten wir dann noch die Replik der „Siegesfahne vom Reichstag“ die unser Andreas Reinicke heimlich am Körper durch die Kontrolle geschmuggelt hatte.
War dann auch ein willkommenes Fotomotiv.
Weil die Stimmung an diesem 9. Mai in Treptow für den richtigen „Hintergrund“ sorgte, erhielt unser Mitglied Werner Wagner seine Ehrenplakette für 10jährige Mitgliedschaft in unserem Verband überreicht.
Natürlich trafen wir am Ehrenmal und später in der Botschaft unsere Freunde vom Fallschirmjägerverband Ost, der GRH und weitere Freunde aus den Organisationen des OKV.
Sehr gefreut habe ich mich, dass unser Freund und Partner Wieslaw Fajdeka vom polnischen Verband der Erben der Kämpfer des 2. Weltkrieges auch in die Botschaft eingeladen war, nachdem er ja bereits am 21. April an der Zeremonie am Ehrenmal in Seelow gemeinsam mit uns an der Kranzniederlegung teilgenommen hatte.

Jedenfalls sind wir alle gespannt, auf den 80. Jahrestag der Befreiung/des Sieges und aus sich das „politische Berlin“ nächstes Jahr zu dessen würdiger Gestaltung einfallen lassen wird.

Siegfried Eichner,
Oberstleutnant a.D.

Regionalgruppe Berlin „Marschall der Sowjetunion Tschuikow“

 

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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